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Das Haus Der Schwestern

Das Haus Der Schwestern

Titel: Das Haus Der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sehr ungeschickt«, sagte Adeline.
    »Ach, jetzt fang du nicht auch noch an! Komm mit in die Küche. Ich habe langsam genug von all den Problemen um mich herum! «
    Außer Adeline und Frances erschien niemand zum Essen. Beiden fehlte der rechte Appetit, sie stocherten nur in den Speisen herum. Adeline hatte beschlossen, das schöne Wetter zu nutzen und am Nachmittag ihre Schwester zu besuchen, die seit einiger Zeit kränkelte. Gleich nachdem sie das Geschirr abgespült hatte, brach sie auf. Frances blieb bei einer Tasse Kaffee am Küchentisch sitzen, ohne den Antrieb, etwas Nützliches zu tun. Teilnahmslos beobachtete sie eine Fliege, die unaufhörlich gegen die Fensterscheibe surrte.
    Schließlich erschien Peter. Er wirkte ein wenig mitgenommen.
    »Waren Sie bei Laura?« fragte Frances. »Wo ist sie?«
    Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Sie ist in ihrem Zimmer. Und ich hoffe, sie hört jetzt auf zu weinen.«
    »Was haben Sie ihr gesagt? Möchten Sie übrigens auch einen Kaffee? «
    »Danke. Das wäre nicht schlecht.« Er sah ihr zu, wie sie aufstand, eine zweite Tasse aus dem Schrank nahm und sie vor ihn hinstellte.
    »Wäs sollte ich ihr schon sagen? Ich sagte ihr, daß ich sie sehr mag. Daß ich nie vergessen werde, daß ich ihr mein Leben verdanke. Ich sagte ihr, daß sie ein hübsches Mädchen ist, aber daß sie um Gottes willen endlich wieder normal essen soll, weil sonst irgendwann nichts mehr an ihr noch an eine Frau erinnert. Ich ...«, er machte eine resignierte Handbewegung, »ach, ich redete so viel, aber es war nicht das, was sie hören wollte.«
    »Jetzt trinken Sie erst einmal Ihren Kaffee. Und machen Sie sich nicht zu viele Gedanken.«
    Er nahm zwei Schlucke, dann setzte er seine Tasse wieder ab und sah Frances ernst an. »Ich werde Westhill verlassen. Morgen schon.«
    »Wieso? Wegen Laura?«
    »Wegen allem . Auch wegen Laura. Aber hauptsächlich, weil ich schon viel zu lange hier bin und alle Bewohner von Westhill in eine schwierige und gefährliche Lage bringe. Wenn ich auffliege, könnten Sie alles verlieren, was Sie haben. Wir dürfen das nicht länger riskieren.«
    »Sie werden es nicht schaffen bis nach Deutschland. Es ist Wahnsinn, was Sie vorhaben. Bleiben Sie! Man wird Sie hier nicht entdecken.«
    »Dafür gibt es keine Garantie. Ich muß fort. Bitte verstehen Sie das.«
    Sie erkannte die Entschlossenheit in seinen Augen. »Ach, Peter«, seufzte sie.
    »Ich muß zu meiner Mutter zurück und zu meiner Schwester. Sie werden mich brauchen«, sagte er.
    »Aber sie brauchen keinen toten Sohn und Bruder. Kehren Sie zurück, wenn der Krieg vorbei ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Dann ist es zu spät. Für mich, für meine Familie. Für Sie. Für alle.«
    Von seiner spürbaren Unruhe angesteckt, sagte Frances hastig: »Nun gut. Ich werde Sie nicht halten. Wann wollen Sie aufbrechen? «
    »Morgen früh«, antwortete er.

    Warum auf einmal diese Eile? Plötzlich schien er förmlich überstürzen zu wollen, was er monatelang zaudernd und abwägend vor-und zurückgeschoben hatte. Hatte ihn eine Ahnung gepackt? Witterte er etwas von dem, was geschehen würde?
    Um kurz nach halb vier klingelte das Telefon. In der Stille, die über dem Haus lastete, klang das Schrillen wie ein Alarmsignal. Frances eilte die Treppe hinunter, aber als sie ins Wohnzimmer kam, nahm Victoria gerade den Hörer ab.
    »Victoria Leigh.« Sie lauschte eine Weile. Dann sagte sie: »Danke für den Anruf.« Ihre Stimme klang belegt. Sie beendete das Gespräch und drehte sich um. Sie war weiß wie die Wand.
    »Victoria?« Frances trat näher. »Ist alles in Ordnung?«
    »In Ordnung?« Sie lachte. Es war ein schrilles, unechtes Lachen. »Natürlich ist alles in Ordnung. In schönster Ordnung geradezu. Sie haben einen gesunden Sohn. John und Marguerite. Ist das nicht wunderbar? Er soll Fernand heißen, nach Marguerites totem Mann!« Sie lachte wieder.
    »War das John, der gerade angerufen hat?«
    »Ja, sicher. Die glückliche Mutter kann noch nicht telefonieren, sie muß sich erst von den Strapazen erholen. So eine Geburt ist anstrengend, nicht? Ach, wir sollten überlegen, was wir der jungen Familie zu dem glücklichen Ereignis schenken. Es muß etwas Schönes sein, etwas wirklich Schönes!«
    »Victoria«, sagte Frances behutsam, »dreh jetzt nicht durch. Wir wußten seit Monaten, daß Marguerite ein Kind bekommt. Du darfst dich deswegen nicht verrückt machen.«
    »Aber ich mache mich ja gar nicht verrückt! Im Gegenteil,

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