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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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Grillen zirpen, und die Musik aus dem Ballsaal weht zu ihnen herüber. Dann lächelt Matthew unvermittelt und ergreift ihre Hand.
    »So. Ich habe heute die Unwahrheit gesagt.« Er ergreift ihre andere Hand und tritt zurück, geht in Tanzposition.
    »Du kannst tanzen?«
    »Sehr schlecht. Aber es wird mich nicht umbringen, mit dir im Sternenlicht einen Walzer zu wagen.«
    Isabella lächelt und streift die Schuhe ab. Sie beginnen zu tanzen. Zuerst ein wenig ungeschickt, doch dann finden sie einen gemeinsamen Rhythmus und schweben leise durch den Innenhof. Ihr Herz hämmert vor Aufregung und Liebe. Seine Augen sind auf sie gerichtet, und sie fühlt sich ihm näher als je zuvor. Diesen Walzer lang gehört er ihr, ihr geliebter Mann.
    »Ach, da seid ihr ja!«
    Sie bleiben stehen und drehen sich zu Berenice, die in den Hof getreten ist.
    »Ich hatte mich schon gefragt, wo Sie geblieben sind, Mary. Lady Lamington, die Frau des Gouverneurs, möchte Sie kennenlernen. Kommen Sie.«
    Sie lässt zögernd Matthews Hände los.
    Er nickt ihr aufmunternd zu. »Ich bleibe noch ein bisschen draußen an der frischen Luft. Leider bin ich nicht für Menschenmengen geschaffen.«
    Berenice wartet, bis Isabella wieder ihre Schuhe angezogen hat, und führt sie zurück in den Ballsaal.
    »Wenn sie sagt, dass sie eine Brosche oder etwas anderes von Ihnen möchte, sollten Sie nicht einfach ablehnen. Sie ist eine sehr bedeutende Frau, wie Sie sich vorstellen können, und ich … Oh, wohin ist sie denn verschwunden?« Berenice sucht die Menge mit den Augen ab. »Egal, sie wird zurückkommen. Setzen Sie sich hier zu mir, während ich wieder zu Atem komme.«
    Am Haupttisch sind zwei Plätze frei. Rechts von Isabella sitzt ein sehr betrunkener Mann mit dünnem weißem Haar. Er ist teuer gekleidet, hat aber Bratensoße am Kragen, und die Weste spannt über seinem Bauch, als wolle er jeden Augenblick die Knöpfe sprengen. Matthew mag billiger gekleidet sein, ist aber hundertmal mehr ein Gentleman. Isabella kehrt dem betrunkenen Mann den Rücken, damit er sie und Berenice nicht stört.
    »Ihr junger Mann ist gar nicht mehr so jung«, sagt Berenice und zieht die Augenbrauen hoch.
    »Ich habe nie behauptet, er sei jung. Sie haben es nur angenommen«, kontert Isabella leichthin.
    »Ist er gut zu Ihnen? Freundlich?«
    »Oh, ja«, erwidert sie leidenschaftlich.
    Berenice mustert Isabella von oben bis unten. »Mary Harrow, ich habe Sie den ganzen Abend über beobachtet. Und ich habe Sie gestern beim Tee beobachtet, und ich habe Sie beobachtet, seit ich Sie das erste Mal mit geradem Rücken und zusammengedrückten Knien auf dem Oberdeck dieses Schaufelraddampfers gesehen habe.«
    Isabellas Puls zuckt in der Kehle.
    »Und Sie geben vor, etwas zu sein, das Sie nicht sind.«
    Isabella atmet rasch durch. »Ich habe nie gesagt, was ich bin, falls Sie sich daran erinnern.«
    Berenice bricht in lautes Gelächter aus, das die Spannung vertreibt. »In der Tat. Sie tanzen um jede Frage herum, die ich Ihnen stelle, und gerade das weckt meinen Argwohn. Was hat sie wohl zu verbergen?, frage ich mich. Zuerst habe ich Sie für die Tochter eines Bankiers oder so gehalten, die in Not geraten ist. Aber Ihre Bewegungen und wie Sie sprechen und Ihre Kenntnis der guten Gesellschaft verleitet mich zu der Annahme, dass Sie weit über der Mittelklasse geboren und aufgewachsen sind. Sie gehören eher meiner eigenen Klasse an, meine Liebe.«
    »Sie schmeicheln mir, Berenice. Ich bin wirklich nicht besonders interessant.«
    Berenice will etwas sagen, doch dann fällt ihr Blick auf jemanden am anderen Ende des Raumes. »Aha, da ist Lady Lamington. Warten Sie hier.« Sie erhebt sich elegant vom Tisch und durchquert den Ballsaal. Isabella schaut ihr nach, dann sieht sie aus dem Augenwinkel ein Licht aufblitzen. Sie dreht sich um. Zwei Tische weiter fotografiert ein Mann eine Gruppe Frauen.
    Ihr Herz hämmert. Ein Fotograf. Und sie ist sich ziemlich sicher, dass auch sie auf dem Bild zu sehen ist. Er sagt zu der Gruppe: »Bitte stillhalten. Noch eine Aufnahme für den Gesellschaftsteil.« Sie weiß, sie muss gehen. Sofort.
    Sie springt vom Stuhl auf und eilt wie Aschenputtel durch den Ballsaal. Berenice bemerkt sie und ruft ihr etwas nach, doch sie läuft mit gesenktem Kopf weiter. Matthew ist noch draußen im Hof. Sie ruft ihm zu: »Wir müssen gehen. Sofort.«
    Er hört, wie drängend ihre Stimme klingt, und läuft zu ihr herüber. Sekunden später sind sie sicher in ihrer Suite.
    »Was

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