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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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intestamentarisch stirbt, würde die Krone eine Menge einstecken und das wäre doch jammerschade.»
    «Äußerst hilfreich, der vortreffliche Mr Croft!»
    «Oh ja. Das war er wirklich», stimmte Nick mit großer Wärme zu. «Er ließ Ellen und ihren Mann als Zeugen unterzeichnen. Und, natürlich! Was bin ich doch für ein Dummkopf!»
    Wir schauten sie fragend an.
    «Ich war ein kompletter Idiot. Jage Sie durch das ganze Haus. Charles hat es natürlich! Mein Cousin, Charles Vyse.»
    «Also da liegt die Erklärung!»
    «Mr Croft meinte, ein Anwalt sei die richtige Person zur Aufbewahrung.»
    « Très correct, ce bon Monsieur Croft. »
    «Manchmal sind Männer doch ganz nützlich», sinnierte Nick. «Ein Anwalt oder die Bank – das sagte er damals. Und ich meinte, Charles sei am besten geeignet. Also steckten wir es in einen Umschlag und schickten es sofort an ihn ab.»
    Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie sich in ihre Kissen sinken.
    «Es tut mir leid, dass ich so schrecklich töricht war. Aber jetzt ist ja alles in Ordnung. Es liegt bei Charles und wenn Sie es wirklich sehen wollen, wird er es Ihnen natürlich zeigen.»
    «Nicht ohne Ihre Genehmigung», wandte Poirot lächelnd ein.
    «Wie albern.»
    «Nein, Mademoiselle. Nur klug und vorsichtig.»
    «Nun, ich finde es albern.» Sie nahm ein Stück Papier von einem Stoß auf ihrem Nachttisch. «Was soll ich schreiben? Halte dem Spürhund das Kaninchen vor die Nase?»
    « Comment? »
    Ich musste über sein verdutztes Gesicht lachen. Er diktierte ihr einige Sätze, die Nick gehorsam aufschrieb. «Danke sehr, Mademoiselle», sagte Poirot und nahm das Papier an sich.
    «Es tut mir leid, Ihnen so viel Mühe zu machen. Aber ich hatte es einfach vergessen. Wissen Sie, manche Sachen vergisst man eben sofort wieder.»
    «Bei einem geordneten und methodischen Verstand passiert das nicht.»
    «Ich glaube, ich muss einen Kurs in diese Richtung besuchen», meinte Nick. «Sie reden mir ja einen Minderwertigkeitskomplex ein.»
    «Ich glaube, das wäre unmöglich. Au revoir, Mademoise l le. » Er sah sich noch einmal im Zimmer um. «Sie haben wundervolle Blumen hier.»
    «Ja, nicht wahr? Die Nelken sind von Freddie, die Rosen von George und die Lilien von Jim Lazarus. Und sehen Sie hier…»
    Sie riss die Umhüllung von einem großen Korb mit Weintrauben, der neben ihrem Bett stand.
    Poirots Gesichtsausdruck veränderte sich rapide. Er sprang förmlich nach vorn.
    «Sie haben doch noch nicht davon gegessen?»
    «Nein. Noch nicht.»
    «Nun, dann lassen Sie es auch. Sie dürfen nichts essen, Mademoiselle, nichts von draußen. Nichts. Verstehen Sie?»
    «Oh!»
    Sie blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und die Farbe wich langsam aus ihren Wangen.
    «Ich verstehe. Sie glauben – Sie glauben, es ist noch nicht vorüber. Sie glauben, die versuchen es nochmal?», flüsterte sie heiser.
    Er nahm ihre Hand. «Versuchen Sie, nicht daran zu denken. Hier sind Sie sicher. Aber bedenken Sie – nichts von draußen.»
    Auch als wir draußen waren, ging mir das weiße, verängstigte Gesichtchen in den Kissen nicht aus dem Sinn.
    Poirot sah auf die Uhr. «Bon. Wir haben gerade noch Zeit, Monsieur Vyse vor der Mittagspause in seinem Büro zu erwischen.»
    Als wir dort ankamen, wurden wir ohne Verzug in sein Büro geführt. Der junge Anwalt erhob sich zur Begrüßung. Er war unpersönlich und sachlich wie gewöhnlich.
    «Guten Morgen, Monsieur Poirot. Was kann ich für Sie tun?»
    Ohne Wenn und Aber präsentierte ihm Poirot Nicks Schreiben. Er las es und überflog es nochmals in ziemlicher Verwirrung.
    «Ich bitte um Verzeihung. Ich scheine irgendwie nicht zu verstehen.»
    «Hat sich Mademoiselle Buckley nicht klar genug ausgedrückt?»
    «In diesem Brief», er klopfte mit seinem Fingernagel darauf, «bittet sie mich, Ihnen ihr im letzten Februar verfasstes Testament, das bei mir in Verwahrung liegen soll, zu übergeben.»
    «Ja, bitte, Monsieur.»
    «Aber, mein lieber Herr, mir wurde nie ein Testament anvertraut!»
    « Comment? »
    «Soweit ich weiß, hat meine Cousine niemals ein Testament gemacht. Jedenfalls habe ich ganz sicher keines für sie aufgesetzt.»
    «Soviel ich weiß, hat sie es selbst auf ein Blatt Papier geschrieben und mit der Post an Sie geschickt.» Der Anwalt schüttelte den Kopf.
    «In diesem Fall kann ich nur sagen, ich habe es niemals erhalten.»
    «Also wirklich, Mr Vyse…»
    «Ich habe nichts dergleichen erhalten, Monsieur Poirot.» Es entstand eine Pause, dann

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