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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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diesem Haus, und das zu einer Zeit, da es von allerhöchster Bedeutung ist, dass es hier keinerlei Makel gibt. Keine Unreinheit. Verstehst du? Verstehst du, Hester? Alles hängt davon ab!«, verkündet er mit einem so seltsamen Leuchten in den Augen, dass eine Woge der Verzweiflung über Hester zusammenschlägt.
    »Albert, ich bitte dich. So hör doch auf mich. Es gibt keine Verderbnis in unserem Haus! Diese Theosophie hat deinen Geist verwirrt, mein Liebling. Habe ich nicht immer einen guten Haushalt geführt? Sollte ich dann nicht am besten wissen, welche Dienstboten wir beschäftigen sollten und wie solche Dinge zu regeln sind? Ich muss darauf bestehen, dass diese Angelegenheit mir überlassen bleibt!«
    »Hester, du bist blind. Du begreifst gar nicht, worum es geht«, erklärt Albert unerbittlich.
    »Ich bin nicht … verwandelt, meinst du wohl. Ich bin nicht völlig von den Lehren eines Robin Durrant beherrscht!«, stößt sie in heiserem Flüsterton hervor.
    »Und genau aus diesem Grund musst du tun, was ich sage, Hetty«, sagt Albert sanft und tätschelt wieder ihre Hand, als sei sie irgendein dummes Kind, dessen Verunsicherung zwar bedauerlich, aber nur natürlich ist. Dann erhebt er sich, geht in sein Studierzimmer und schließt die Tür hinter sich. Kein einziges ihrer Worte scheint zu ihm durchgedrungen zu sein. In der täuschenden Stille des Hauses tickt die Standuhr wie ein staubiger Herzschlag, und unter Cats leichten Schritten knarren die Dielen, während sie das Bett macht, in dem Hester liegen wird.
    Hester sitzt noch auf der vordersten Kante eines Stuhls im Salon, als Robin Durrant zurückkehrt. Sie dreht sich um, als sie seine beschwingten Schritte hört, sieht ihn zielstrebig zur Tür gehen, durch die er einfach eintritt, als sei er hier zu Hause und nicht nur zu Gast. Dann hört sie, wie er seine Kamera ablegt, um Mantel und Hut aufzuhängen, vollkom men unbekümmert. Bei jedem seiner elastischen Schritte hüpfen ein paar Locken auf seiner Stirn wie bei einem kleinen Jungen, und er summt ganz leise vor sich hin, irgendeine Melodie, die aus ihm hervorsprudelt, als könnte er sie nicht zurückhalten.
    »Albert!«, ruft er im Flur. Er bricht über das Haus herein, denkt Hester, wie eine Flutwelle, wie ein Sturm . Sein Kopf und seine Schultern erscheinen in der Tür, und mit Gras verschmierte Finger hinterlassen Abdrücke auf dem cremefarbenen Türrahmen. »Hester! Sie sitzen ja so still hier drin.« Er lächelt herzlich.
    »Sollte man denn nicht still in seinem eigenen Heim sitzen dürfen?«, erwidert sie, ohne ihn anzusehen.
    »Ist alles in Ordnung? Haben Sie Kummer?« Robin betritt den Raum und bleibt in der Nähe der Tür stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Auf einmal gibt er sich wesentlich förmlicher.
    »Ich habe keinen Kummer«, sagt sie, doch zu ihrem Entsetzen bricht bei diesen Worten ihre Stimme. Ihre Tränen vor Robin Durrant unbedingt verbergen zu wollen macht es nur noch schwerer, sie zurückzuhalten.
    »Hester! Sie armes Ding … erzählen Sie mir bitte, was geschehen ist«, sagt Robin. Er streckt die Hände aus und geht einen Schritt auf sie zu, als wollte er sie umarmen, doch Hester springt hastig von ihrem Stuhl auf.
    »Rühren Sie mich nicht an!«, ruft sie aus. »Sie sind an allem schuld!« Ihr Herz rast, und ihre Hände zittern, doch nun sind die Worte heraus, und sie kann sie nicht zurückholen.
    »Dann müssen Sie mir auf der Stelle sagen, wodurch ich Sie verärgert habe, damit ich mich entschuldigen und darauf achten kann, dass das nie wieder vorkommt«, entgegnet Robin vorsichtig. Er spricht sanft, ohne Eile. Seine Worte sind so glatt wie alles an ihm.
    »Mein Mann hat unser Dienstmädchen Cat gestern Nacht vor einem Wirtshaus gesehen. Anscheinend hat sie sich des Öfteren nachts mit einem Verehrer getroffen, und jetzt sagt Albert, dass sie gehen muss, und er will kein Wort zu ihrer Verteidigung gelten lassen. Derartige Vorstellungen von Reinheit hat er jetzt«, sie wirft dem Theosophen einen zornigen Blick zu, »dass er darüber schon beinahe den … jegliches Augenmaß verloren hat. Er ist keinerlei Argument mehr zugänglich.« Während Hester spricht, blickt sie ganz kurz auf und ist entsetzt über Robins Gesichtsausdruck. In ihm spiegeln sich ein paar Sekunden lang abwechselnd Schreck, Ärger und Bestürzung, ehe es Robin gelingt, seine Züge wieder zu beherrschen. Hester stockt der Atem. »Wussten Sie etwa davon, Mr. Durrant?«
    »Ich … nein, natürlich

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