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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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stehen blieb. Aber Valerie war in Gedanken so sehr bei James und der Frage, ob er ihr wohl folgte, dass sie nicht aufpasste. Durch den Ruck, der durch das Pferd ging, als es anhielt, verlor sie die Kontrolle und fiel zu Boden. Der weiche Sand fing sie sanft auf. Sie wollte sich gerade aufrappeln, als sie James’ besorgte Stimme vernahm.
    »Miss Sullivan? Alles in Ordnung?«
    »Ja, ich bin weich gefallen«, fauchte Valerie. Sie ärgerte sich maßlos, dass sie sich so blöd angestellt hatte.
    James reichte ihr trotzdem die Hand, die sie unwirsch ergriff. Erst als er sie hochziehen wollte, spürte sie den stechenden Schmerz im Gelenk. Sie konnte sich nicht beherrschen und schrie laut auf.
    »Um Himmels willen, haben Sie sich verletzt?« James beugte sich über sie und zog sie an den Hüften empor.
    »Es ist nur die Hand«, stöhnte sie und biss sich fest auf die Lippen. Die Hand schmerzte und schien bereits anzuschwellen.
    »Ich bringe Sie zu Doktor Brown«, entschied James, während Valerie versuchte, auf ihr Pferd zu steigen, das stoisch dastand. Doch mit einer Hand schaffte sie es nicht.
    »Wir gehen zu Fuß. Nehmen Sie die Zügel in die gesunde Hand«, befahl James.
    »Ich brauche keinen Arzt«, protestierte Valerie.
    James aber nahm ungefragt ihre Hand und begutachtete sie von allen Seiten. »Unsinn, sie verfärbt sich bereits bläulich.«
    Ein verstohlener Blick bewies Valerie, dass James recht hatte.
    »Seien Sie froh, wenn nichts gebrochen ist«, fügte er hinzu und griff nach den Zügeln seiner Stute Angel. Valerie folgte ihm seufzend. Sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Und nicht nur der Schmerz machte ihr zu schaffen, sondern auch die bohrende Frage, wogegen sie eigentlich die ganze Zeit kämpfte? War ihr der junge Mann wirklich derart zuwider, oder galt die Wut nicht vielmehr sich selbst und ihren Gefühlen für ihn?
    Doch die Gewissheit, dass er ihr nicht gleichgültig war, machte sie nur noch zorniger. Mit zusammengebissenen Lippen blieb sie immer ein Stück hinter ihm, um sich nicht mit ihm unterhalten zu müssen. Der Gedanke, Doktor Brown aufzusuchen, behagte ihr ganz und gar nicht. Er war das letzte Mal bei ihnen gewesen, als sie noch ein Kind gewesen war. Weder Grandma noch sie benötigten je medizinische Hilfe. Und jetzt so etwas Dummes!
    Doktor Browns Haus, in dem sich auch seine Praxis befand, lag in Hafennähe. Als sie endlich vor seiner Tür standen, versuchte Valerie, den Besuch noch abzuwenden.
    »Es ist schon besser«, log sie; in Wahrheit konnte sie die Hand kaum mehr bewegen, weil sie inzwischen dick geschwollen war. James aber kümmerte sich gar nicht um ihren Protest, sondern betätigte die alte Schiffsglocke. Wenig später erschien der weißhaarige Schopf des Arztes. Valerie hätte ihn niemals wiedererkannt. Er war ein alter Mann geworden. Jedenfalls sah er älter aus als ihre Großmutter.
    »Guten Tag, James. Was führt Sie zu mir?«, fragte er freundlich.
    James deutete auf Valerie, die sich hinter seinem breiten Kreuz versteckt hatte. So wenig sie ihn auf der Straße wiedererkannt hätte, so erfreut schien er über ihr unverhofftes Wiedersehen.
    »Nein, das gibt es doch nicht. Die kleine Vally ist ja eine hübsche junge Dame geworden. Du bist deiner Großmutter wie aus dem Gesicht geschnitten, ich meine natürlich, als sie jünger war. Wobei sie auch heute noch glänzend aussieht.«
    Valerie lief  knallrot an. Es war nicht nur das Kompliment, das sie verlegen machte, sondern seine Andeutung, dass er ihre Großmutter offenbar auch heute noch traf. Sonst wüsste er wohl kaum, wie sie aussah. Noch eins von Großmutters Geheimnissen!
    »Gucken Sie sich bitte ihre linke Hand an, Herr Doktor. Sie ist vom Pferd gestürzt«, mischte sich James hastig ein.
    »Tja, dann kommt schnell rein. Eure Pferde könnt ihr meinem Diener geben.« Er rief  laut nach Levan. Ein schwarzer Junge eilte herbei und übernahm die Pferde. James sah Valerie durchdringend an, und sie konnte in seinen Augen lesen, was er ihr sagen wollte: Sogar der Doktor spricht von seinem Diener.
    »So, und nun zeig mal, mein Kind, was ist mit deiner Hand?«, fragte Doktor Brown, kaum dass sie in seinem Ordinationszimmer angelangt waren.
    »Es ist wirklich nichts«, versuchte Valerie die Sache zu verharmlosen und hielt die Hand hinter ihrem Rücken versteckt.
    »Keine Sorge!«, beruhigte sie der Doktor. Zögernd streckte Valerie ihm schließlich ihre Hand entgegen.
    »Oje«, rief Doktor Brown aus, als er die Verletzung

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