Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Standjo. Er hat hauptsächlich hier gearbeitet, war aber auch für einige Zeit im Labor bei uns im Institut. Dort habe ich das erste Mal mit ihm zusammengearbeitet, vor ungefähr sechs Jahren.«
Miranda rieb sich die Schläfen. »Er war ein reizender Mann, lieb und lustig. Er lebte allein. Er liebte die Frauen und war sehr charmant und aufmerksam.«
»Wart ihr ein Liebespaar?«
Sie zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein. Wir waren Freunde. Ich habe seine Fähigkeiten sehr geschätzt. Ich vertraute seinem Urteil und bewunderte seine Loyalität«, erwiderte sie ruhig. Dann stand sie auf und trat ans Geländer.
Sie brauchte einen Augenblick Zeit, um sich zu sammeln. Giovanni war tot. Sie konnte es nicht ändern. Wie oft und wie lange würde sie dies noch verfolgen? fragte sie sich.
»Giovanni war derjenige, der mich angerufen hat, um mir zu sagen, daß die Bronze für unecht erklärt wurde«, fuhr sie fort. »Er wollte mich auf das Gespräch mit meiner Mutter vorbereiten.«
»Dann genoß er also ihr Vertrauen?«
»Er gehörte hier zu dem Team, das an dem Projekt gearbeitet hat. Und er war sofort zu ihr zitiert worden, als man meine Ergebnisse für falsch deklarierte.« Gefaßter trat sie an den Tisch zurück und setzte sich wieder. »Ich habe seine Loyalität und unsere Freundschaft mißbraucht. Ganz bewußt.«
»Hast du heute zum ersten Mal mit ihm darüber geredet, daß die Bronze eine Kopie ist?«
»Ja. Ich habe ihn angerufen, als du hinuntergegangen bist. Ich habe ihn gebeten, sich mit mir in Santa Maria Novella zu treffen. Ich habe ihm gesagt, daß es dringend sei.«
»Wo hast du ihn angerufen?«
»Im Labor. Ich wußte ja, daß ich ihn bis abends dort erreichen würde. Dann habe ich die Skulpturen genommen, und bin die Treppe hinunter und durch den hinteren Garten gelaufen, während du an der Rezeption warst. Er ist sofort gekommen. Es kann nicht länger als fünfzehn Minuten gedauert haben.«
Genug Zeit, dachte Ryan, um irgend jemandem von dem Anruf zu erzählen. Dem Falschen. »Was hast du ihm gesagt?«
»Fast alles. Ich habe ihm erklärt, daß ich die Bronze hätte, die Ponti geprüft hat, und daß es nicht dieselbe sei, die ich getestet hatte. Auch über den David habe ich ihm soviel gesagt, wie ich konnte. Er hat mir wahrscheinlich nicht geglaubt. Aber er hat mir auf jeden Fall zugehört.«
Sie gab es auf, ihr Steak auf dem Teller hin und her zu schieben. Es strengte sie zu sehr an, so zu tun, als ob sie essen wollte. »Ich habe ihn gebeten, die Skulpturen mit ins Labor zu nehmen und Tests und Vergleiche durchzuführen. Und morgen wollte ich ihn anrufen. Den Namen des Hotels habe ich ihm nicht genannt, weil ich nicht wollte, daß er hier anruft oder vorbeikommt. Ich wollte nicht, daß du erfährst, was ich mit den Skulpturen gemacht hatte.«
Ryan lehnte sich zurück und beschloß, ebenfalls nichts mehr zu essen. Statt dessen zog er eine Zigarre hervor. »Deshalb sitzen wir jetzt auch hier und genießen den Mondschein.«
»Was meinst du damit?«
»Benutz deinen Verstand, Dr. Jones. Dein Freund hatte die Skulpturen, und jetzt ist er tot. Die Mordwaffe und der David wurden am Tatort zurückgelassen. Und was ist die Verbindung zwischen beidem? Du.«
Er zündete die Zigarre an, damit sie in Ruhe über seine Worte nachdenken konnte. »Wenn die Polizei die Bronzen am Tatort gefunden hätte, hätte sie nach dir gesucht. Wer auch immer der Täter ist, er weiß, daß du genug Schlußfolgerungen gezogen hast, um die Sache aufklären zu wollen. Und daß du dich bereits so nahe am Rande der Legalität bewegst, daß du dich hüten wirst, die Polizei ins Spiel zu bringen.«
»Er hat Giovanni umgebracht, um es mir anzulasten.« Das war zu kaltblütig, zu entsetzlich, um darüber nachzudenken. Aber es war auch zu logisch, um es zu ignorieren.
»Ein zusätzlicher Nutzen. Wenn er ehrlich gewesen wäre, hätte er sich nach den Tests selbst Fragen gestellt. Und er hätte sich noch einmal deine Notizen und Ergebnisse angesehen.«
»Deshalb war das Labor verwüstet«, murmelte Miranda. »Jetzt finden wir meine Dokumentation nie mehr.«
»Er hat sie mitgenommen oder zerstört«, stimmte Ryan ihr zu. »Dein Freund war ihm im Weg. Und du, Miranda, bist es auch.«
»Ja, ich verstehe.« Irgendwie war es besser so. Leichter. »Den Mord aufzuklären ist wichtiger, als das Original wiederzufinden. Derjenige, der die Skulpturen ausgetauscht hat, hat auch Giovanni umgebracht.«
»Weißt du, was man über das
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