Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Visitenkarte in der Hand hielt. Hungernde Künstler mochten depressiv sein, aber sie waren auch leicht einzuschätzen. Und jeder Künstler auf der Welt hungerte nach einer Sache noch mehr als nach Essen.
    Nach Protektion.
    »Komm bald heim, Harry«, murmelte Ryan und verließ die Wohnung.

26
    Miranda starrte auf das Fax, das gerade aus ihrem Gerät gekommen war. Die Wörter waren alle in Großbuchstaben, als habe der Absender sie hinausgeschrien.
    ICH HABE DICH NICHT IMMER GEHASST, ABER ICH HABE DICH JAHR UM JAHR BEOBACHTET. ERINNERST DU DICH NOCH AN DAS FRÜHJAHR, IN DEM DU GRADUIERT HAST – MIT AUSZEICHNUNG NATÜRLICH – UND DIE AFFÄRE MIT DEM ANWALT HATTEST? GREG ROWE WAR SEIN NAME, UND ER HAT DICH VERLASSEN, WEIL DU ZU KALT WARST UND SEINEN BEDÜRFNISSEN NICHT GENUG AUFMERKSAMKEIT SCHENKTEST. ERINNERST DU DICH DARAN, MIRANDA?
    ER HAT SEINEN FREUNDEN ERZÄHLT, DU SEIST MITTELMÄSSIG IM BETT. ICH WETTE, DAS WUSSTEST DU NICHT. NUN, JETZT WEISST DU ES.
    ICH WAR NIE SEHR WEIT WEG. ÜBERHAUPT NICHT WEIT WEG.
    HAST DU JEMALS GESPÜRT, DASS ICH DICH BEOBACHTE?
    SPÜRST DU ES JETZT?
    DIR BLEIBT NICHT MEHR VIEL ZEIT. DU HÄTTEST TUN SOLLEN, WAS ICH DIR GESAGT HABE. DU HÄTTEST MEINE WÜNSCHE RESPEKTIEREN SOLLEN. VIELLEICHT WÄRE GIOVANNI NOCH AM LEBEN, WENN DU ES GETAN HÄTTEST.
    DENKST DU SCHON MAL DARAN?
    ICH HABE DICH NICHT IMMER GEHASST, MIRANDA, ABER JETZT TUE ICH ES.
    KANNST DU MEINEN HASS SPÜREN?
    ICH GLAUBE SCHON.
    Das Blatt Papier zitterte in ihrer Hand. An den großen Druckbuchstaben haftete etwas schrecklich Kindliches. Sie sollen verletzen, demütigen und angst machen, sagte sie sich. Das durfte sie nicht zulassen.
    Doch als der Summer ihrer Gegensprechanlage ertönte, keuchte sie auf, und ihre Finger krampften sich um das Papier. Sie legte es auf den Schreibtisch, strich es glatt und beantwortete Loris Anfrage.
    »Ja?«
    »Mr. Boldari ist hier, Dr. Jones. Er fragt, ob Sie wohl einen Moment Zeit für ihn haben.«
    Ryan! Fast hätte sie den Namen laut ausgesprochen. »Bitten Sie ihn, zu warten.«
    »Natürlich.«
    Er war also zurück. Miranda rieb sich mit den Händen über die Wangen, um wieder Farbe hineinzubringen. Ich habe meinen Stolz, dachte sie. Sie würde nicht durch die Tür stürzen und sich wie eine liebeskranke Irre in seine Arme werfen.
    Er war fast zwei Wochen weg gewesen und hatte sie nicht ein einziges Mal angerufen. Natürlich sind wir in Kontakt gewesen, dachte sie, während sie ihre Puderdose hervorholte und in dem kleinen Spiegel ihre Haare und ihre geschminkten Lippen kontrollierte. Durch Memos, Telexe, e-Mails und Faxe, alle von irgendeinem Büroangestellten geschickt und in seinem Namen unterschrieben.
    Er war nicht mehr besonders rücksichtsvoll mit ihr umgesprungen, sobald er genug von ihr hatte. Das hatte er von seinen Angestellten erledigen lassen.
    Sie würde ihm keine Szene machen. Schließlich hatten sie immer noch geschäftlich miteinander zu tun. Sie würde es schon durchstehen.
    Er sollte nicht das befriedigende Gefühl verspüren dürfen, daß sie ihn brauchte. Ihn jede Nacht und jeden Tag in diesen zwei Wochen gebraucht hatte.
    Miranda nahm sich zusammen und legte das Fax in die Schreibtischschublade zu den anderen. In der letzten Zeit war täglich eine Nachricht gekommen. Auf manchen stand nur eine Zeile, andere waren ausführlicher, wie das heutige Fax. Auch die ausgedruckte e-Mail lag inzwischen in der Schublade.
    Sie schloß die Schublade ab, steckte den Schlüssel ein und ging zur Tür.
    »Ryan!« Höflich lächelte sie ihn an. »Es tut mir leid, daß du warten mußtest. Bitte, komm herein.«
    Lori blickte von einem zum anderen und räusperte sich. »Soll ich Ihre Anrufe entgegennehmen?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein. Möchtest du einen ...«
    Sie kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen. Sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war, preßte er sie mit dem Rücken dagegen und überfiel sie mit einem hungrigen Kuß, der die Mauer, die sie so sorgfältig aufgebaut hatte, beinahe zum Einstürzen brachte.
    Sie reagierte nicht darauf, leistete aber auch keinen Widerstand.
    Als er sich zurückzog, trat sie zur Seite. »Wie war deine Reise?«
    »Zu lang. Wo warst du, Miranda?«
    »Ich war hier in meinem Büro. Du willst sicher den letzten Entwurf sehen. Ich habe die Zeichnungen hier. Wir können aber auch gern hinuntergehen. Dann zeige ich dir, was wir bis jetzt fertig haben. Ich glaube, es wird dir gefallen.«
    Sie trat zum Zeichenbrett und rollte ein großes

Weitere Kostenlose Bücher