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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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»Ich schwöre, ich wollte mich um alles kümmern, ehrlich, und dann … und dann hörte ich, dass sie sich umgebracht hatte. Sie war verrückt.«
    »Nein«, entgegnete Arvin, »sie war nur einsam.« Er presste den Lauf an Teagardins Hinterkopf. »Aber keine Sorge, ich werde Sie nicht so leiden lassen, wie sie gelitten hat.«
    »Jetzt mal langsam, verdammt. Himmel, du wirst doch keinen Geistlichen töten, oder?«
    »Sie sind kein Geistlicher, sondern ein wertloses Stück Dreck«, sagte Arvin.
    Teagardin fing an zu weinen, zum ersten Mal seit Kindertagen flossen ihm echte Tränen über das Gesicht. »Lass mich erst noch beten«, schluchzte er. Er faltete die Hände.
    »Das habe ich schon für Sie getan«, sagte Arvin. »Ich habe ein gutes Wort für Sie eingelegt, eins von der Sorte, von denen ihr Mistkerle andauernd faselt; ich habe Gott gebeten, Sie gleich zur Hölle fahren zu lassen.«
    »Nein«, sagte Teagardin noch, kurz bevor die Pistole losging. Das Bruchstück einer Kugel kam direkt oberhalb seiner Nase wieder heraus und landete klappernd auf dem Armaturenbrett. Sein massiger Körper kippte nach vorn, das Gesicht knallte auf das Lenkrad. Sein linker Fuß trat ein paar Mal auf die Bremse. Arvin wartete, bis der Mann sich nicht mehr rührte, dann griff er ins Wageninnere, nahm das klebrige Bruchstück vom Armaturenbrett und warf es ins Gestrüpp. Er bedauerte, so viele Kugeln verschossen zu haben, doch er hatte keine Zeit, nach ihnen zu suchen. Eilig riss er den Sichtschutz wieder ein, den er errichtet hatte, und nahm die Dose mit, in die er seine Kippen gelegt hatte. Nach fünf Minuten saß er in seinem Auto. Er warf die Kippendose in den Graben. Während er die Luger unter das Armaturenbrett klemmte, fiel ihm plötzlich die junge Frau des Predigers ein. Wahrscheinlich saß sie in ihrem kleinen Haus und wartete auf Teagardins Rückkehr, genau wie Emma am Abend auf ihn warten würde. Arvin lehnte sich zurück, schloss einen Augenblick die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Er startete den Motor, fuhr zum Ende der Ragged Ridge Road und bog dann links in Richtung Route 60 ab. Seiner Schätzung nach konnte er heute Abend in Meade, Ohio, sein, wenn er zwischendurch nicht anhielt. Weiter hatte er noch nicht geplant.
    Vier Stunden später, etwa fünfzig Meilen entfernt von Charleston, West Virginia, gab das Bodenblech des Bel Air ein schlagendes Geräusch von sich. Arvin schaffte es noch, vom Highway zu fahren und auf einen Tankstellenparkplatz zu rollen, bevor das Getriebe endgültig den Geist aufgab. Arvin ging in die Knie und sah, wie das letzte bisschen Öl aus dem Gehäuse tropfte. »Mistkarre«, sagte er. Gerade als er wieder aufstehen wollte, tauchte ein dürrer Mann in einem ausgebeulten blauen Overall auf und fragte ihn, ob er Hilfe bräuchte. »Nur, wenn Sie ein Getriebe für diese Karre haben«, antwortete Arvin.
    »Hat den Geist aufgegeben, hm?«
    »Sieht so aus«, sagte Arvin.
    »Wo wollen Sie hin?«
    Arvin dachte kurz nach. »Michigan.«
    »Sie dürfen gern telefonieren, falls Sie jemanden anrufen wollen«, bot ihm der Mann an.
    »Hab niemanden, den ich anrufen kann.« Kaum hatte Arvin das gesagt, wurde ihm klar, wie wahr diese Aussage tatsächlich war. Er dachte einen Augenblick nach. Arvin hasste den Gedanken, den Bel Air aufgeben zu müssen, aber er musste weiter. Er würde ein Opfer bringen müssen. Er wandte sich an den Mann und versuchte ein Lächeln. »Wie viel geben Sie mir für den Wagen?« fragte er.
    Der Mann sah sich den Wagen an und schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Verwendung dafür.«
    »Der Motor ist in Ordnung. Ich habe erst vor ein paar Tagen Verteilerkopf und Zündkerzen gewechselt.«
    Der Mann ging um den Chevy herum, trat gegen einen Reifen, suchte nach Roststellen. »Weiß nicht«, sagte er und rieb sich die grauen Bartstoppeln am Kinn.
    »Wie wär’s mit fünfzig Piepen?« fragte Arvin.
    »Der ist doch nicht geklaut, oder?«
    »Die Papiere sind auf meinen Namen ausgestellt.«
    »Ich geb Ihnen dreißig.«
    »Können Sie nicht noch was drauflegen?«
    »Junge, ich hab fünf Kinder«, sagte der Mann.
    »Okay, er gehört Ihnen«, sagte Arvin schließlich. »Ich hol nur meine Sachen.« Er sah, wie der Mann zurück in die Tankstelle ging. Arvin nahm seine Tasche aus dem Kofferraum und setzte sich noch ein letztes Mal in den Wagen. Am Tag, als er ihn gekauft hatte, hatten Earskell und er einen ganzen Tank auf die Straße gebracht, sie waren bis nach Beckley und zurück

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