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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Miss-Amerika-Wahl. Die waren
ganz schön verärgert.«
»Weißt du noch, Toby hat sich mit einigen Burschen
geprügelt, die behaupteten, Abby hätte die Leute hier im
Stich gelassen?« half Ernie Ethel nach.
»Toby Gorgone?« erkundigte sich Pat schnell.
»Genau der«, sagte Ernie. »Er war immer ganz verrückt,
was Abby anbelangte. Sie wissen ja, wie so Jungen im
Umkleideraum reden. Wenn einer in Tobys Beisein eine
freche Bemerkung über Abby machte, hat ihm das schnell
leid getan.«
»Er arbeitet jetzt für sie«, sagte Pat.
»Nein, im Ernst?« Ernie schüttelte den Kopf. »Grüßen
Sie ihn von mir. Und fragen Sie ihn, ob er immer noch
Geld bei Pferdewetten verliert.«
Es war nach elf, als Pat ins Apple Motel zurückkam, und
bis dahin war es in ihrem Zimmer kalt geworden. Sie
packte schnell ihre Sachen aus – es gab keinen Schrank,
nur einen Haken an der Tür –, zog sich aus, duschte,
bürstete sich das Haar und ging, nachdem sie die dünnen
Kissen als Rückenlehne drapiert hatte, mit ihrem
Notizbuch ins Bett. Es pochte in ihrem Bein – ein leichter
Schmerz, der in der Hüfte begann und von dort in die
Wade hinunterschoß.
Sie sah sich noch einmal schnell die Notizen an, die sie
sich im Laufe des Abends gemacht hatte. Nach Aussage
von Ethel hatte Mrs. Foster das Haus der Saunders’ gleich
nach dem Tanzfest im Country Club verlassen und von da
an als Köchin im Bezirkskrankenhaus gearbeitet. Niemand
hatte je erfahren, ob sie aus freien Stücken gegangen oder
entlassen worden war. Aber die neue Arbeit mußte für sie
sehr schwer gewesen sein. Sie war eine dicke Frau – »Sie
finden, daß ich unförmig bin«, hatte Ethel gesagt. »Da
hätten Sie erst mal Francey Foster sehen sollen.« Francey
war nun schon lange tot, und seitdem hatte niemand mehr
Abigail gesehen. Tatsächlich hatten sie in den Jahren
davor auch nur wenige gesehen.
Ethel hatte sich ausgiebig zum Thema Jeremy Saunders
geäußert: »Abigail kann froh sein, daß sie ihn nicht
geheiratet hat. Er hat es nicht weit gebracht. Ein Glück für
ihn, daß er das Familienvermögen hatte, sonst wäre er
wahrscheinlich verhungert. Es heißt, sein Vater habe alles
fest angelegt und sogar Evelyn zu seiner
Testamentsvollstreckerin ernannt. Jeremy war für ihn eine
große Enttäuschung. Er sah immer aus wie ein Diplomat
oder englischer Lord und ist doch nur ein
Schaumschläger.«
Ethel hatte angedeutet, daß Jeremy ein Trinker war, Pat
aber vorgeschlagen, ihn selber zu besuchen.
»Wahrscheinlich freut er sich, wenn er Gesellschaft hat.
Evelyn ist die meiste Zeit bei ihrer verheirateten Tochter
in Westchester.«
Pat knipste das Licht aus. Am nächsten Morgen wollte
sie versuchen, die pensionierte Direktorin aufzusuchen,
die Abigail gebeten hatte, Eleanor Brown eine Stellung zu
geben, und sie wollte sehen, ob sie sich mit Jeremy
Saunders verabreden konnte.
1 *Bezeichnung für New York, Anm. d. Ü.
    Es schneite im Laufe der Nacht, zehn Zentimeter oder
auch etwas mehr, aber bis Pat mit dem Besitzer des Apple
Motel gefrühstückt hatte, war schon der Schneeräum- und
Streudienst da gewesen.
    In Apple Junction herumzufahren war ein
deprimierendes Erlebnis. Die Stadt war von einer
außergewöhnlichen Schäbigkeit und Häßlichkeit. Die
Hälfte der Geschäfte waren geschlossen und verfielen.
Über die trostlose Hauptstraße war eine einzige Schnur
mit Weihnachtsglühbirnen gespannt. In den Seitenstraßen
standen dicht an dicht Häuser, von denen der Putz
abblätterte. Die meisten Autos, die auf der Straße geparkt
waren, waren alt. Es schien nicht ein neues Gebäude zu
geben, weder ein Wohn- noch ein Geschäftshaus. Es
waren nur wenige Menschen unterwegs; ein Gefühl von
Verlassenheit und Leere hing in der Luft. Flohen die
meisten jungen Leute, so wie Abigail, sobald sie
erwachsen waren? fragte sie sich. Wer konnte es ihnen
übelnehmen?
    Sie las ein Schild, auf dem THE APPLE JUNCTION
WEEKLY stand, parkte impulsiv und ging hinein.
Drinnen waren zwei Leute bei der Arbeit, eine junge Frau,
die anscheinend gerade eine Suchanzeige telefonisch
aufnahm, und ein Mann um die sechzig, der enorm auf
einer mechanischen Schreibmaschine herumklapperte. Der
letztere, stellte sich heraus, war der Herausgeber und
Eigentümer des Blattes und freute sich, mit Pat reden zu
können.
    Er hatte wenig zu dem hinzuzufügen, was sie bereits
über Abigail wußte, ging jedoch bereitwillig ins Archiv,
um alte Ausgaben

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