Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Sie sich mit Gott streiten?«
Ryan hatte wieder einmal recht gehabt. Miranda bekam tatsächlich Kopfschmerzen. Auf der Fahrt nach Manhattan schwieg sie die ganze Zeit. Sie wußte nicht genau, was sie mehr verblüfft hatte – Maureens Standpunkt, mit dem sie den Beruf ihres Sohnes verteidigt hatte, oder die warmen Umarmungen von jedem Familienmitglied, als sie gefahren waren.
Ryan ließ sie in Ruhe ihren Gedanken nachhängen. Nachdem er vor seinem Haus vorgefahren war, reichte er seine Autoschlüssel dem Portier. »Hi, Jack. Sorgen Sie bitte dafür, daß der Mietwagen zum Flughafen zurückgebracht wird, und lassen Sie Dr. Jones’ Gepäck – es ist in meinem Kofferraum – in meine Wohnung bringen.«
»Alles klar, Mr. Boldari. Willkommen zu Hause.« Der Zwanzigdollarschein, der dabei diskret den Besitzer wechselte, zauberte ein breites Grinsen auf Jacks Gesicht. »Einen schönen Abend noch.«
»Ich verstehe dein Leben nicht«, begann Miranda, als er sie durch eine elegante Halle voller Antiquitäten und Kunstwerke führte.
»Das macht nichts. Ich verstehe deins auch nicht.« Ryan trat in den Aufzug und benutzte seinen Schlüssel, um in den obersten Stock zu gelangen. »Du mußt ganz erschöpft sein. Jack wird gleich mit deinen Sachen nach oben kommen, dann kannst du es dir gemütlich machen.«
»Deine Mutter wollte wissen, warum ich keinen Sex mit dir habe.«
»Das frage ich mich auch die ganze Zeit.« Die Aufzugtüren öffneten sich und gaben den Blick auf einen großzügigen Wohnbereich frei, der ganz in kühnen Blau- und Grüntönen gehalten war. Große Terrassenfenster boten einen unglaublichen Ausblick auf New York.
Offensichtlich hat er ganz seiner Neigung für eine feine Einrichtung nachgegeben, dachte Miranda nach einer raschen Musterung. Art-deco-Lampen, Chippendale-Tische, Baccarat-Kristall.
Sie fragte sich, wieviel davon wohl gestohlen war.
»Alles legitim erworben«, sagte er, als könne er ihre Gedanken lesen. »Na ja, die Erté-Lampe war heiß, aber da konnte ich nicht widerstehen. Möchtest du noch etwas trinken?«
»Nein, nein, danke.«
Der Fußboden bestand aus glänzendem honigfarbenem Holz, und darauf lag der schönste Orientteppich, den sie je gesehen hatte. Die Bilder an den Wänden reichten von einem trüben Corot bis hin zu einem sanften, reizenden Aquarell, das wohl eine irische Landschaft darstellte.
»Ein Bild von deiner Mutter.«
»Ja. Sie ist gut, nicht wahr?«
»Sehr gut. Verwirrend, aber sehr gut.«
»Sie mag dich.«
Seufzend trat Miranda ans Fenster. »Ich mag sie aus irgendeinem Grund auch.«
Ihre eigene Mutter hatte sie nie so umarmt, sie nie so fest voller Zustimmung und Zuneigung an sich gedrückt. Und ihr eigener Vater hatte sie nie mit diesem lebhaften Zwinkern in den Augen angegrinst, wie Ryans Vater es getan hatte.
Sie fragte sich, warum ihr wohl trotz allem, was sie über Ryan wußte, seine Familie so viel normaler vorkam als ihre.
»Das sind bestimmt deine Koffer.« Der Summer ertönte, und Ryan gab den Aufzug frei. Das Gepäck wurden übergeben und eine weitere Dollarnote ebenfalls. Dann schlossen sich die Aufzugtüren wieder. Ryan ließ das Gepäck dort stehen, wo Jack es abgestellt hatte, und trat zu ihr.
»Du bist ganz verspannt«, murmelte er und begann, Mirandas Schultern zu massieren. »Ich hatte gehofft, ein Abend mit meiner Familie würde dich entspannen.«
»Wie soll man sich entspannen – bei soviel Energie um einen herum?« Unwillkürlich bog sie ihm ihren Rücken entgegen. »Du mußt eine interessante Kindheit gehabt haben.«
»Ich hatte eine phantastische Kindheit.« Zwar nicht so privilegiert wie ihre, aber weitaus liebevoller. »Das war ein langer Tag«, murmelte er, und weil er spürte, daß sie sich jetzt zu entspannen begann, beugte er sich hinunter und begann, an ihrem Hals zu knabbern.
»Ja, sehr lang. Laß das.«
»Ich wollte gerade ... hier herum kommen.« Er drehte sie zu sich um, drückte seinen Mund auf ihren und raubte ihr den Atem.
Seine Mutter hatte gesagt, Küsse sollten das Blut in Wallung bringen. Mirandas sprudelte geradezu unter ihrer Haut, schoß ihr in den Kopf, pumpte viel zu schnell durch ihre Adern.
»Laß das«, sagte sie noch einmal, aber es war nur ein schwacher Protest.
Ryan konnte ihr Verlangen spüren. Es spielte keine Rolle, daß es gar nicht in erster Linie um ihn ging. Er wollte nicht zulassen, daß es eine Rolle spielte. Er wollte sie, wollte derjenige sein, der ihren Schutzschild
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