Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
erst heute abend oder gleich morgen früh. Länger als sechsunddreißig Stunden werde ich nicht brauchen.«
»Mehr kann ich dir auch nicht zugestehen. Ich möchte, daß die Sache endlich vorbei ist.«
»Das wird sie auch.«
Sie lächelte. »Und du schleichst nicht in Schlafzimmer, um Schmuckkästen zu durchwühlen oder Safes zu knacken.«
»Bestimmt nicht. Sobald ich bei den Carters fertig bin.«
»Oh, um Gottes willen!«
»Ich werde nichts stehlen. Habe ich nicht auch den Perlen deiner Großmutter widerstanden? Und all dem schönen italienischen Gold von Elise? Selbst dem hübschen kleinen Medaillon, das ich meinen Nichten hätte schenken können? Ich wäre ihr Held gewesen.«
»Deine Nichten sind noch zu klein für Medaillons.« Seufzend ließ Miranda ihren Kopf wieder an seine Schulter sinken. »Ich habe meins auch erst mit sechzehn bekommen. Meine Großmutter hat mir ein sehr hübsches herzförmiges Medaillon geschenkt, das sie von ihrer Mutter erhalten hatte.«
»Und du hast eine Haarlocke von deinem Freund hineingelegt.«
»Wohl kaum. Ich hatte keine Freunde. Sie hatte schon ein Bild von sich und eins von meinem Großvater hineingetan. Damit ich mich immer an meine Wurzeln erinnere.«
»Und? Hat es gewirkt?«
»Natürlich. Jemand aus New England denkt immer an seine Wurzeln. Ich bin eine Jones«, sagte sie leise. »Und Elizabeth hatte recht. Ich war vielleicht nie ihr Kind, aber immer das meiner Großmutter.«
»Du bekommst jetzt ihre Perlen.«
»Ja, und ich werde sie in Ehren halten. Das Medaillon habe ich vor ein paar Jahren verloren. Es hat mir fast das Herz gebrochen.« Sie streckte sich. »Ich muß jetzt hier für Ordnung sorgen. Wir müssen alles aufräumen, und morgen kann ich die Ausstellung hoffentlich schon für die Öffentlichkeit zugänglich machen.«
»Tu das«, murmelte Ryan. »Wir sehen uns später zu Hause. Komm bitte direkt dorthin, damit ich dich nicht erst suchen muß.«
»Wohin sollte ich sonst gehen?«
30
Andrew pfiff vor sich hin, als er das Haus betrat. Das Grinsen auf seinem Gesicht war wie festgeklebt, den ganzen Tag schon. Es war nicht nur der Sex. Nun ja, dachte er, während er die Treppe hinauflief, der Sex hat nicht geschadet. Der alte Andrew J. Jones hatte eine lange Durststrecke hinter sich.
Aber er war verliebt. Und Annie liebte ihn. Den Tag mit ihr zu verbringen war die aufregendste, friedvollste und erstaunlichste Erfahrung gewesen, die er jemals gemacht hatte.
Sie hatten im Bett gefrühstückt. Sie hatten geredet, bis ihm der Hals weh tat. So viele Worte, so viele Gedanken und Gefühle drängten auf einmal nach außen. Er hatte noch nie mit jemandem so gut reden können wie mit Annie.
Außer mit Miranda. Und er konnte es gar nicht erwarten, es Miranda zu erzählen.
Sie würden im Juni heiraten.
Keine große, öffentliche Hochzeit, nicht so, wie er und Elise geheiratet hatten. Irgend etwas Einfaches, Nettes – so wollte Annie es haben. Im Garten mit Freunden und Musik. Er würde Miranda bitten, Trauzeugin zu sein. Das würde ihr sicher gefallen.
Andrew trat in sein Schlafzimmer. Er wollte endlich den völlig zerknitterten Smoking loswerden. Er würde Annie zum Abendessen ausführen, und morgen würde er ihr einen Ring kaufen. Sie hatte zwar gesagt, sie wollte keinen, aber er würde sie einfach überrumpeln.
Er wollte seinen Ring an ihrem Finger sehen.
Er zog sein Jackett aus und warf es beiseite. Irgendwann in dieser Woche wollte er seine Sachen packen. Er und Annie würden nicht hier einziehen, wenn sie verheiratet waren. Das Haus gehörte jetzt Miranda. Dr. und Mrs. Jones würden auf Haussuche gehen, sobald sie aus ihren Flitterwochen zurückgekommen waren.
Er wollte mit ihr nach Venedig fahren.
Andrew grinste immer noch, während er seine Hemdknöpfe öffnete. Dann sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Und schon explodierte der Schmerz in seinem Kopf, rote Lichtgarben stiegen hinter seinen Augen auf. Als er sich umdrehen wollte, um sich zu wehren, gaben seine Knie nach. Der zweite Schlag ließ ihn über den Tisch stürzen, und alles um ihn herum wurde schwarz.
Das Unwetter brach aus. Miranda war noch ungefähr eine Meile von zu Hause entfernt, als der Regen auf ihre Windschutzscheibe herunterzuprasseln begann. Die Blitze schlugen so nahe ein, daß der fast gleichzeitig erfolgende Donner das Auto zum Beben brachte. Sie zwang sich, langsamer zu fahren, obwohl sie im Moment nichts lieber wollte, als sicher, geborgen und warm zu Hause
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