Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
herausgestürmt kam, verdrehte Patrick die Augen. »Sie dreht schon wieder durch.«
»Du hast es versprochen, Ry! Du hast dein Wort gegeben!«
»Ich halte es auch.« Frustriert fuhr Ryan sich durch die Haare. »Ich führe nur etwas zu Ende, was ich angefangen habe, Liebes. Dann ist es endgültig vorbei.«
»Und was hat sie damit zu tun?« Colleen wies mit dem Finger auf Miranda.
»Colleen, man zeigt nicht mit dem Finger auf jemanden«, ermahnte Giorgio sie.
»Oh, zum Teufel!« Colleen stieß einen unfreundlichen Satz auf italienisch aus und rannte aus dem Haus.
»Verdammt«, fluchte Ryan und schenkte Miranda sofort ein um Entschuldigung bittendes Lächeln. »Ich bin gleich wieder da.«
»Ähm...« Sie blieb noch einen Moment lang sitzen und fühlte sich äußerst unbehaglich unter Giorgios und Patricks Blicken. »Ich sehe mal nach, ob Mrs. Boldari meine Hilfe brauchen kann.«
Damit entfloh Miranda in den ihrer Meinung nach sichersten Bereich des Hauses. Die Küche war groß und hell und noch ganz erfüllt von den appetitlichen Essensdüften. Mit den hellen Holzschränken und dem glänzenden weißen Fußboden sah sie aus wie ein Bild aus einem Landhauskatalog.
Am Kühlschrank hingen Dutzende unverständlicher Buntstiftkritzeleien. Auf dem Tisch stand eine Schale mit frischem Obst, und an den Fenstern hingen Kaffeehausgardinen.
Normalität, dachte Miranda.
»Ich habe gehofft, daß Sie vielleicht Ihre Regeln brechen und mich etwas helfen lassen.«
»Setzen Sie sich.« Maureen wies auf den Tisch. »Trinken Sie einen Kaffee. Sie hören sicher bald auf zu streiten. Ich sollte sie beide übers Knie legen, weil sie vor einem Gast eine solche Szene machen. Meine Kinder!« Sie drehte sich zu der Cappuccino-Maschine um und brühte Miranda eine Tasse auf. »Sie sind leidenschaftlich, klug und eigensinnig. Sie kommen nach ihrem Vater.«
»Finden Sie? Ryan ist Ihnen sehr ähnlich.«
Damit hatte sie genau das Richtige gesagt. Maureens Augen wurden warm und liebevoll. »Der Erstgeborene. Egal, wie viele Kinder man hat, es gibt immer nur einen Erstgeborenen. Man liebt sie alle – so sehr, daß es ein Wunder ist, daß einem nicht darüber das Herz bricht. Aber es gibt nur einen Erstgeborenen. Sie werden das eines Tages auch erfahren.«
»Hmmm.« Miranda enthielt sich eines Kommentars. »Es ist bestimmt nicht ganz einfach, wenn ein Kind bei der Polizei arbeitet.«
»Colleen weiß, was sie will. Das Mädchen geht immer nur vorwärts. Eines Tages wird sie Captain sein, Sie werden sehen. Sie hat einen Narren gefressen an Ryan«, fuhr Maureen
fort, während sie die Tasse mit frischem Cappuccino vor Miranda hinstellte. »Er wird sie mit seinem Charme schon überzeugen.«
»Das glaube ich auch. Er ist überaus charmant.«
»Die Mädchen waren immer hinter ihm her. Aber mein Ryan ist etwas Besonderes. Er hat ein Auge auf Sie geworfen.«
Miranda beschloß, daß es an der Zeit war, diesen Irrtum richtigzustellen. »Mrs. Boldari, ich glaube nicht, daß Ryan sich klar ausgedrückt hat. Wir sind nur Geschäftspartner.«
»Tatsächlich?« erwiderte Maureen freundlich und wandte sich ab, um die Spülmaschine einzuräumen. »Sieht er Ihrer Meinung nach nicht gut genug aus?«
»Er sieht sehr gut aus, aber ...«
»Vielleicht ist er nicht gut genug für eine Akademikerin, weil er aus Brooklyn kommt und nicht aus der Park Avenue?«
»Nein, keineswegs. Es ist einfach ... Es ist einfach so, daß wir nur Geschäftspartner sind.«
»Küßt er Sie nicht?«
»Er ... Ich ...« Um Gottes willen, dachte Miranda und trank einen Schluck von ihrem Cappuccino.
»Das dachte ich mir. Ich würde mir Sorgen um den Jungen machen, wenn er eine Frau, die so aussieht wie Sie, nicht küssen würde. Er mag intelligente Frauen. Er ist nicht oberflächlich. Aber vielleicht mögen Sie ja seine Art zu küssen nicht. Das spielt eine große Rolle«, fügte sie hinzu, während Miranda in ihren Kaffee starrte. »Wenn ein Mann Sie mit seinen Küssen nicht erregen kann, werden Sie nie eine glückliche Beziehung mit ihm haben. Sex ist wichtig. Wer etwas anderes behauptet, hat noch nie guten Sex gehabt.«
O mein Gott, war alles, was Miranda denken konnte.
»Ich habe keinen Sex mit Ryan.«
»Warum nicht?«
»Warum nicht ?« Miranda blinzelte verständnislos, während Maureen die Spülmaschine schloß und begann, in der Spüle die Töpfe sauberzumachen. »Ich kenne ihn kaum.« Sie konnte es nicht fassen, daß sie ein solches Gespräch führte. »Ich habe
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