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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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lösen, wenn sie
abends zum Essen ausgingen. Sie sagte dann: »Nat, du siehst
so nett aus, aber wenn du die Krawatte runterziehst und den
obersten Hemdknopf aufmachst, verdirbst du alles. Ich könnte
schwören, daß du in einem früheren Leben gehenkt worden
bist. Das ist ja angeblich der Grund, weshalb manche Leute
nichts irgendwie Enges um den Hals herum ausstehen können.«
    Nat saß noch eine Weile an seinem Schreibtisch und dachte
über Deb nach, darüber, was für ein Glück er doch hatte, sie zu
haben, dachte an ihre Verbundenheit miteinander, ihre Liebe
und ihr Vertrauen zueinander.
    Er griff nach dem Kaffeebecher, ging zum Automaten im
Gang, ließ geistesabwesend Kaffee hineinlaufen und kehrte damit ins Büro zurück.
    Vertrauen. Ein gutes Wort. Inwieweit hatte Vivian Carpenter
ihrem Mann vertraut? Wollte man Scott Covey Glauben schenken, dann vertraute sie ihm jedenfalls nicht genügend, um ihm
das ganze Ausmaß ihres Erbes zu offenbaren.
    Nat lehnte sich in seinen Stuhl am Schreibtisch zurück und
trank schluckweise Kaffee, während er an die Zimmerdecke
starrte. Falls Vivian wirklich so unsicher war, wie alle es darzustellen schienen, hätte sie dann nicht auf Anzeichen dafür geachtet, daß mit Covey etwas nicht ganz stimmte?
    Anrufe. Hat Tina wohl je Covey zu Hause angerufen, und,
falls ja, bekam Vivian es mit? Vivians Telefonrechnung. Ganz
bestimmt hat ja sie die Rechnungen bezahlt. Ob Covey je so
blöd war, Tina von daheim aus anzurufen? Das mußte er noch
überprüfen, nahm Nat sich vor.
    Noch etwas. Vivians Anwalt, derselbe, der das neue Testament nach der Heirat ausstellte. Es lohnte sich bestimmt, mal bei
ihm vorbeizuschauen.
    Das Telefon klingelte. Deb war dran. »Ich hab grade die
Nachrichten gehört«, sagte sie. »Sie haben einen ausführlichen
Bericht über Ermittlungen zu Vivian Carpenters Tod gebracht.
Hast du das erwartet?«
    »Ich hab’s gerade erfahren.« In Kürze informierte Nat seine
Frau über sein Gespräch mit Frank Shea und das, was er jetzt zu
tun gedachte. Er hatte schon vor langer Zeit begriffen, daß Deb
ein hervorragender Resonanzboden für ihn war.
    »Die Telefonrechnungen sind eine gute Idee«, sagte jetzt
Debbie. »Ich wette alles drauf, daß er nicht so dumm war, von
zu Hause aus in der Wohnung einer Freundin anzurufen, aber du
sagst doch, daß diese Tina im Wayside Inn als Kellnerin arbeitet.
Anrufe von ihm daheim zu dem Gasthaus wären zwar als Ortsgespräche nicht eigens aufgeführt, aber du kannst ja fragen, ob
Tina dort viele Privatanrufe bekommt und ob irgendwer weiß,
von wem die stammen.«
»Sehr schlau«, sagte Nat voller Bewunderung. »Ich hab dich
ja wirklich dazu erzogen, daß du wie ein Cop denkst.«
    »Geschenkt. Aber was anderes. Geh zu Vivians Friseur. Das
sind doch die reinen Gerüchteküchen. Oder, besser noch, vielleicht sollte ich anfangen dort hinzugehen. Vielleicht erfahre ich
ja was. Du hast mir doch erzählt, daß sie zu Tresses ging, oder?«
    »Ja.«
»Dann mach ich einen Termin für heute nachmittag.«
»Bist du dir sicher, daß es dabei nur um Geschäftliches geht?«
fragte Nat.
    »Nein, gebe ich zu. Ich will mir schon die ganze Zeit schrecklich gern Strähnen machen lassen. Die versteh’n was davon, sind
aber teuer. Jetzt brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben.
Tschüß, mein Schatz.«
40
N
    achdem Adam Menley gefragt hatte, weshalb sie Amy
nicht wissen lassen wollte, daß sie auf dem Witwensteg
gewesen war, hatten sie nicht mehr miteinander geredet, sondern
lagen unglücklich nebeneinander, ohne sich zu berühren, und
jeder in dem Bewußtsein, daß der andere noch wach war. Kurz
    vor Morgengrauen war Menley aufgestanden, um nach dem Baby zu sehen. Sie fand eine Hannah vor, die friedlich und sicher
in die Decken eingekuschelt schlief.
    In dem schwachen Schein des Nachtlämpchens stand Menley
über das Bett gebeugt da, vertieft in die erlesenen kleinen Gesichtszüge, die winzige Nase, den weichen Mund, die Wimpern,
die auf die runden Wangen Schatten warfen, den goldenen Haarflaum, der sich nun schon um das Gesicht lockte.
    Ich kann nicht beschwören, daß ich nicht doch auf dem Witwensteg war, als Amy mich zu sehen meinte, aber ganz bestimmt weiß ich, daß ich Hannah niemals vernachlässigen oder
vergessen oder zu Schaden kommen lassen würde, dachte sie.
Ich muß Adams Besorgnis verstehen, aber er muß seinerseits
begreifen, daß es nicht in Frage kommt, daß eine Babysitterin
seiner alten

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