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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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großen Liebe Hauke.«
    »Hauke war nicht meine große Liebe«, erwiderte Hanne. Ihr Gesicht bekam plötzlich zärtliche und weiche Züge, doch kaum, dass sie bemerkte, wie sehr sie in die Erinnerung an die alte Geschichte abtauchte, versteinerte ihre Miene. »Tu mir einen Gefallen! Lies mein Tagebuch zu Ende, und versprich mir, dich bis dahin auf keinen Fall auf diesen James Fuller einzulassen. Ich schwöre dir, dass dein Interesse an ihm gänzlich erloschen sein wird, sobald du damit fertig bist«, erklärte sie in hartem Ton.
    »Und warum warst du vorhin so freundlich zu ihm? Ich habe selbst gehört, wie angeregt ihr im Salon geplaudert habt!«
    Hanne rang sich zu einem Lächeln durch. »Ich habe niemals behauptet, dass mir der junge Mann nicht gefällt. Im Gegenteil, ich glaube, er besitzt sogar einen guten Charakter im Gegensatz zu seinen Vorfahren. Dass er dir das Pferd gegeben hat, nachdem er begriffen hat, wozu er sich in seiner Wut hätte hinreißen lassen, spricht für ihn. Das ist untypisch für die Nachfahren der weißen Inselherrscher. So mancher hätte sich vor lauter Stolz nicht davon abbringen lassen, das Tier zu erschießen.«
    »Grandma, ich verstehe dich nicht. Du magst ihn, aber du möchtest nicht, dass ich mich in ihn verliebe. Und doch plauderst du mit ihm, als wäre er in der Familie willkommen!«
    Hanne lächelte immer noch. »Schlechtes Benehmen gegenüber potenziellen Heiratskandidaten bringt junge Frauen nur noch mehr gegen ihre Eltern auf und veranlasst sie, aus lauter Trotz zu den jungen Männern zu stehen. Nein, es ist nicht gut, wenn man miterleben muss, wie der Mann, den man zu lieben glaubt, gedemütigt wird …«
    »Dass du dich mit ihm so freundlich unterhalten hast, war also nur eine List? Deshalb hast du mir erlaubt, mit ihm auszureiten? Damit ich nicht böse auf dich werde und ihn nicht aus lauter Trotz gegen dich verteidige?«
    Statt ihr eine Antwort zu geben, näherte sich Hanne ihrer Enkelin und wollte sie in den Arm nehmen, doch Valerie wich ihr aus. »Grandma, das hätte ich nie gedacht! Du hast mir stets gepredigt, dass wir bei Entscheidungen im Leben allein auf unser Herz und unser Gewissen hören sollen! Und nun willst du mir mein Glück …« Valerie unterbrach sich und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Sie hatte sich soeben verraten und konnte nur hoffen, dass ihre kluge Großmutter das nicht bemerkt hatte, doch Hanne murmelte nur: »Du musst dich jetzt endlich ins Bett legen. Ich bringe dir einen Tee und etwas zu essen. Lass uns nicht streiten. Das ist die Sache nicht wert. Nicht für einen Mann, für den du wahrscheinlich gar keine Liebe empfindest. Ich vermute, du bist nur so aufgebracht, weil du dich von mir bevormundet fühlst. Lass uns einfach nicht mehr darüber reden.«
    Hanne hatte das in ruhigem Ton gesagt, wenngleich sie innerlich bebte. Es gab für sie keinen Zweifel mehr: Ihre Enkelin hatte sich tatsächlich in den Enkel von Arthur Hamilton verliebt, jenen Mann, den sie über seinen Tod hinaus bis aufs Blut hasste! Den menschenverachtenden Despoten, brutalen Ausbeuter und den Verfasser des zynischen Machwerkes »Anleitung zur Sklavenhaltung – Nutze deine Sklaven zum wirtschaftlichen Vorteil aus«. Sie beschloss, sich besser in Acht zu nehmen, um zu erreichen, dass sich dieses Problem von selbst erledigte. Valerie musste selbst darauf kommen, dass eine Liebesbeziehung zwischen einem Hamilton und einer Sullivan nicht möglich war. Deshalb sollte sie in Zukunft jedes böses Wort über James Fuller vermeiden. Am liebsten wäre es Hanne natürlich, es würde auf die Schnelle ein anderer Mann kommen, in den sich Valerie verlieben konnte. Sie war doch noch so jung … Und noch handelte es sich bei ihren Emotionen für den jungen Fuller wahrscheinlich nur um ein Strohfeuer.
    »Valerie, verzeih mir, ich bin eine alte verbitterte Frau. Und ich schwöre dir, ich werde mich nicht mehr einmischen. Wenn du mir im Gegenzug versprichst …« Hanne zögerte.
    »Nun sag schon, Grandma. Ich will auch nicht, dass wir uns streiten. Mir liegt gar nichts an James Fuller. Er wird bestimmt Mary Tenson heiraten, weil das seine Mutter einst beschlossen hat und weil das so schrecklich vernünftig wäre. In so einen Mann kann ich mich wohl kaum verlieben! Also, was willst du?«
    »Gut, dann schwöre, dass du keine ernsthafte Verbindung mit ihm eingehst, bevor du mein Tagebuch zu Ende gelesen hast!«
    »Wenn dir das so wichtig ist«, seufzte Valerie. »Aber wenn es

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