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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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von allen Seiten betrachtet hatte. »Wenn du Glück hast, ist nichts gebrochen. Darf ich?« Er fing an, ihren Unterarm zu untersuchen, aber der leichte Schmerz dort war nicht mit dem in der Hand zu vergleichen.
    Der Arzt runzelte die Stirn. »Ich denke, es ist nur eine harmlose Stauchung.«
    »Wahrscheinlich ist sie weich aufgekommen, weil es am Strand passiert ist«, beeilte sich James zu sagen.
    »Gut, dann schlage ich vor, Mister Fuller bringt dich auf seinem Pferd auf dem schnellsten Weg nach Hause. Du lässt dir kalte Umschläge machen und schonst die Hand. Ich komme in ein paar Tagen vorbei und sehe mir das Ganze noch einmal an. Dann bringe ich dir auch dein Pferd mit. Ein wunderschönes Tier.« Dabei fixierte er James belustigt.
    »Hat sich wohl rumgesprochen, wie ich ihn verloren habe, oder?«, brummte James.
    Doktor Brown klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Natürlich, das ist wie ein Lauffeuer durch die ganze Bucht gegangen, aber mein Junge, tröste dich. Die Sullivan-Frauen haben das Reiten im Blut. Wenn ich da an Henny denke …« Er unterbrach sich hastig. »Also, bestell Anne einen schönen Gruß vom alten Paul. Wir sehen uns spätestens in drei Tagen.«
    Valerie war zutiefst verunsichert. Der Doktor sprach ja so, als wäre Grandma eine alte Freundin und ihre Mutter … er hatte sie sogar beim Spitznamen genannt. Henny … Ihr wurde mulmig zumute, wie immer, wenn irgendjemand Andeutungen über ihre Mutter Henriette machte, um sofort wieder zu verstummen, wenn er bemerkte, dass sie, Valerie, ihm förmlich an den Lippen hing. Ein Unfall mit der Kutsche, behauptete Großmutter und wechselte stets flugs das Thema. Ob darüber auch etwas in ihrem Tagebuch zu lesen war? Genügend Zeit, um darin zu stöbern, würde sie haben, wenn sie die nächsten Tagen zu Hause bleiben musste.
    Sie erwachte aus ihren Gedanken, als James ihr leise an die Schulter tippte. »Kommen Sie, Miss Sullivan, ich bringe Sie jetzt nach Sullivan House.«
    Ohne weitere Widerworte ließ sie sich von James aus dem Ordinationsraum schieben und aufs Pferd helfen. Er schwang sich hinter sie. Jetzt erst merkte sie, dass er ohne Sattel ritt.
    Sie musste sich eingestehen, dass ihr die Nähe zu ihm nicht unangenehm war. Er hatte die Hände fest um ihre Taille gelegt, um an die Zügel zu gelangen. Das konnte sie ihm schlecht verbieten. Und das wollte sie auch gar nicht. Im Gegenteil, sie wäre gern stundenlang so weiter durch die herrliche Landschaft der heimischen Bucht geritten. Vorbei an Mangrovenwäldern, Wasserfällen, dem Meer und … doch sie waren bereits auf dem letzten Stück der Auffahrt zum Haus. Links und rechts tauchten die Hibiskusbüsche auf. Und ein Blick zum oberen Schlafzimmerfenster bestätigte sie in der Annahme, dass Grandma ihre Rückkehr wieder einmal sehnsüchtig von ihrem Ausguck beobachtete. Wie immer bewegte sich die Gardine verdächtig, obwohl kein Lüftchen ging.
    »Den Rest des Weges kann ich zu Fuß gehen«, rief sie, doch James tat so, als ob er sie nicht hörte. Er hielt sein Pferd erst an, als sie vor dem hochherrschaftlichen Eingang ankamen. Am liebsten wäre sie schnell vom Pferd geglitten, aber mit Rücksicht auf ihre Hand wartete sie, bis James abgestiegen und ihr zu Hilfe geeilt war.
    »Wohin wollten Sie eigentlich vorhin mit mir reiten?«, fragte sie, als sie bereits bei der Eingangstür angekommen waren.
    »Ich wollte Ihnen unsere Zuckerrohrplantagen zeigen.«
    »Das nächste Mal«, erwiderte sie ein wenig enttäuscht. Romantisch hörte sich das nicht gerade an.
    »Ich übergebe Sie noch den treuen Händen Ihrer Großmutter.«
    Aber Valerie dachte an die mahnenden Worte, die Grandma ihr vorhin mit auf den Weg gegeben hatte. Das hatte nicht so geklungen, als wenn sie sich freuen würde, den jungen Mister Fuller so schnell wiederzusehen.
    »Nein, nein, lassen Sie nur. Ich glaube, Großmutter hat sich über Ihr Gestammel von vorhin mächtig geärgert«, entfuhr es Valerie. Sie bemerkte ihre Taktlosigkeit, kaum dass sie den Satz vollendet hatte. »Es tut mir leid, Mister Fuller, ich wollte Sie nicht kränken …«
    »Das tun Sie nicht. Ich habe doch selbst Schuld, wenn ich in Ihrer Gegenwart zu verlegen bin, um klare Sätze zu sprechen. Natürlich habe ich nichts gegen Mischlinge. Und selbstverständlich verurteile ich die Sklavenhaltung. Ich meine, nicht umsonst ist das skrupellose Geschäft mit Menschen seit über fünfzig Jahren verboten. Aber was mein Großvater getan hat, dafür kann Ihre

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