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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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beschloß Pat, würde als Gast in der Sendung
auftreten.
Zwischen zwei und vier tagte ein Umweltschutzkomitee.
Bei dem Hearing geriet Abigail mit einem der Zeugen in
Streit und zitierte dabei aus ihrem Bericht. Der Zeuge
sagte: »Frau Senatorin, Ihre Zahlen sind total falsch. Ich
glaube, Ihnen liegen noch die alten Zahlen vor, nicht die
berichtigten.«
Claire Lawrence war auch in dem Komitee. »Vielleicht
kann ich helfen«, schlug sie vor. »Ich bin einigermaßen
sicher, daß ich die neuesten Zahlen habe, und da sieht das
Bild etwas anders aus …«
Pat bemerkte, wie Abigail die Schultern verkrampfte und
wie sie die Hände zu Fäusten ballte und wieder öffnete,
während Claire aus ihren Unterlagen vorlas.
Die besorgt dreinblickende Frau, die hinter Abigail saß,
war anscheinend die Adjutantin, die den fehlerhaften
Bericht zusammengestellt hatte. Abigail drehte sich
mehrmals nach ihr um, während Senatorin Lawrence ihre
Stellungnahme abgab. Die junge Frau war sichtlich
verstört. Ihr Gesicht war gerötet, und sie biß sich immerzu
auf die Lippen, damit sie nicht zitterten.
Abigail ergriff das Wort, sobald Senatorin Lawrence zu
sprechen aufgehört hatte. »Herr Vorsitzender, ich möchte
mich bei Senatorin Lawrence für ihre Unterstützung
bedanken und mich auch beim Komitee entschuldigen,
daß man mir falsche Zahlen vorgelegt hat und ich die
kostbare Zeit aller Anwesenden damit vergeudet habe. Ich
verspreche Ihnen, es wird nicht wieder vorkommen.« Sie
drehte sich erneut zu ihrer Adjutantin um. Pat konnte
Abigails Lippen lesen: »Sie sind entlassen.« Die junge
Frau erhob sich von ihrem Sitz und verließ den
Sitzungssaal; ihr liefen Tränen über die Wangen.
Pat stöhnte innerlich. Die Sitzung wurde im Fernsehen
übertragen – jeder, der den Vorgang beobachtet hatte,
empfand gewiß Mitleid mit der jungen Assistentin.
Als die Sitzung vorbei war, eilte Abigail in ihr Büro
zurück. Es war offensichtlich, daß dort alle informiert
waren, was vorgefallen war. Die Sekretärinnen und
Assistentinnen im äußeren Büro blickten nicht auf, als
Abigail hindurchrauschte. Das unglückselige Mädchen,
das den Fehler begangen hatte, starrte aus dem Fenster und
tupfte sich vergeblich die Augen.
»Kommen Sie zu mir, Philip«, befahl Abigail kurz
angebunden. »Sie auch, Pat. Ebenso können Sie nun
gleich ganz mitbekommen, was hier geschieht.«
Sie nahm an ihrem Schreibtisch Platz. Bis auf die
Tatsache, daß sie blaß aussah und die Lippen fest
zusammenpreßte, wirkte sie völlig gefaßt. »Wie konnte es
dazu kommen, Philip?« fragte sie mit gedämpfter Stimme.
Selbst Philip hatte seine gewohnte Ruhe verloren. Er
schluckte nervös, als er zu erklären begann. »Senatorin,
die anderen Mädchen haben eben mit mir geredet. Vor
zwei Wochen hat Eileens Mann sie verlassen. Nach dem,
was die anderen mir erzählt haben, war sie seitdem in
einer schrecklichen Verfassung. Sie ist nun drei Jahre bei
uns; und wie Sie wissen, ist sie eine unserer besten
Assistentinnen. Könnten Sie in Erwägung ziehen, sie für
drei Wochen zu beurlauben, bis sie sich wieder gefangen
hat? Sie liebt ihre Arbeit.«
»Ja, tatsächlich? Liebt sie so, daß ich mich ihretwegen
zum Narren mache in einer Sitzung, die im Fernsehen
übertragen wird? Sie ist für mich erledigt, Philip. Ich will,
daß sie binnen der nächsten fünfzehn Minuten hier
verschwindet. Und schätzen Sie sich glücklich, daß Sie
nicht auch entlassen sind. Als dieser Bericht mit
Verspätung kam, wäre es an Ihnen gewesen,
nachzuforschen, was der eigentliche Grund für dieses
Problem war. In Anbetracht dessen, daß so viel kluge
Leute ganz versessen auf eine Stellung sind, einschließlich
meine, glauben Sie, da will ich mich Angriffen aussetzen,
indem ich mich mit Spreu umgebe?«
»Nein, Senatorin«, murmelte Philip.
»Es gibt hier bei mir im Büro keine zweite Chance. Habe
ich meine Mitarbeiter nicht entsprechend gewarnt?«
»Doch, Senatorin.«
»Dann verschwinden Sie und veranlassen Sie, was ich
angeordnet habe.«
»Ja, Senatorin.«
O Mann! dachte Pat. Kein Wunder, daß Philip ihr
gegenüber so auf der Hut war. Sie bemerkte, daß die
Senatorin zu ihr herüberblickte.
»Nun, Pat«, meinte Abigail ruhig. »Sie halten mich wohl
für ein Ungeheuer?« Sie wartete nicht auf Antwort.
»Meine Mitarbeiter wissen, wenn sie ein persönliches
Problem haben und mit ihrer Arbeit nicht fertig werden,
dann ist es ihre Pflicht, mir das zu melden und

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