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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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sein Bestes, heißt es, aber wir haben praktisch jeden Offizier verloren und über die Hälfte der britischen Männer.«
    Tom sah nach dem Patienten. »Er hat schon mehr Farbe.« Er setzte sich auf den Rand von Freyas Bett und zog sich die Maske herunter. »Das Abraham-Lincoln-Bataillon hat noch mehr Verluste erlitten, glaube ich. Diese armen, tapferen Amerikaner sind mitten in die Linien der Nationalisten hineinmarschiert, ohne Deckung durch Artillerie. Sie wurden zerfetzt.«
    Seufzend schüttelte Freya den Kopf. »Zumindest haben wir sie davon abgehalten, Madrid abzuriegeln.«
    »Sie kommen nicht durch?« Tom sah sie an. »Wenn man sich diese Jungen hier drin ansieht, dann frage ich mich, um welchen Preis.« Er lächelte traurig. »Wann aßen Sie denn zuletzt eine richtige Mahlzeit?«
    »Wieso? Sehe ich ausgehungert aus?«
    »Nein. Nur ein bisschen blass.«
    »Gestern Abend haben wir Eintopf bekommen.« Freya begann, mit den Zähnen zu klappern. »Jedes Mal, wenn es etwas mit kleinen Knochen darin gibt, sage ich mir, es ist Kaninchen und nicht Katze.«
    »Ich auch.« Tom stand auf und sah sich den Patienten an. »Ich denke, Sie sind gleich fertig«, sagte er. »Noch ein paar Minuten.« Er setzte sich wieder neben sie. »Möchten Sie, dass ich Ihnen die Hand halte? Sie wirken ein bisschen zittrig.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen?«
    »Gott, Sie sind ja eiskalt!« Er rieb ihre Finger.
    »Es geht schon. Ich bin sicher einfach nur müde. Wir haben die letzten Tage ohne Pause gearbeitet. Ich habe nur ein paar Stunden geschlafen.« Freya blickte ihm fest in die Augen und versuchte, gegen den Schwindel anzukämpfen.
    »Kommen Sie, geben Sie mir die andere Hand.«
    »Danke.« Freya betrachtete seinen gesenkten Kopf, das dunkle Haar, das ihm vorn in die Stirn fiel. »Wie lange sind Sie schon hier unten?«
    »Der Canadian Blood Transfusion Service ist seit November hier, aber ich bin erst im Januar dazugestoßen, zu Dr. Bethunes Einheit. Wir sind mit einer Gruppe Amerikaner aus New York gekommen. Ich bin beim Mackenzie-Papineau-Bataillon.«
    »Ach, ich dachte …«
    »Nein, ich bin Kanadier.« Tom blickte auf und lachte sie an, in seinen stoppeligen Wangen bildeten sich Grübchen. »In Toronto geboren und aufgewachsen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Die Reise war nicht sonderlich komfortabel – dritter Klasse quer über den Atlantik, in jeder Kabine vier Mann, und allen ging es hundeelend. Ich habe den größten Teil der Fahrt auf Deck verbracht.«
    »Haben Sie in Paris haltgemacht?«
    »Ja, eine großartige Stadt. Ich würde gerne irgendwann wieder dorthin.«
    »Das geht mir genauso.« Freya stellte sich vor, wie sie Arm in Arm mit ihm durch die gepflasterten Straßen am Montmarte spazierte.
    »Dann ging es mit dem Zug nach Marseilles, von dort aus mit einem Lastwagen nach Perpignan und über die Pyrenäen. Und Sie?«
    »Unsere erste Basis war die Aragon-Front, in der Nähe von Huesca. Ein paar von uns sind von dort aus zu anderen Feldlazaretten. Ich bin dann schließlich in Madrid gelandet und mit den Sanitätsfahrzeugen hierhergekommen …«
    »Wirklich?«, unterbrach Tom sie. »Soll das heißen, irgend so ein Glückspilz hatte Sie die ganze Strecke bis hierher allein in seinem Krankenwagen? Von jetzt ab werde ich mich anders fortbewegen.«
    Freya errötete. Sie war es nicht gewöhnt, dass jemand so geradeheraus war. »Es ist ein schönes Land, finden Sie nicht?«
    »Es wird mit jedem Moment besser.«
    »Die Orangenbäume, die staubigen Straßen …«
    »Hätten Sie vielleicht Lust, nachher ein bisschen spazieren zu gehen?« Tom stand auf und streckte sich, sein weißes T-Shirt spannte über seinem flachen Bauch.
    »Das wäre …« Freya blickte zu ihm auf. »Sehr gerne.«
    Er beugte sich vor, um die Nadel zu entfernen, und Freya wandte den Kopf ab. »Hören Sie«, sagte er, »Sie haben uns in irgendeinem protzigen Haus in Madrid einquartiert. Offenbar ist es dort sicherer – die Faschisten werden die Viertel der Wohlhabenden nicht bombardieren. Ich habe heute gesehen, wie Sie arbeiten. Wenn Sie es mit Bethunes Launen aufnehmen wollen – wir bräuchten eine neue Krankenschwester für die Einheit, eine von unseren bekam Typhus und musste wieder zurück. Käme ein Wechsel für Sie infrage?«
    Freya zögerte keinen Moment. »Auf jeden Fall.«
    »Die Arbeit ist hart, und Sie wären auch viel an der Front und müssten Sterbende mit Blut versorgen.«
    Sie drehte ihm den Kopf zu und zuckte zusammen, als er

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