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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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dort sein und an deiner Seite kämpfen.«
    »Nein«, sagte er, »davon will ich nichts hören. Wenn du mich liebst und wenn du unser Kind liebst, dann bleib hier. Ich komme zurück, das verspreche ich dir.«
    »Aber was, wenn …?«
    »Rosa.« Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht. »Mir kann keine faschistische Kugel etwas anhaben, keine Bombe kann mich von dir fernhalten. Ich komme zurück. Ich schwöre.« Er blickte hinüber zu den Jungen, die Stierkampf spielten. »Siehst du? Dieser kleine Junge hat es auch in sich. Um mit dem Stier zu kämpfen, musst du den Mut haben, stillzustehen. Du darfst nicht weglaufen – du musst deine Angst überwinden.«
    »Das soll ich also tun? Stillstehen?« Rosas dunkle, mit Khol geschminkte Augen blitzten, als sie zu ihm aufblickte.
    »Nicht stillstehen, still sein.« Er küsste sie auf die Stirn. »Ruh dich aus, iss gut. Sorge dafür, dass unser Sohn stark wird.«
    »Sohn?« Rosa lachte. »Und wenn es ein Mädchen wird?«
    »Dann wird es so schön und stur wie seine Mutter.«
    Jordi legte ihr den Arm um die Schulter, und sie schob den ihren um seine Taille. Seit dem Abend, an dem sie sich kennengelernt hatten, in einer Bar in Madrid, wo Rosa getanzt hatte, verspürte sie den Hunger nach ihm wie einen Schmerz in der Magengrube. Sie blickte auf ihre Füße, während sie im Gleichschritt über die vom Mond beschienene Straße gingen. Von dem Augenblick an, in dem er sie in die Arme genommen hatte, hatte sie dem Rhythmus ihrer beider Körper nicht mehr widerstehen können – wenn sie tanzten, wenn sie liefen, dann bewegten sie sich als Einheit. Sie wollte ihn jetzt, wollte seinen Körper ein letztes Mal, bevor er sie verließ, gemeinsam mit ihrem spüren. Rosa zog ihn in eine Gasse, einen dunklen Eingang, drückte ihre Lippen, ihre Zunge an seine. Aus einem offenen Fenster über ihnen war Musik zu hören, Gitarrenklänge, perlende Töne, das rhythmische Trommeln von Fingerspitzen auf dem Körper der Gitarre. Seine Finger suchten sie in der Dunkelheit. Die Luft zwischen ihnen fühlte sich an der warmen Haut ihrer Schenkel elektrisch geladen an, frisch. Sie schloss die Augen, hörte die Musik, Kastagnetten, die klackerten wie ölblaue Skarabäen, das metallische Klirren seines Gürtels.
    »Mi amor«, hauchte er in ihren Nacken, seine Hand ruhte auf ihrem Rücken, er hob sie zu sich hoch. Rosa fühlte ein neues Verlangen in sich aufsteigen wie Saft aus der Erde in einen Kiefernbaum. Als er sie in der Dunkelheit berührte, spürte sie, wie seine Fingerabdrücke ihren Körper bedeckten wie ein filigranes Ornament, sie spürte, wie das Licht aus ihr hervorbrach wie eine von der Sonne gewärmte Frucht, die aufplatzt.
    » Te amo «, flüsterte sie, » te quiero. Ich liebe dich, ich will dich …«
    »Immer«, sagte er, und seine Stimmte stockte. »Immer.«

10

    London, 11. September 2001
    Kurz vor drei Uhr trat Charles hinaus auf die leere Straße und zündete sich eine Zigarette an. Freya ging zu ihm, streckte den Arm aus und nahm sie ihm ab.
    »Du hast seit Jahren nicht mehr geraucht«, sagte er.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie und atmete den Rauch aus. »Nicht schon wieder Krieg.«
    »Das ist kein Krieg. Das ist Terrorismus. Als wir im Krieg waren, konnte man wenigstens das Gesicht des Gegners sehen. Man wusste, wo man den Gegenschlag ansetzen musste.«
    »Doch, es ist Krieg, verstehst du das nicht?«, meinte Freya mit stockender Stimme. »O Gott, wird das denn niemals jemand lernen?« Bleich blickte sie ihn an. »Das ist nur der Anfang. Das ist unser Krieg, genauso wie der der Amerikaner.« Sie drehte sich zum Büro um, als alle gleichzeitig »Nein!« riefen.
    Charles warf die Zigarette in den Rinnstein. Sie gingen hinein und drängten sich zwischen den Leuten hindurch, die sich vor dem Fernseher versammelt hatten. »Was ist passiert?«
    »Der Südturm ist eingestürzt«, sagte Emma, aus deren Gesicht alle Farbe gewichen war. Sie beobachteten, wie gewaltige Staubwolken durch die Straßen von New York quollen.
    »Es besteht immer noch eine Chance«, sagte Freya. »Vielleicht haben sie Zeit, den Nordturm zu evakuieren.«
    Emma schüttelte den Kopf. »Er ist gefangen. Wenn Joe im Restaurant war, ist er gefangen.« Sie schlang die Arme um sich, nahm die Ellbogen fest in die Hände. »Joe«, flüsterte sie. Hey, Joe . Ihr Joe. Joe und Emma. Und er war allein dort drinnen. Blinzelnd hielt sie die Tränen zurück. »Komm da raus, Joe«, murmelte sie. Sie erinnerte sich, wie er

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