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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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des Computers. Jemand ruft dich.«
    Sie liefen zurück ins Büro. Auf dem Bildschirm blitzte ein Symbol auf.
    »Weiß jemand, daß wir hier sind?«
    Jonathan schüttelte den Kopf. »Ich habe alle eingehenden Sendungen von deinem Bürocomputer hierher umgeleitet. Eine Art automatische Weitergabe.« Er doppelklickte auf das Symbol. Auf dem Schirm erschien ein Bild. »Es ist eine Videoübertragung.«
    Charlotte hielt den Atem an. »Jonathan, das ist mein Arbeitszimmer zu Hause!«
    Er sah sie erstaunt an. »Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher! Diese Glasschiebetür führt in meinen Steingarten.«
    »Von wo aus ist das aufgenommen?«
    »Es müßte von meinem Schreibtisch aus sein. Von meinem Computer.«
    »Ist er mit einer Videokamera verbunden?«
    »Nein. Ich besitze gar keine.« Ihre Augen wurden groß. »Das ist Yolanda, meine Haushälterin.« Man sah die Lateinamerikanerin, die lächelte und anscheinend etwas zu jemandem sagte, der sich außerhalb des Bildschirms befand. »Stell den Ton an, bitte.«
    »Er ist an. Das Video wird ohne Ton gesendet.«
    »Ich begreife das nicht. Warum macht jemand Aufnahmen von Yolanda? Und warum in meinem Arbeitszimmer?«
    »Deine Haushälterin scheint den Betreffenden zu kennen. Sie benimmt sich, als sei es ganz normal, daß er dort ist.«
    »Und daß er sie filmt?«
    »Anscheinend weiß sie nichts von der Kamera. Ich glaube, sie ahnt nicht, daß sie gefilmt wird. He! Was ist das?«
    Man sah, wie Yolanda die Hand aus dem Bild streckte, als greife sie nach etwas. Als ihre Hand wieder zu sehen war, hielt sie eine Tasse. Yolanda lächelte, nickte und führte die Tasse an den Mund.
    »O Jesus«, sagte Jonathan.
    »Was? Was ist?« Charlotte beobachtete, wie die Haushälterin ein paar Schlucke nahm, tonlos redete und sich gegenüber der Person hinter dem Bildschirm anscheinend völlig entspannt verhielt.
    Das Getränk schien ihr zu schmecken. Ihr Lächeln wurde breiter, und sie trank noch etwas davon.
    »O mein Gott«, flüsterte Charlotte, die plötzlich begriff, was sie da sahen. »O mein Gott!« Sie griff zum Telefon und wählte hastig die Nummer ihres Hauses.
    Der Anschluß war besetzt.
    Sie versuchte es mit ihrer Geheimnummer, die nur die allerengsten Freunde kannten.
    Ebenfalls besetzt.
    Plötzlich verschwand Yolandas Lächeln. Sie fuhr sich mit der Hand an die Stirn und schien sich nicht wohl zu fühlen. Die Tasse fiel ihr aus der Hand.
    »O Gott, nein!« schrie Charlotte. »Er vergiftet sie! Er ermordet Yolanda!«
    »Los!« Jonathan griff nach seinem Jackett. »Ich fahre.«
    »Nein.« Sie tippte schon die Notrufnummer 911. »Warten Sie«, sagte sie in das Telefon. »Stellen Sie mich bitte sofort durch!« Sie fluchte leise, als am anderen Ende Stille eintrat. Dann starrte sie voller Grauen auf den Schirm. Yolanda, sichtlich verstört, entfernte sich von der Kamera. Sie taumelte zur Tür, brach dort zusammen und sank zu Boden und war nicht mehr zu sehen.
    »Ja!« brüllte Charlotte in den Hörer. »Eine Frau wird vergiftet. Schicken Sie einen Arzt. Schnell!« Sie gab ihre Adresse an und legte auf. »Ich gehe allein, Jonathan.« Sie schnappte ihre Ledertasche.
    »Charlotte –«
    »Jonathan, ich brauche dich hier. Du mußt diesen Schweinehund finden, der an allem schuld ist.«
    Bevor er protestieren konnte, war sie bereits fort. Sie konnte ihren Herzschlag in den Ohren hämmern hören, als sie durch das Museum rannte – Bitte, lieber Gott, laß mich rechtzeitig bei Yolanda sein  –, und um ein Haar hätte sie die Vitrine umgestoßen, in der die Drei-Zoll-Pantoffeln lagen.

7
    1908  – Singapur
    Noch bevor es den Schmerz fühlte, begann das kleine Mädchen zu schreien.
    Die Sechsjährige wurde gezwungen, sich auf den Hocker zu setzen und die Beinchen nach vorn zu strecken, so daß die nackten Füße auf Mei-lings Schoß ruhten. Die Tanten hielten ihre Arme mit aller Kraft fest. Beim Anblick der steifen Bandagen hatte sie angefangen zu schreien, aber als dann der Schmerz wirklich kam – als Mei-ling den rechten Fuß ergriff und rasch die vier Zehen nach unten und wieder zurückbog, sie gegen den Spann preßte, bis mit gedämpftem Knacken die Knochen brachen –, da riß das Kind zwar den Mund weit auf, brachte aber keinen Laut heraus.
    Stocksteif und zitternd saß es da, und die Tanten hielten es auf dem Hocker fest, erzählten ihm, wie tapfer es sei und wie schön es nun werden würde, und die ganze Zeit über wickelten Mei-lings flinke Finger die Bandage fest um den

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