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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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angestellt haben, indem Sie sich alle Mühe gaben, meinen Prozeßbeobachter im Foyer des Gerichts in Verlegenheit zu bringen. Warum haben Sie das bloß getan, Mr. Dalziel? Was haben Sie für ein Interesse an Miss Cornelius?«
    »Ich? Gar keins«, sagte der Dicke. »Aber Sie müssen doch eins haben. Das konnte man meilenweit gegen den Wind riechen, daß da was Merkwürdiges im Gange war. Meinen Chief Inspector bei Gericht festzunageln wegen einer banalen Körperverletzung und die Akten unter Verschluß zu halten. Ich dachte erst, es wäre das Betrugsdezernat, das da auf Schnüffler macht. Die stehen ja auf Mantel- und Degen-Spielchen. Aber dann habe ich angefangen, zu überlegen.«
    »Überlegt haben Sie, so, so? Sie sind doch immer für Überraschungen gut, Mr. Dalziel«, meinte Sempernel und nippte wieder an seinem Tee. »Und was ist bei ihren Überlegungen rausgekommen?«
    »Daß ich mich fragte, ob nicht vielleicht die echten Schnüffler am Werke sind? Was, wenn ihr schon an der Sache dran wart, als Kelly Cornelius sich aus dem Staub machen wollte, und sie beobachtet habt, damit sie euch auf eine heiße Spur führt? Dann wird sie in den Unfall verwickelt, und zufällig ist mein Chief Inspector zur Stelle, der kombiniert so messerscharf, daß er sich selbst schneidet, und plötzlich sitzt sie in Untersuchungshaft wegen Körperverletzung, und es wird wegen Betrugs gegen sie ermittelt, und Sie wissen nicht, was Sie machen sollen. Also beschließen Sie, erst einmal Zeit zu gewinnen und sie unter dem Vorwand der Körperverletzung festzuhalten. Liege ich halbwegs richtig?«
    »So ziemlich. Sie liegen ganz gut. Aber ich begreife immer noch nicht, warum Sie sich überhaupt in die Sache einmischen?«
    Dalziel schob sich ein ganzes Törtchen in den Mund, kaute zweimal und schluckte es hinunter.
    »Ganz spontan«, entgegnete er. »Mein Chief Inspector war verhindert, er konnte heute morgen nicht zum Gericht kommen. Da dachte ich, geh doch selbst hin, schau mal nach, was da läuft. Und als ich da so einen Typen neben Barney Hubbard sitzen sah, der nur einer von Ihren Jungs sein konnte, da dachte ich, brat mir doch einer einen Storch, jetzt piß ich denen mal in den Verteilerkasten und schau, was passiert.«
    Sempernel schüttelte ungehalten den Kopf.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen, Mr. Dalziel. Denn um so die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – Sie werden ja wohl wissen, daß Leute, die in Verteilerkästen pissen, Gefahr laufen, eine gewischt zu bekommen –, müssen Sie doch ein vernünftigeres Motiv gehabt haben als das spontane Bedürfnis, sich unbeliebt zu machen.«
    »Also gut, ich sag Ihnen, wie es war. Mein Chief Inspector und seine Familie haben in den letzten Monaten viel durchgemacht. Sie hatten wirklich eine miese Zeit. Sie haben es überstanden. Jetzt hat ihnen vor ein paar Tagen jemand noch auf ganz andere Weise Schwierigkeiten gemacht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aber jedenfalls scheint es hier um eine größere Sache zu gehen. Also nur für den unwahrscheinlichen Fall, daß ich recht habe, wollte ich ihm das Problem vom Hals schaffen und auch ein für allemal für jeden, der es hören will, klarstellen, daß man Leuten, an denen mir gelegen ist, nicht zu nahe tritt. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    Sempernel schürzte zweifelnd die Lippen, wie eine alte Jungfer, die einen Vibrator im Sonderangebot sieht.
    »Also nur für einen unwahrscheinlichen Fall, wie Sie sich ausdrücken, mischen Sie sich unbesonnen in eine Sache ein, in der, wie Sie selbst vermuten, höhere Interessen im Spiel sind? Ihnen muß in der Tat viel an Mr. Pascoe und seiner Familie gelegen sein. Manche Leute könnten der Meinung sein, daß solche Zuneigung an Wahnsinn grenzt.«
    »Nun ja, vielleicht. Und nun sind Sie gekommen, um mich in die Klapse zu stecken, was? Oder finden Sie, daß man die Gesellschaft nicht vor mir schützen muß und daß ambulante psychologische Betreuung ausreicht?«
    »Das hängt ganz davon ab, wie sehr ich mich um die Gesellschaft sorge, um die es hier geht, Mr. Dalziel.«
    »Ach ja? Und wie groß ist Ihre Sorge?«
    »Höchstwahrscheinlich größer als Ihre, wenn man die Unbesonnenheit bedenkt, mit der Sie Kriminelle auf die Gesellschaft loslassen.«
    »Kriminelle? Soweit ich weiß, ist noch kein Urteil ergangen. Aber egal, wo ist das Problem? Sie muß sich täglich melden, und ich bin mir ganz sicher, Sie lassen sie beschatten, wohin sie auch geht … aber warten Sie mal. Ich kriege

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