Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Sein Heim mochte zwar sein Schloß sein, aber er sah sich als unglücklicher Gefangener darin.
Er klopfte und wartete. Fast sofort öffnete sich die Tür hinter ihm. Ryan drehte sich um.
Die Frau war jung, und sie wäre attraktiv gewesen, wenn sie ihr Gesicht nicht schon für den Abend zurechtgemacht hätte. Sie war geschminkt wie eine Nutte, und ihre Augen waren hart wie arktisches Eis. Ihr Haar war braun und kurz
geschnitten wie das eines Jungen. Wahrscheinlich trug sie während ihrer Arbeitszeit eine Perücke.
Obwohl Ryan all das registrierte, ebenso wie den üppigen Körper, der in einem kurzen, blumengemusterten Morgenmantel achtlos zur Schau gestellt wurde, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die große schwarze .45er in ihrer Hand. Ihre Mündung war so groß wie der Pazifik und genau auf seine Brust gerichtet.
Er beschloß, daß es das beste war, die Augen nicht von ihr zu lassen, seine Hände in Sichtweite und seine Erklärung so einfach wie möglich zu halten.
»Ich bin kein Bulle. Ich verkaufe auch nichts. Ich suche nur nach Harry.«
»Ich dachte, Sie wären der andere Kerl.« Ihre Stimme kam direkt aus der Bronx, aber er fühlte sich deshalb nicht sicherer.
»Nun, unter den gegebenen Umständen bin ich froh, daß ich es nicht bin. Könnten Sie die Kanone woandershin halten?«
Sie musterte ihn einen Moment lang, dann zuckte sie mit den Schultern. »Ja, klar.« Sie ließ sie sinken und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Mir gefiel das Aussehen von dem anderen Kerl nicht. Und ich mochte auch sein Benehmen nicht.«
»Solange Sie dieses Ding da in der Hand haben, richte ich mich in meinem Benehmen ganz nach Ihnen.«
Ihr Grinsen ließ für einen kurzen Augenblick ihr Make-up vergessen. »Sie sind in Ordnung. Was wollen Sie von Rembrandt?«
»Ich will mit ihm reden.«
»Er ist nicht da, und er wird auch ein paar Tage weg bleiben. Das habe ich dem anderen Typen auch gesagt.«
»Ich verstehe. Wissen Sie, wo Harry ist?«
»Ich kümmere mich lieber um meine eigenen Angelegenheiten.«
»Da bin ich sicher.« Ryan streckte eine Hand mit der Handfläche nach oben aus und ließ die andere vorsichtig in die Tasche gleiten. Die Frau schürzte nachdenklich die Lippen, als er einen Fünfzigdollarschein hervorzog. »Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«
»Vielleicht. Für weitere fünfzig kriegen Sie eine ganze
Stunde.« Doch dann schüttelte sie den Kopf. »Sie sehen nicht aus wie jemand, der für eine Party bezahlt.«
»Nur ein Gespräch«, erwiderte er und hielt ihr den Fünfziger entgegen.
Sie brauchte nur drei Sekunden, um nach dem Schein zu greifen. »Okay, kommen Sie herein.«
Der Raum enthielt ein Bett, einen einzelnen Stuhl und einen Kleiderständer aus Metall, der mit billigen Fähnchen in leuchtenden Farben behängt war. Mit der Perücke hatte Ryan recht gehabt. Auf Styroporköpfen hingen zwei davon, eine lockige blonde und eine glatte rabenschwarze.
Auf einem kleinen Schreibtisch standen ein großer Schminkspiegel und eine Ansammlung von Kosmetika.
»Fühlen Sie sich wie zu Hause.« Die Frau trat an die Kochplatte und den Campingkühlschrank, die die Küche darstellten. Ryan betrachtete den Bronzedrachen, der eins ihrer Tischchen bewachte.
»Das ist ein hübsches Stück.«
»Ja, es ist echte Kunst. Rembrandt hat ihn gemacht.«
»Er hat Talent.«
»Wahrscheinlich.« Sie zuckte mit den Schultern und machte sich nicht die Mühe, ihren Morgenmantel wieder zusammenzuziehen. »Ich habe ihm gesagt, wie gut er mir gefällt, und wir sind uns handelseinig geworden.« Lächelnd reichte sie Ryan eine Flasche Budweiser.
»Sie sind mit Mathers befreundet?«
»Er ist in Ordnung. Er nutzt mich nicht aus. Ich hatte einmal einen Kerl hier, der mich statt als Matratze als Punchingball benutzt hat. Als der Junge hörte, daß ich Probleme hatte, hat er an die Tür gehämmert. Schrie herum, er sei von der Polizei.« Sie kicherte in ihr Bier. »Das Arschloch ist mit der Hose um die Knöchel aus meinem Fenster gesprungen. Rembrandt ist in Ordnung. Bißchen depressiv, raucht viel Gras. Aber so sind Künstler wahrscheinlich.«
»Hat er viele Freunde?«
»Junge, niemand hier im Haus hat viele Freunde. Er ist jetzt seit ein paar Jahren hier, und das ist das erste Mal, daß kurz hintereinander zwei Leute an seine Tür gekommen sind.«
»Erzählen Sie mir von dem anderen Typen.«
Sie befühlte den Fünfziger in der Tasche ihres Morgenmantels. »Groß. Häßliches Gesicht. Wirkte auf mich wie der Handlanger von
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