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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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du sicher.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Vicente dürfte jetzt mit der Arbeit fertig sein. Komm, ich habe ihm gesagt, wir treffen uns in der Bar, dann muss ich zurück nach Madrid.«
    Vicente , dachte sie. Ihre erste Begegnung war kein Erfolg gewesen. Jordi hatte das Auto neben einer kalkgetünchten Mauer am Ortsrand geparkt und sie an der Hand genommen. »Das ist die Villa del Valle, das Haus unserer Familie.« Er zeigte auf die verschlossenen Metalltore. »Und das hier ist Vicentes Laden.« Bei dem Geruch von kaltem Blut drehte es ihr den Magen um. Jordi drückte die Tür auf, eine Glocke klingelte. Im Dunkel hinten im Laden war ein Mann konzentriert dabei, ein Messer zu schärfen.
    »Vicente«, rief Jordi. Rosas Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Im Profil sah Jordis älterer Bruder gut aus. Doch dann wandte er sich um und lächelte. Rosa musste sich zwingen, nicht zurückzuschrecken. Sein Mund war verzerrt und vernarbt, die Zähne glänzten golden. Jordi legte den Arm um sie und schob sie vorwärts. »Das ist Rosa, meine Freundin.« Er beugte sich hinunter, um ihr ins Ohr zu flüstern. »Lass dir von Vicente keine Angst einjagen. Er hat einmal einen Streit mit einem Stier verloren.«
    Vicente lachte und wischte sich die Hände an einem blutverschmierten Tuch ab. »Aber jetzt essen die Leute die Kampfstiere, ich gewinne den Streit also vielleicht doch noch.« Er trat vor und musterte Rosa mit Kennerblick. »Sehr schön. Gratuliere, kleiner Bruder.« Er hielt Rosas Blick stand. »Jordi hat erzählt, du bist Tänzerin?«
    »Rosa ist vieles«, sagte Jordi stolz. »Ihre Vorfahren kommen aus Sacromonte – sie sind Tänzer und Heiler.«
    »Eine kleine Zigeunerin also?« Er trat näher, seine Augen waren schwarze Teiche. »Jordi hat erzählt, du kennst Lorca. Zu schade, dass sie ihn abgeholt haben.«
    Dar un paseo . Rosa zuckte bei der Erinnerung zusammen. Früher war das ein unschuldiger Ausdruck gewesen. Wie viele will man noch »abholen« und sie ihr eigenes Grab schaufeln lassen? »Ich verstehe immer noch nicht, warum sie Dichter töten«, hatte sie eines Nachts im Bett zu Jordi gesagt. »Er war weder Politiker noch Soldat.«
    »Lorca hat sie mit seinem Stift mehr verwundet, als er es mit einer Waffe hätte tun können, das ist der Grund«, sagte er. »Er stand für alles, was sie hassen – Liebe, Freiheit, Gerechtigkeit, Mitgefühl. Deshalb werden unsere Dichter an den Friedhofsmauern erschossen.«
    Rosa hatte die Augen geschlossen, an Lorcas wunderschöne »Somnambule Romanze« gedacht, während sie langsam in den Schlaf hinüberglitt. Sie bekam dann immer das Gefühl, sie würde in klarem, smaragdgrünem Wasser treiben oder durch flüsternde grüne Blätter fliegen. Es war, als hätte er diese Zeilen über das kleine Zigeunermädchen für sie geschrieben. Sie war Lorca zum ersten Mal als Kind begegnet, als sie in Granada Wasser aus dem Brunnen geholt hatte.
    »Mein Bruder liebt Gedichte?« Jordi lachte.
    Rosa fixierte Vicente. »Ja, ich kannte Lorca. Ich habe für ihn getanzt«, sagte sie stolz. »Ich habe ihn, den großen Dichter, inspiriert. Wir haben uns beim Concurso de Cante Jondo, dem großen Flamenco-Festival, kennengelernt. Ich habe Caracol und Pavon singen hören und mit ihnen getanzt.«
    »Du musst ja noch ein Kind gewesen sein!«, sagte Jordi.
    »Das war ich.«
    »Na, vielleicht tanzt du ja eines Tages auch für mich?« Vicente wandte sich ab. »In der Zwischenzeit kannst du dich hier im Haus nützlich machen, putzen …«
    »Ich werde arbeiten«, sagte sie entschieden. »Wenn sie die Frauen nicht mehr kämpfen lassen, kann ich in den Krankenhäusern in der Stadt helfen, zumindest, bis das Baby geboren ist.«
    »Wie alt bist du?«
    »Neunzehn.« Trotzig hob sie das Kinn. »Alt genug.«
    »Wirst du sie heiraten?«, fragte er Jordi.
    Jordi hielt die Hände hoch. »Ich habe sie gefragt, glaub mir.«
    Vicente zuckte die Schultern. »Solange du hier deinen Beitrag leistest, kannst du machen, was du willst.«
    »Nimm mich mit«, flehte sie Jordi an. »Ich kann nicht hierbleiben. Das macht mich krank, diese Läden voller Schinken, Kuchen und Süßigkeiten, und die Leute, die ihren abendlichen paseo machen, als wäre kein Krieg. Ist es ihnen denn egal, was in Madrid passiert? Haben sie vergessen, was im Sommer los war? Jetzt gibt es keine ferne Front gegen den Angriff der Faschisten mehr – Madrid ist die Front.« Sie vergrub den Kopf an seiner Brust. »Die Wölfe stehen vor dem Tor. Ich sollte

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