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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Losung geeinigt haben«, sagte ich, während die Angst mir in die Knochen kroch und mir ihre liebevolle Liebkosung über den Rücken sandte.
    »Mein Gedächtnis ist noch immer nicht auf der Höhe.«
    »Als Sie weggegangen sind, war es noch in Ordnung. Seit Sie aus dem Koma erwacht sind, ging es ständig bergauf mit Ihnen.«
    »Trotzdem leide ich noch immer unter den gleichen Problemen wie zuvor. Wären Sie so nett, mich jetzt einzulassen?«
    »Die Losung.«
    »Ich habe sie vergessen.« Die große, breitschultrige Gestalt – ihre Farbe war noch immer zu Tarnzwecken verdunkelt – wandte den Kopf und blickte sich über die Schulter um. Es war eine eidechsenhafte Bewegung, ohne jeden menschlichen Ausdruck. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, Kaskade und Kadenz befinden sich im Hangar. Wenn ich Ihnen auch weiterhin helfen soll, kommt es auf jede Sekunde an.«
    »Gehen Sie von der Tür weg. Ich weiß nicht, welcher von beiden Robots Sie sind, aber Hesperus sind Sie nicht.«
    »Sie irren sich, Portula.«
    »Das bezweifle ich. Ich halte eine Energiepistole in der Hand – ich habe mir soeben eine anfertigen lassen, und sie ist auf maximale Streuung eingestellt. Damit ziele ich auf Sie.« Die hochverdichtete Waffe fühlte sich kalt an in meiner Faust; ihr Gewicht wurde von den insektenartig summenden Levatoren kompensiert. »Ich weiß, dass es geht. Hesperus hat mir erklärt, wie man ein Maschinenwesen töten kann. Man darf nicht auf eine bestimmte Stelle zielen, sondern muss den Strahl stärker streuen, um möglichst viele Funktionen auf einmal lahmzulegen. Vielleicht sind Sie ein Hologramm, aber unzerstörbar sind Sie nicht.«
    »Wenn Sie eine Entladung auslösen, würden Sie die Luftschleuse beschädigen, was eine tödliche Dekompression zur Folge hätte.«
    »Dann ist es ja gut, dass ich einen Raumanzug trage. Den habe ich ebenfalls anfertigen lassen.«
    Die Gestalt wich einen Schritt zurück, so steifbeinig wie ein Ritter in voller Rüstung. Offenbar hatte der Robot eine Entscheidung getroffen – nachdem er den Klang meiner Stimme analysiert und daraus gefolgert hatte, dass ich mich nicht würde umstimmen lassen. Auf einmal veränderte sich das Profil, die Metallverkleidung wellte und dehnte sich, wurde an der Taille schmaler und breiter an Hüften und Brust, bis ich die elegante, ballerinenhafte Kadenz erblickte. Ihre Verkleidung war noch immer dunkel gefärbt, doch ansonsten hatte sie wieder ihre normale Erscheinung angenommen.
    »Das war leicht«, sagte ich.
    »Ich habe Hesperus getötet«, sagte sie mit ihrer normalen Stimme. »Er kann Ihnen nicht mehr helfen.«
    Mir schwindelte. »Wo haben Sie ihn getötet?«
    »Im Hangar.«
    »Das reicht nicht. Ich will den genauen Ort wissen.«
    Kadenz legte den Kopf schief und blickte von der Arche weg. »Bei dem grünen Raumschiff mit den eingefahrenen Stasiselementen.«
    Das war eines der Raumschiffe, die ich Hesperus genannt hatte, doch Kadenz konnte auch geraten haben, oder sie hatte ihn über die Überwachungskameras beobachtet.
    »Bringen Sie mir den Leichnam, dann sehen wir weiter.«
    »Es gibt keinen Leichnam. Ich habe ihn desintegriert.« Kadenz hob den einen Arm. Die Verkleidung faltete sich auf raffinierte Weise zusammen, und ein gefährlich wirkendes Agglomerat von Läufen und Schläuchen sprang hervor. »Kaskade und ich waren die ganze Zeit über bewaffnet, seit wir mit Ihnen zusammengekommen sind.« Sie ließ den Arm wie ein Mannequin im Bogen herabsinken, bis die Läufe direkt auf mich zielten. »Öffnen Sie die Tür, Portula, sonst muss ich Gewalt anwenden.«
    »Was hält Sie davon ab?«
    »Mitgefühl. Ich will Ihnen keinen weiteren Schaden zufügen. Wir sind Maschinen, keine Schlächter. Wir achten das Leben, auch die flitterhafte Annäherung des Organischen.«
    »Sie müssen mich trotzdem töten, wenn Sie in die Arche hineinwollen.«
    »Mir wäre es lieber, es ginge auch so. Können wir uns nicht unterhalten? Was Sie und Hesperus versucht haben, war ausgesprochen einfallsreich und mutig. Wir haben beide nicht vorausgesehen, dass Sie die Raumschiffe gegen uns einsetzen und die Silberschwingen des Morgens abbremsen könnten. Übrigens ist das eine wunderschöne Maschine – und unser in jeder Beziehung würdig.«
    »Es freut mich, dass sie Ihnen gefällt. Ich beabsichtige, sie wieder in meinen Besitz zu bringen.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »So lautete doch die Abmachung, nicht wahr?«
    Kadenz neigte wieder ihren Puppenkopf, und der elegante Grat der

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