Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
sich in der Halle um und warf einen raschen Blick zur Treppe hinüber, während er ihr in den Salon folgte. »Majestätisch und komfortabel zugleich. Sie sollten jemanden beauftragen, es zu malen.«
»Mein Großvater hat es in Öl gemalt. Das Bild ist nicht sehr gut, aber wir hängen daran. Möchten Sie etwas trinken?«
»Nein, danke. Hallo, Andrew.« Ryan reichte ihm die Hand. »Ich entführe Ihnen Ihre Schwester für heute abend, es sei denn, Sie möchten mitkommen.«
Ryan hatte gutes Benehmen bereits mit der Muttermilch eingesogen, aber jetzt fluchte er insgeheim, als er feststellen mußte, daß Andrew seine Einladung anzunehmen erwog. Um so erleichterter war er, als Andrew den Kopf schüttelte. Die drohenden Blicke, die Miranda ihrem Bruder hinter seinem Rücken zugeworfen hatte, waren ihm entgangen.
»Ich würde ja gern, aber ich bin leider schon verabredet. Ich wünsche euch beiden viel Spaß.«
»Ich hole nur rasch meinen Mantel.«
Andrew sah ihnen nach. Dann holte er ebenfalls seinen Mantel. Er hatte keine Lust mehr, allein zu trinken. Lieber betrank er sich in Gesellschaft.
Miranda schürzte die Lippen, als sie auf den Rücksitz der Limousine schlüpfte. »Lassen Sie sich immer fahren?«
»Nein.« Ryan setzte sich neben sie, zog eine einzelne weiße Rose aus einer kleinen Vase und hielt sie ihr hin. »Aber ich hatte das Bedürfnis nach Champagner, dem ich nicht hätte nachgeben können, wenn ich selbst gefahren wäre.« Zum Beweis zog er eine bereits geöffnete Champagnerflasche aus einem Eiskübel und goß ihr ein Glas ein.
»Geschäftsessen beginnen selten mit Rosen und Champagner.«
»Das sollten sie aber.« Er goß sich ebenfalls ein Glas ein und tippte damit gegen ihres. »Zumindest wenn faszinierende Frauen daran teilnehmen. Auf den Beginn einer unterhaltsamen Beziehung.«
»Geschäftsbeziehung«, korrigierte Miranda ihn und trank einen Schluck. »Ich kenne Ihre New Yorker Galerie.«
»Wirklich? Und was halten Sie davon?«
»Intim. Prachtvoll. Ein kleiner geschliffener Diamant, dessen Facetten die Kunst sind.«
»Ich bin geschmeichelt. Unsere Galerie in San Francisco ist weitläufiger, mehr Licht und Raum. Wir stellen dort hauptsächlich zeitgenössische und moderne Kunst aus. Mein Bruder Michael hat ein Auge und einen ganz besonderen Sinn dafür. Ich ziehe die Klassik vor... und das Intime.«
Seine Stimme glitt sanft über ihre Haut. Vielsagend und wie Miranda fand, gefährlich. »Dann ist also Boldari ein Familienunternehmen?«
»Ja, wie Ihres auch.«
»Das bezweifle ich«, murmelte sie, rief sich aber sofort zur Ordnung. Mache Konversation, ermahnte sie sich. Du bist doch eine selbstbewußte Frau, du kannst das doch. »Wie sind Sie zur Kunst gekommen?«
»Meine Eltern sind Künstler. Die meiste Zeit unterrichten sie zwar, aber die Aquarelle meiner Mutter sind wundervoll. Mein Vater ist Bildhauer, er produziert komplizierte Metallgebilde, die außer Michael anscheinend niemand versteht. Aber sie sind gut für seine Seele.«
Ryan blickte sie, während er sprach, direkt an – mit einer ruhigen Intensität, die ihre Haut wie unter einer Berührung brennen ließ. »Malen oder bildhauern Sie auch?« fragte sie.
»Nein, ich habe kein Talent dazu, oder vielleicht auch nicht die Seele. Es war eine große Enttäuschung für meine Eltern, daß keins ihrer sechs Kinder eine Begabung für die bildenden Künste hatte.«
»Sechs!« Miranda blinzelte und stellte ihr Glas ab. »Sechs Kinder?«
»Meine Mutter ist Irin und mein Vater Italiener.« Er grinste, frech und charmant. »Was blieb ihnen anderes übrig? Ich habe zwei Brüder und drei Schwestern, und ich bin der älteste. Sie haben faszinierende Haare«, murmelte er und drehte spielerisch eine Locke um seinen Finger. Sie zuckte zusammen. »Wie schaffen Sie es nur, es nicht dauernd anzufassen?«
»Es ist rot, schwer zu bändigen, und ich würde es kurz schneiden, wenn ich dann nicht aussähe wie eine ein Meter achtzig hohe Azalee.«
»Es war das erste, was mir an Ihnen aufgefallen ist.« Sein Blick senkte sich, bis er wieder ihre Augen traf. »Und dann Ihre Augen. Sie haben kühne Farben und Formen.«
Krampfhaft versuchte sie, den Drang zu unterdrücken, ihn bei der Jacke zu packen und sich einfach an ihn zu pressen. Doch trotz ihrer Bemühungen um Beherrschung mußte sie kichern. »Wie moderne Kunst?«
Er schmunzelte. »Nein, dazu sind Sie zu klassisch. Ich finde Sie schön«, sagte er noch, als die Limousine schon an den
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