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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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Bücher lesen würde, während ein paar kleine Babys auf dem schattigen Hof spielten. Er hörte, wie das Mädchen sagte, es würde jetzt gehen, und als er schließlich aufsah, war es verschwunden. Dann dachte er an die Möglichkeit, dass Pamela ihn vielleicht anlog und ihm Angst einjagen wollte, damit er sich von ihrer kleinen Schwester fernhielt. Das hätte er ihr glatt zugetraut, aber wenn es stimmte, was sie sagte, dann hatte er höchstens ein, zwei Stunden Zeit, um zu packen und aus Greenbrier County zu verschwinden. Er wollte gerade den Motor anlassen, als er eine Stimme hörte: »Sie sind nicht gerade ein Musterprediger, oder?«
    Teagardin blickte auf und sah den jungen Russell direkt neben der Wagentür stehen und eine seltsame Pistole auf ihn richten. Er hatte nie eine Waffe besessen, doch er wusste, dass sie nur Ärger machten. Aus der Nähe wirkte der Junge größer. Kein Gramm Fett an ihm, dunkle Haare, grüne Augen. Er fragte sich, was Cynthia wohl von ihm halten würde. Obwohl er wusste, wie lächerlich es war, bei all den jungen Muschis, die er kriegte, spürte er einen Anflug von Eifersucht. Traurig zu wissen, dass er niemals auch nur annähernd so gut aussehen würde wie dieser Bursche. »Was zum Henker tust du da?« fragte er ihn.
    »Ich habe beobachtet, wie Sie das Mädchen gevögelt haben, das gerade verschwunden ist. Und falls Sie versuchen, den Wagen zu starten, puste ich Ihnen die verdammte Hand weg.«
    Teagardin ließ den Zündschlüssel los. »Du weißt gar nicht, wovon du da redest, Junge. Ich habe sie nicht angerührt. Wir haben nur miteinander gesprochen.«
    »Heute vielleicht, aber Sie beackern sie ja ziemlich regelmäßig.«
    »Was? Hast du mir nachspioniert?« Vielleicht war der Junge einer dieser Voyeure, dachte er, ein Ausdruck, den er aus seiner Sammlung an Nudistenmagazinen kannte.
    »Ich habe jeden verdammten Schritt verfolgt, den Sie in den letzten zwei Wochen getan haben.«
    Teagardin sah durch die Windschutzscheibe zu der großen Eiche am Ende der Zufahrt. Er fragte sich, ob das stimmen konnte. Im Geiste zählte er, wie oft er sich in den letzten paar Wochen mit Pamela getroffen hatte. Mindestens sechs Mal. Schlimm genug, aber gleichzeitig war er ein wenig erleichtert. Zumindest hatte der Junge nicht mitgekriegt, dass er auch noch die Schwester gevögelt hatte. Schwer zu sagen, was der verrückte Hinterwäldler dann wohl getan hätte. »Es ist anders, als es den Anschein hat«, sagte er.
    »Wie ist es denn dann?« fragte Arvin. Er entsicherte die Waffe.
    Teagardin fing an zu erklären, dass die kleine Schlampe ihn nicht in Ruhe lassen wollte, doch dann ermahnte er sich, seine Worte sorgsam zu wählen. Er bedachte die Möglichkeit, dass dieser Freak vielleicht in Pamela verknallt war. Vielleicht ging es darum. Eifersucht. Er versuchte sich daran zu erinnern, was Shakespeare über Eifersucht geschrieben hatte, doch es fiel ihm nicht ein. »Sag mal, bist du nicht der Enkel von Mrs. Russell?« fragte er. Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Er hätte schon auf halbem Weg nach Hause sein sollen. Fettiger Schweiß rann ihm in kleinen Bächen über das rosige, glatt rasierte Gesicht.
    »Das ist richtig«, antwortete Arvin. »Und Lenora Laferty war meine Schwester.«
    Teagardin drehte langsam den Kopf und konzentrierte sich auf die Gürtelschnalle des Burschen. Arvin konnte fast sehen, wie sich die Räder in seinem Kopf drehten, dann schluckte der Prediger ein paar Mal. »Eine Schande, was das arme Mädchen getan hat«, sagte er. »Ich bete jede Nacht für ihre Seele.«
    »Beten Sie auch für die des Babys?«
    »Also, da liegst du vollkommen falsch, mein Freund. Damit habe ich überhaupt nichts zu tun.«
    »Womit?«
    Der Mann wand sich auf dem engen Autositz und blickte die Luger an. »Sie kam zu mir und meinte, sie müsse etwas beichten, sie sei schwanger. Ich habe ihr versprochen, niemandem etwas zu sagen.«
    Arvin trat einen Schritt zurück und sagte: »Da wette ich drauf, Sie fettes Arschloch.« Dann gab er drei Schüsse ab, zwei brachten die Reifen auf der Fahrerseite zum Platzen, die dritte Kugel feuerte er durch die Hintertür.
    »Stopp!« schrie Teagardin. »Stopp, verdammt noch mal!« Er reckte die Hände in die Höhe.
    »Keine Lügen mehr«, sagte Arvin, trat vor und drückte die Pistole an die Schläfe des Predigers. »Ich weiß, dass Sie es waren, der sie in diese Lage gebracht hat.«
    Teagardin riss seinen Kopf von der Waffe weg. »Okay«, sagte er. Er holte tief Luft.

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