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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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das Glück, dass meine Eltern mich und meine Träume fördern.
    Ich werde Mum und Dad in jedem Fall morgen anrufen, aber nur ganz kurz, ich will doch nicht meine zwanzig Pfund für ein einziges Telefonat aufbrauchen! Ich hätte sowieso bald angerufen. Ich weiß doch, dass Mum den Gedenktag im Kopf hat.
    Von all dem habe ich Angela nichts erzählt. Ich hatte es erst vor, aber dann ist mir eingefallen, was mit Ben und Zach passiert war, und außerdem ist mir aufgegangen, dass ich das lieber für mich behalten will. An dem Abend war ich betrunken, und ich bereue echt, dass ich das erzählt habe. Ich möchte im Stillen an Felix denken, und wenn ich auch noch Angela davon erzählt hätte, hätte ich wieder das Gefühl gehabt, ich hätte ihn preisgegeben, und das will ich nicht.
    Als ich gegangen bin, hat mich Angela ganz doll umarmt und gesagt, ich könnte jederzeit wiederkommen, und ihr Mann hat noch gesagt, dass sein Cousin ein Restaurant hätte und der Koch ganz schrecklich wäre und darum das Personal da ständig wechselt, aber wenn ich bereit wäre, hart zu arbeiten, könnte ich da vermutlich einen Job bekommen. Victor hat gesagt, der Koch würde mich bestimmt oft anschreien, aber auf Russisch, und außerdem könnte er mir, wenn ich wollte, auch ein paar unflätige Worte beibringen. Ich habe gesagt, dass ich darüber nachdenken will. Vielleicht denke ich da wirklich drüber nach. Doch auf dem Rückweg zu Ben, in der Tube, ist mir immer deutlicher geworden, dass ich im Grunde nur mit Mum und Dad sprechen, mich entschuldigen und alles wieder haben will wie vorher, dass ich ihre Hilfe will, nicht nur finanziell, sondern auch moralisch, dass sie mich ermutigen und irgendwie die Hand über mich halten sollen, selbst wenn sie auf der anderen Seite der Welt sind.
    Ich glaube aber, dass ich bei den Auditions eine Pause einlegen werde. Ich gebe es noch nicht auf, doch vielleicht habe ich es ein wenig überstürzt, vielleicht bin ich noch nicht so weit und habe es deshalb nie in die nächste Runde geschafft. Vielleicht schreibe ich mich erst mal bei ein paar Tanz- und Gesangsklassen ein, damit alles seine Ordnung hat. Und vielleicht sehe ich mir auch erst mal London an. Da kommt Ben die Treppe hoch, ich muss Schluss machen! Hoffentlich merkt er, wie sauber es hier ist!!!!
    Für jetzt erst mal alles Liebe,
    Jess xxxxoooo
    PS: Eine Stunde später. Ben war ABSOLUT begeistert. Und er hat sich entschuldigt, weil er am Telefon ein bisschen komisch war, aber sein Boss hatte mitgehört. Und er hat gesagt, dass ich bleiben kann, so lange ich will, besonders, wenn ich öfter putze! Er hat wohl ein ECHT schlechtes Gewissen, weil mir jemand meine Sachen geklaut hat! Jetzt habe ich ZWEI Adressen zur Auswahl, Ben und Angela. Und weißt du, was das Beste ist? Ben sagt, heute hätte jemand im Hotel nach mir gefragt!! Mehr weiß er nicht, er war so verkatert, dass er sich fast den ganzen Tag lang in der Wäschekammer versteckt und da geschlafen hat, also hat er nicht mit der Managerin gesprochen so wie all die anderen, aber offenbar haben zwei Leute nach mir gefragt, ein Mann und eine Frau. Das sind bestimmt Agenten! Ich habe doch in meinen ersten E-Mails an die Theaterwelt das Hotel als Kontaktadresse angegeben, und vielleicht hat jemand versucht, mich anzurufen, und weil ich telefonisch nicht zu erreichen bin, sind sie vielleicht zum Hotel gegangen, um mich gleich persönlich kennenzulernen! Ich habe Ben angefleht, er soll bitte die Managerin anrufen und fragen, wer das war, aber er wollte nicht, er muss sich wohl im Moment ein bisschen zurückhalten – er hat Angst, dass ihr jemand verraten hat, dass er den ganzen Tag lang in der Wäschekammer war –, aber morgen will er fragen. Er hat die Frühstücksschicht, er muss also schon ziemlich zeitig zur Arbeit. Ich bin TOTAL positiv und aufgeregt!!

Kapitel 43
    Wir wurden vom Telefon geweckt. Es war kurz nach halb sechs. Lucas ging an den Apparat. Dann lief er die Stufen hoch und rief nach Charlie und nach mir. Wir sprangen sofort aus den Betten. Wir begegneten uns auf dem Treppenabsatz. Lucas war noch im Pyjama, das Telefon in der Hand. »Es ist Walter. Jess hat eine E-Mail geschrieben. Sie hat ihr Handy verloren, aber sie ist gesund und munter.«
    »Das ist alles? Wo steckt sie?«, fragte ich.
    »Hat sie nicht gesagt. Sie wissen es nicht.«
    »Sie verschwindet fünf lange Tage und sagt nicht, wo sie gesteckt hat? Dieses egoistische …«
    Charlie legte mir eine Hand auf den Arm.

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