Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
nach waren die Menschen, die ihr Leben mit Kunstwerken verbrachten, nicht die ordentlichsten.
Einige Stücke fielen ihm ins Auge, zum Beispiel eine traurig blickende Madonna mit einer zerborstenen Schulter. Aber er suchte schließlich nach einer anderen Dame ...
Leises Pfeifen und das Geräusch von Schritten ließ ihn jedoch rasch nach einem Versteck Ausschau halten.
Miranda wartete zehn Minuten, dann fünfzehn. Nach zwanzig Minuten rang sie nervös die Hände, während sie auf einer Bank im Hof saß, und stellte sich vor, wie es wohl sein mochte, einige Zeit in einem italienischen Gefängnis zu verbringen.
Vielleicht war das Essen dort ja gut.
Zumindest wurden Diebe heutzutage nicht mehr zum Tode verurteilt, und man hängte ihre Leichen auch nicht mehr zur Abschreckung aus den Fenstern des Bargello.
Wieder schaute sie auf die Uhr und rieb sich mit den Fingern über die Lippen. Sie hatten ihn ganz bestimmt gefaßt. Jetzt gerade wurde er in irgendeinem heißen, kleinen Zimmer verhört, und er würde ohne Zögern ihren Namen preisgeben. Dieser Feigling.
Doch plötzlich sah sie ihn. Er kam über den Hof auf sie zugeschlendert, ein Mann ohne Sorgen und ohne den Schatten eines Diebstahls auf seinem Herzen. Ihre Erleichterung war so groß, daß sie aufsprang und ihn umarmte.
»Wo bist du gewesen? Ich dachte, sie hätten dich ...«
Ryan küßte sie, sowohl um sie zum Schweigen zu bringen, als auch, um die Situation auszunutzen. »Laß uns etwas trinken gehen. Ich erzähle dir dann alles«, sagte er dicht an ihrem Mund.
»Wie konntest du mich nur so lange hier warten lassen? Du hast zehn Minuten gesagt. Jetzt ist es schon fast eine halbe Stunde...«
»Es hat ein bißchen länger gedauert.« Sein Mund war immer noch ganz dicht an ihrem, und er grinste sie an. »Hast du mich vermißt?«
»Nein. Ich habe mir gerade überlegt, was es heute im Gefängnis wohl zu essen gibt.«
»Vertrau mir doch.« Er klatschte in die Hände und breitete dann die Arme weit aus. »Etwas Wein und Käse wären jetzt genau das richtige. Die Piazza della Signoria ist zwar nicht so pittoresk wie die anderen Plätze, aber sie ist ganz in der Nähe.«
»Wo warst du?« fragte sie erneut. »Ich habe mich so lange mit dem Wachmann aufgehalten, wie ich konnte, und als ich mich nach dir umdrehte, warst du weg.«
»Ich wollte wissen, was sich hinter der Tür Nummer drei befindet. Dieses Gebäude mag ja früher ein Palast gewesen sein und später sogar ein Gefängnis, aber die Innentüren sind ein Kinderspiel.«
Er blickte in ein Schaufenster, an dem sie gerade vorbeikamen, und gelobte sich im stillen, noch einmal einkaufen zu gehen. »Ich habe unsere Lady gefunden«, sagte er beiläufig.
»Das ist unverantwortlich, dumm und egozentrisch ... Was ?«
»Ich habe sie gefunden.« Sein Grinsen blitzte auf wie die toskanische Sonne. »Und ich glaube, sie ist nicht allzu glücklich darüber, in einer dunklen Kammer Staub anzusetzen. Geduld«, fügte er hinzu, bevor Miranda eine weitere Frage stellen konnte. »Ich habe Durst.«
»Du hast Durst? Wie kannst du an Wein und Käse denken, um Himmels willen? Wir sollten etwas tun! Unseren nächsten Schritt planen. Wir können doch nicht einfach dasitzen und Chianti trinken!«
»Genau das werden wir aber tun – und hör auf, ständig über die Schulter zu blicken, als ob die polizia uns schon auf den Fersen wäre.«
Er zog Miranda unter die Markise einer Trattoria und schob sie auf einen leeren Tisch zu.
»Du hast den Verstand verloren. Du bummelst durch Geschäfte, kaufst Souvenirs, feilschst um Lederjacken für Kleinkinder und wanderst durch das Bargello, als wärst du noch nie dagewesen. Und jetzt...«
Als er sie auf einen Stuhl stieß, brach sie schockiert ab. Hart packte er ihre Hand und beugte sich über den Tisch. Sein Lächeln war genauso eisig wie seine Stimme.
»Jetzt werden wir einfach ein Weilchen hier sitzen, und du wirst mir keinen Ärger mehr machen.«
»Ich ...«
»Nicht den geringsten Ärger.« Sein Lächeln wurde freundlicher, als er den Kellner anblickte. Da er sich im Moment nicht zu tarnen brauchte, bestellte er in perfektem Italienisch eine Flasche des hiesigen Weins und eine Käseplatte.
»Ich werde dein Machoverhalten nicht dulden.«
»Mein Schatz, du wirst alles dulden, was ich tue. Ich habe die Lady.«
»Du leidest unter – Was ?« Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Was soll das heißen, du hast die Lady?«
»Sie steht unter dem Tisch.«
»Unter dem ...«
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