Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Augenbrauen erschien eine Falte, und sie überlegte, ob sie ihm die Hand einfach entziehen sollte. Dann beschloß sie jedoch, daß dies vielleicht eine allzu weibliche Reaktion wäre.
»Warum gehen wir nicht in mein Büro?« Andrew bemerkte wieder einmal nicht, was sich direkt unter seiner Nase abspielte, und wies auf die Tür zu seinem Büro. »Miranda, hast du eine Minute Zeit?«
»Eigentlich wollte ich gerade...«
»Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir einen Moment Ihrer Zeit widmen könnten, Dr. Jones.« Ryan lächelte sie strahlend an, und sie entzog ihm rasch ihre Hand. »Ich möchte Ihrem Bruder einen Vorschlag unterbreiten, der Sie auch interessieren wird. Ihr Spezialgebiet ist doch die Renaissance, nicht wahr?«
Überrumpelt ließ sie sich in Andrews Büro führen. »Das stimmt..«
»Eine brillante Zeit, voller Schönheit und Energie. Kennen Sie das Werk von Giorgio Vasari?«
»Natürlich. Späte Renaissance, ein Manierist, einer, dessen Stil die Bewegung um der Eleganz willen darstellte.«
»Ryan hat drei Vasaris.« Andrew wies auf die Sessel, die dank Ms. Purdue nicht wie sonst mit Büchern und Papieren bedeckt waren.
»Wirklich?« Miranda setzte sich und versuchte zu lächeln. Andrews Büro war sehr viel kleiner als ihres, weil er es so lieber hatte. Es war vollgestopft mit all den Kleinigkeiten, die er gern um sich wußte. Alte Knochen, Tonscherben und Gläser. Ihr wäre es lieber gewesen, diese unerwartete Begegnung
hätte in der nüchternen, formellen Umgebung ihres eigenen Büros stattgefunden.
Weil sie nervös war, stellte sie sich insgeheim vor, mit den Fingern zu trommeln und mit den Beinen zu wippen.
»Ja.« Ryan zog seine Hosenbeine leicht hoch und setzte sich in einen Ledersessel. »Finden Sie seine Werke nicht auch ein bißchen zu selbstverliebt? Überreif?«
»Auch das ist typisch für Manierismus«, konterte Miranda. »Vasari ist ein bedeutender Künstler dieser Zeit und dieses Stils.«
»Da stimme ich Ihnen zu«, erwiderte Ryan ernst. »Ich persönlich ziehe auch eher die frühe und die Hochrenaissance vor, aber Geschäft ist Geschäft.« Er unterstrich seine Worte mit einer Geste – Miranda fiel auf, daß er starke, anmutige Hände hatte. Breite Handflächen und lange Finger.
Daß ihr dies auffiel, irritierte sie, und es war ihr peinlich, daß sie sich für einen kurzen Moment vorgestellt hatte, wie sich diese Hände wohl auf ihrer Haut anfühlen würden. Wie ein Teenager, dachte sie, der zum ersten Mal einem Rockstar gegenübersteht.
Entschlossen wandte sie ihre Augen von seinen Händen ab, begegnete jedoch statt dessen seinem Blick. Er lächelte erneut, und seine Augen strahlten sie warm an.
Mirandas Stimme wurde kühl. »Und welche Art Geschäfte möchten Sie mit dem Institut machen?«
Eine faszinierende Frau, dachte er. Der Körper einer Göttin, das Verhalten einer alten Jungfer, das Modebewußtsein eines Aussteigers und ein reizender Anflug von Schüchternheit um diese heißen blauen Augen.
Er fragte sich, wie sie wohl mit dieser Nickelbrille aussehen mochte, die am Ausschnitt ihres Pullovers hing.
Sexy wie eine Lehrerin.
»Ich habe Ihren Bruder vor ein paar Monaten in Washington bei der Wohltätigkeitsveranstaltung für Frauen in der Kunst kennengelernt. Ich glaube, er war an Ihrer Stelle da.«
»Ja, ich konnte hier nicht weg.«
»Miranda hat hüfttief im Labor gesteckt.« Andrew grinste. »Ich bin nicht so unabkömmlich.« Er lehnte sich auf seinem
Stuhl zurück. »Ryan ist an unserer Cellini-Madonna interessiert.«
Miranda zog die Augenbrauen hoch. »Sie ist eins unserer teuersten Stücke.«
»Ja, ich habe sie gerade gesehen. Großartig. Ihr Bruder und ich haben über einen Handel gesprochen.«
»Der Cellini?« Fragend sah sie ihren Bruder an. »Andrew...«
»Nicht für immer«, erwiderte Ryan rasch, wobei er sich noch nicht mal die Mühe machte, sein Schmunzeln angesichts ihres Entsetzens zu verbergen. »Nur ein dreimonatiger Austausch – zu unserer beider Nutzen. Ich plane für unsere New Yorker Galerie eine Cellini-Ausstellung, und Ihre Madonna wäre als Leihgabe eine große Attraktion. Im Austausch dafür wäre ich bereit, dem Institut für die gleiche Zeitspanne meine drei Vasaris zur Verfügung zu stellen.«
»Dann könntest du endlich diese Ausstellung der drei Stile der Renaissance veranstalten, von der du schon seit Jahren redest«, erläuterte Andrew.
Das war einer ihrer Träume – eine Ausstellung, in der sie die ganze Bandbreite
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