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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Ziegelsteine gebraucht«, erwiderte Heinrich, der nie um eine Ausrede verlegen war, denn der Zwischenhalt in Frederiksted diente nur dem einen Zweck: mich an Land gehen zu lassen. Heinrich und ich hatten auf der Überfahrt oft darüber gesprochen, was mit mir geschehen sollte. Ich hatte eigentlich in Christiansted von Bord gehen wollen, aber das hielt Heinrich für zu gefährlich. Was, wenn Jakob Hensen mit seinem Sohn Christian gemeinsame Sache machte und der eigentliche Strippenzieher war? Und was, wenn ich ihm in Christiansted über den Weg laufen würde? Heinrich kannte den Mann, der ihm schließlich jedes Jahr die Ware aushändigte, die für die Insel bestimmt war, und dafür die Fässer an Bord nahm. Er war fest davon überzeugt, dass er jedermann in Christiansted persönlich kannte und eine fremde Frau mit Sicherheit seinen Argwohn erregen würde. Und du willst doch wohl etwa nicht weiter als Bursche herumlaufen, hatte Heinrich mich etwas pikiert gefragt. Ich denke, ihm missfällt es, dass ich Spaß bei der Sache habe. Für meine Schwester Lene wäre so eine Maskerade wahrscheinlich die reine Folter gewesen. Mir hingegen würde es nichts ausmachen, noch ein Weilchen als Junge zu gelten.
    »Hey, du Träumer, beim Anlegen wird jede Hand gebraucht«, herrschte mich einer der Seeleute an und versetzte mir einen solch schmerzhaften Hieb in die Seite, dass ich lieber tat, was er verlangte. Ich zog mit voller Kraft an einem Tau, mit dem die Hanne von Flensburg am Kai festgemacht werden sollte.
    Kaum dass wir vertäut im Hafen lagen, machte Heinrich mir ein Zeichen, dass ich mich bereitmachen sollte. Er hatte vor, mich schnellstens von Bord zu bringen und die Reise noch am selben Tag fortzusetzen. Ich eilte also zum letzten Mal in meine Kajüte, die in den drei Monaten wie ein Zuhause für mich geworden war, und schnappte mir den Koffer mit meinem Kleid.
    Heinrich machte sich durch ein Räuspern bemerkbar. Ich fuhr herum. Die Sorge um mich stand meinem Schwager förmlich auf die Stirn geschrieben.
    »Ach, min Dirn, ich weiß nicht. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dich hier einfach auszusetzen.«
    »Aber wir haben keine Wahl. Du kannst mich ja schlecht wieder mit zurücknehmen.«
    »Ich weiß, aber trotzdem behagt es mir nicht. Zum Glück habe ich genügend Geld bei mir, damit du über die Runden kommst. Aber als Frau allein unter diesen Fremden.«
    »Pass auf! Wir treffen uns an dieser Stelle in einem Jahr wieder. Dann ist vielleicht Gras über die Sache gewachsen, und du kannst …« Er stockte. Anscheinend hatte er selbst gemerkt, dass die Sache eben nicht so einfach war.
    »Ich kann nicht zurückkommen. Das weißt du doch. Die ganze Sache funktioniert nur, wenn man die Geschichte der armen Hanne Hensen glaubt, die vor Kummer ins Wasser gegangen ist. Es sei denn, der wahre Mörder würde sich stellen und …«
    Heinrich machte eine wegwerfende Geste. »Eher friert die Hölle zu! Aber du hast ja recht. Wenn man nur wüsste, ob Jakob Hensen etwas mit der Sache …« Heinrich stutzte und tippte sich an die Stirn. »Die Post. Dass ich da nicht gleich draufgekommen bin.«
    Ich verstand nicht auf Anhieb, was er damit sagen wollte. Erst als er unter meiner Koje einen Sack hervorholte und darin zu wühlen begann, schwante mir etwas.
    »Du meinst, es könnte ein Brief von Christian an seinen Vater dabei sein?«
    »Ich bin mir sicher, dass ich ihn unten an der Schiffsbrücke gesehen habe, dort, wo die Briefe abgegeben werden, die wir in Christiansted ausliefern sollen … Da habe ich ihn!« Mit hochrotem Kopf richtete er sich auf und wedelte triumphierend mit einem Brief vor meiner Nase.
    »Ich habe es doch gewusst.« Ohne zu zögern, riss er das Kuvert auf und reichte mir den Brief. »Lies du. Ich bin so aufgeregt. Und außerdem …«
    »Lass nur gut sein«, unterbrach ich ihn hastig, denn ich wusste von meiner Schwester, dass Lesen nicht gerade seine Stärke war.
    Atemlos las ich ihm den Brief vor.
Lieber Vater,
es läuft alles nach Plan. Oder sagen wir lieber so:
Deinen Auftrag habe ich ganz in deinem Sinn ausführen lassen. Allerdings bot sich mir abweichend von deinen Befehlen die hervorragende Gelegenheit, der Polizei
einen Täter auf dem Silbertablett zu servieren. Dieser Versuchung konnte ich einfach nicht widerstehen.
Unser Mann hatte sich nämlich in eine junge Reederstochter verliebt, auf die dein lieber Bruder ein Auge geworfen hat. Ja, er wollte sie sogar aus ihrem Elternhaus entführen. Ich konnte

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