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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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auf dem Tisch. »Ich glaube, das hat Rosa gehört. Zuerst dachte ich, es wäre ein Kochbuch, aber als ich es durchgeblättert habe, hatte ich eher den Eindruck, es enthält Rezepturen.«
    »Das sieht aus wie Zaubersprüche.« Luca lachte unsicher. »Vielleicht war sie Heilerin? Das sind wahrscheinlich Rezepte für Heilmittel. Du solltest meine Großmutter fragen.« Er betrachtete eine Seite mit der Zeichnung einer blühenden Pflanze. »Die verarbeitest du hoffentlich nicht?«
    Emma blickte ihm über die Schulter. »Gift? Was ist das für eine Pflanze?«
    »Oleander.« Er rührte in dem großen Mörser. »Das riecht wunderbar. Ist das Minze?«
    »Zur Massage für müde Füße«, sagte Emma. »Meine bringen mich um.«
    Er sah sie mitfühlend an. »Es wird besser, wenn das Baby da ist. Paloma war auch immer müde.« Luca krempelte die Ärmel hoch. »Komm, ich versuche es.«
    Emma errötete. »Nein, ich kann doch nicht …«
    »Doch, doch. Macu wird noch eine Weile brauchen.«
    Luca führte sie zu dem alten Sessel vor dem Kamin und zog einen Hocker zu sich her. Er legte sich ein Handtuch auf das Knie und hob ihren Fuß auf seinen Schoß. Emma schüttelte ihren Stiefel aus Lammfell ab. »Keine Gummistiefel heute?«, fragte er und half ihr heraus.
    »Nein, zu kalt. Ach, das tut gut.« Emma ließ den Kopf an die Lehne des Sessels sinken, während er ihr warmes Öl zwischen die Zehen tröpfelte.
    »Bald wirst du das Gefühl haben, du würdest auf Luft laufen«, sagte er. »Fühlt sich das besser an?« Er nahm ihren Fuß in beide Hände. »Es wird alles gut.«
    »Meinst du?«
    »Ich kann mir vorstellen, dass es ein großer Schock ist.« Emma runzelte die Stirn, als sie an ihr Gespräch mit Freya dachte und wie sehr es sie aufgewühlt hatte. »Ich fühle mich schrecklich, ich glaube, ich habe es an meiner Großmutter … an Freya ausgelassen.« Sie dachte nach. »Ich kann es nicht fassen, dass sie uns all die Jahre angelogen hat.«
    »Vielleicht wusste sie euch nicht besser zu schützen?«
    »Vielleicht.« Emma betrachtete ihn. Er beugte konzentriert den Kopf, während er ihr den Fuß massierte und die Fußsohle mit dem Daumen bearbeitete. »Daran könnte ich mich gewöhnen.«
    Marek platzte herein. »Entschuldigung, störe ich?« Er stellte ihre Teebecher in das Spülbecken.
    »Nein, gar nicht, Marek«, sagte Emma und verdrehte den Kopf, um ihn anzusehen. »Luca hat mir nur geholfen, eine neue Mixtur auszuprobieren.«
    Luca funkelte ihn wütend an und wischte sich verlegen die Hände ab. »Ich sollte nach Macu sehen.«
    »Wenn der andere Fuß noch drankommen soll, einfach Bescheid sagen!« Marek zwinkerte Emma zu, als er an ihr vorbeiging.
    »Etwas Respekt, bitte!«, schnappte Luca.
    »Hey, hey …« Marek wich zurück, die Hände erhoben. Luca sah ihm zornig nach, bis sie hörten, wie der Bagger wieder angelassen wurde.
    »Wann sind sie weg?«, fragte Luca.
    »Bald, jetzt ist nur noch der Garten zu machen.« Emma ließ den Kopf an die Lehne sinken.
    »Er benimmt sich, als wäre das sein Haus.«
    Sie rubbelte sich den Fuß trocken und schlüpfte wieder in ihren Stiefel. »Wirklich, das ist in Ordnung«, sagte sie und legte Luca die Hand auf den Arm.
    Er warf einen kurzen Blick auf sie. »Nein, das ist es nicht. Nichts davon ist ›okay‹«, sagte er mit englischem Akzent.
    »Ich ziehe mich nur rasch an.« Sie sah ihn unsicher an. »Ich möchte Macu nicht warten lassen.«

49

    Valencia, März 1939
    Rosa rannte. Sie war außer Atem und hatte Seitenstechen. Der Lastwagen hatte sie an der Straße aussteigen lassen, und sie lief, so schnell sie konnte, durch die Orangenhaine. Von den Bergen her zog ein Gewitter herunter, Blitze gabelten sich in der elektrisch geladenen Luft. Das rostige hintere Tor der Villa del Valle schlug im Wind. Sie drückte es keuchend auf.
    »Gott sei Dank, bist du da! Vicente kommt!« Macu kam auf sie zugerannt und stützte sie. »Die Nationalisten feiern ihren Sieg in der Stadt. Er erwartet, dass du tanzt.«
    »Dass ich tanze? Ist er verrückt?«
    »Es wäre im Moment nicht schlecht, ihn bei Laune zu halten.« Macu sah ihr in die Augen. »Wo warst du?«
    »Der Rückweg hat länger gedauert, als ich dachte. Flüchtlinge, die nach Norden unterwegs sind, verstopfen die Straßen. Ich musste lange Strecken querfeldein laufen und bin immer irgendwo mitgefahren, wenn es ging.«
    »Jordi war hier. Er hat dich gesucht.«
    »Er war hier?«, fragte Rosa verzweifelt. »Wo ist er? Ich muss zu ihm.«
    Macu

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