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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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tut mir leid. Normalerweise … ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
    Er legte ihr den Arm um die Schultern. Freya blickte hilflos zu ihm auf, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Kann ich dir irgendetwas bringen? Eine Tasse Tee?«
    Freya schüttelte den Kopf und bemühte sich, sich zusammenzureißen. »Nein, danke. Ich bin einfach nur so schrecklich müde. Ich bin meilenweit gelaufen, damit sie einschläft. Sie hört einfach nicht auf zu weinen, ich weiß nicht, was ich falsch mache.«
    »Darf ich?« Er nahm die Decken aus dem Kinderwagen. Liberty hatte bleiche Lippen, die Beine hatte sie beim Weinen an den Bauch hochgezogen. »Ich glaube, sie hat Koliken.«
    »Ich weiß. Ich habe alles versucht. Ich weiß nicht, ob es an der Nahrung liegt oder …« Freya schluchzte. »Ich hatte keine Ahnung, dass es so schwierig sein würde. Es hört einfach nie auf. Tag und Nacht.«
    »Komm, komm.« Charles klopfte ihr sanft auf die Schulter. »Mit der Zeit wird es leichter, da bin ich mir sicher.«
    »O Gott, das hoffe ich. Ich glaube nicht, dass ich noch recht viel mehr ertragen kann.«
    »Pass auf, ich habe eine Idee«, sagte er. »Geh doch einfach mal früh schlafen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das schaffe.«
    »Nein, das wäre nicht gut.« Freya beäugte den Tisch mit den Gläsern.
    »Unsinn. Ich bin ja nicht sternhagelvoll, Frey. So«, sagte er, setzte sich die Kleine auf die Hüfte und sah ihr in die Augen, »junge Dame, einer der besten jungen Schmetterlingsforscher Englands kümmert sich jetzt um dich. Ich weiß nichts über Zwieback, aber mit Schmetterlingen kann ich dich zu Tode langweilen.« Charles zwinkerte Freya zu, die wieder lächelte. »Geh ins Bett.«
    Freya schlief in dieser Nacht zum ersten Mal seit Wochen durch. Charles ging unterdessen im Wohnzimmer auf und ab. Er hatte sich ein Mulltuch über die Weste gelegt und schaukelte Liberty auf seiner Schulter.
    »Du hast aber ein erstaunliches Durchhaltevermögen«, sagte er. Er blieb stehen und sah die Kleine an. »O je, ich glaube, du hast …« Er verzog das Gesicht. »Ich hoffe doch, du hast eine Windel an?« Müde ging Charles in die Küche. »Schauen wir mal. Ich glaube, Freya hat über dem Herd welche zum Trocknen aufgehängt.«
    Er legte die Kleine auf ein sauberes Handtuch auf den Küchentisch. Sie lutschte am Daumen und sah ihn an. »Jetzt geht es dir gleich besser, was?«, sagte er leise. »So. Wie macht man das denn?« Charles kratzte sich am Kopf. »Ich habe Freya schon mal zugesehen. So schwer kann das nicht sein.« Er sah sich um. »Warmes Wasser? Watte oder so?«
    Charles suchte unter der Spüle, goss Wasser aus dem Kessel in eine Schüssel und gab noch kaltes Wasser dazu. Er überlegte. »Jetzt fällt es mir ein! Ich habe Watte im Arbeitszimmer.« Er kam mit einem Glasbehälter wieder. »Schmetterlinge zu chloroformieren ist wesentlich einfacher, aber bitte.« Vorsichtig knöpfte er Libertys Hemdchen auf. »O Gott, das ist …« Er zog eine Grimasse. Charles spürte hysterisches Gelächter in sich hochsteigen. Er zog frische Nachtwäsche vom Trockengestell. »Sollen wir es mal damit probieren?« Er schürzte die Lippen. »Puh. Herrgott, wie kann ein so kleiner Mensch das alles produzieren?« Er wandte das Gesicht ab, während er sie sauber machte. »Ich sagte, kannst du mir zur Hand gehen – und du legst den Fuß rein?«
    Schließlich gelang es ihm, das Kind mit einer frischen Windel und einem Schlafanzug auszustatten. »Da, gar nicht mal übel, und wir haben nicht mit der Sicherheitsnadel gepiekst.« Er trat einen Schritt zurück, um seine Arbeit zu bewundern. Die Windel bauschte sich bis zu ihren Knien. »Besonders adrett sieht es nicht aus, aber es hält hoffentlich bis zum Morgen.« Er trug sie ins Wohnzimmer, streckte sich auf dem Sofa aus und legte sie sich auf den Bauch.
    Freya wachte auf, als sie das Klirren der Milchflaschen hörte, die auf die Türschwelle ihres Schlafzimmers gestellt wurden. Wie immer galten ihre ersten Gedanken Tom. Sie hatte nichts von ihm gehört, während die Monate vergingen, und gestern hatte sie sich schließlich gesagt, dass es hoffnungslos war. Er hatte sie vergessen. Immer lächeln, Mädchen , hörte sie die Oberschwester sagen. Keine Tränen, seid stark. Sie seufzte und streckte sich. Wie herrlich, eine ganze Nacht durchzuschlafen. Sie riss die Augen auf. »Liberty!«, rief sie laut und setzte sich kerzengerade auf. Das Gitterbett am Fuß ihres Bettes war leer. »Charles!«, schrie sie und

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