Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Haus am Nonnengraben

Titel: Das Haus am Nonnengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
Vom Netzwerk:
überhaupt? Wieso interessiert sich denn plötzlich die Staatsanwaltschaft für die Arthur-Rothammer-Stiftung? Was hat Elfis Tod denn mit dieser Stiftung zu tun?«
    Benno sah ihn freundlich an und hob leicht die Augenbrauen.
    »Aber Herr Rechtsanwalt, Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass wir im Fall eines plötzlichen ungeklärten Todes allen Spuren nachgehen müssen.«
    »Aber nicht mit diesen Akten. Da gibt es keine Spur.« Böschen warf die zerbröselten Kekshälften in den Papierkorb und klopfte sich die Hände ab.
    »Ich weiß nicht, ob ich den Richter oder die Kriminalpolizei mit dieser Argumentation überzeugen kann. Ich hatte auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gehofft. Aber ich kann mir natürlich auch einen Durchsuchungsbeschluss besorgen …« Er lächelte und ließ seinen Blick demonstrativ über die Regale voller Aktenordner schweifen.
    Der Blick, den Böschen Benno zuwarf, war eher weniger freundlich. »Ich bezweifle …«, blaffte er, besann sich dann aber eines Besseren. »Na gut, wenn Sie unbedingt Ihre Zeit verschwenden und auf der alten Sache herumreiten wollen … Ich lasse Ihnen die Unterlagen zusammensuchen und schicke Sie Ihnen morgen ins Büro.«
    »Ich dachte, ich könnte sie vielleicht gleich mitnehmen. Umso schneller bekommen Sie sie zurück.«
    »Ich habe die Akten gar nicht alle da«, schnaufte Böschen. »Die wichtigsten sind sowieso bei Herrn Bolz, der mit mir zusammen die Stiftung verwaltet. Er ist ja eigentlich der Vorstand. Er lässt sie Ihnen dann morgen in Ihr Büro bringen«, wiederholte er und stand auf.
    Benno reichte ihm die Hand. »Vielen Dank für Ihre Kooperation«, sagte er spöttisch. »Und bitte: Ich brauche das gesamte Material. Ich werde Ihnen die Sachen zurückbringen lassen, sobald ich sie mir gründlich angesehen habe. Danke, ich finde allein hinaus.«
    Benno trieb sich noch etwas im Vorzimmer herum, wo er die Blumen und die schicke Brille der Sekretärin bewunderte. Doch die hatte keine rechte Zeit, sich mit ihm zu unterhalten, weil sie, kurz nachdem Benno das Büro ihres Chefs verlassen hatte, den Herrn Rechtsanwalt mit dem Herrn Stadtdirektor verbinden sollte.
    Das war ja interessant. Bolz war doch angeblich in der Bausenatssitzung? Benno tippte sich an einen imaginären Hut und machte, dass er zum Rathaus kam. Er wollte Bolz sprechen, bevor der Zeit gehabt hatte, eventuell Unterlagen verschwinden zu lassen.
    So schnell er konnte, rannte Benno von Böschens Kanzlei am Obstmarkt über den Grünen Markt Richtung Rathaus. Wie üblich an einem schönen Tag war die Fußgängerzone voller Menschen. Als er sich das dritte Mal entschuldigen musste, weil er jemanden angerempelt hatte, überlegte er, ob es nicht hintenherum durch die Austraße schneller gegangen wäre. Aber dort waren bei diesem Wetter alle Gehsteige mit den Tischen der Straßencafés verstellt, und dazwischen drängten sich die Studenten, zu Fuß und auf dem Fahrrad. Dort kam man auch nicht rascher voran. Auf dem Maxplatz schlängelte er sich durch die Marktstände, und ihm fiel ein, dass er im Lauf des Nachmittags unbedingt noch einkaufen musste. Er nahm auf der Treppe zum Eingang des Rathauses je zwei Stufen auf einmal und schaute dabei auf die Uhr. Knapp vier Minuten hatte er nur gebraucht, nicht schlecht.
    Doch als er sich in den Sitzungssaal schlich, war Bolz schon verschwunden. Ein Zuhörer flüsterte ihm auf seine Frage hin zu, Bolz habe vor wenigen Minuten nach einem Blick auf sein Handy seinem Stellvertreter die Sitzungsleitung übertragen. Er habe sich entschuldigt, etwas von »mein Sohn« gemurmelt und sei gegangen. Benno rannte durchs Rathaus, Gänge, Treppen, Gänge, bis er schließlich das Büro des Stadtdirektors fand. Aber dessen Sekretärin, Frau Morgenthaler, war schon wieder untröstlich: Herr Bolz habe vor wenigen Minuten das Haus verlassen; dringende familiäre Probleme hätten ihn weggerufen. Benno bewunderte auch hier die Zimmerpflanzen und erfuhr von Frau Morgenthaler, dass der Herr Stadtdirektor große Schwierigkeiten mit seinem Sohn habe; der Junge wolle einfach nicht gehorchen und liefe von Zeit zu Zeit von zu Haus weg.
    Benno ließ mitfühlende »Hms« und »Tststs« hören, verabschiedete sich höflich und nahm ein Taxi zum Haus von Karl Bolz. Doch niemand öffnete auf sein Klingeln hin.
    Im Laufe des Tages versuchte er von seinem Büro aus immer wieder, bei Bolz anzurufen, doch das Telefon wurde nicht abgenommen. Das war doch mehr als seltsam!
    Was ihn jedoch

Weitere Kostenlose Bücher