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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Das meine ich ernst, Herr Theosoph. Ich habe Pläne, und die werde ich Ihretwegen nicht ändern, auch nicht, um den nächsten Lohn von Ihnen zu kassieren. Morgen oder übermorgen«, wiederholt sie beharrlich.
    »Was meinst du überhaupt mit ›fortgehen‹? Wohin denn? Wie willst du auch nur aus dem Haus kommen, wenn du den ganzen Tag lang überwacht und nachts eingeschlossen wirst?«, fragt er gereizt.
    »Ich habe meine Mittel und Wege«, entgegnet sie knapp. Das Gewicht des Generalschlüssels in ihrer Tasche ist ihr eine ständige Beruhigung.
    »Du kannst nicht fort, ehe ich fertig bin! Ich dachte, wir hätten eine Abmachung, ich habe dir doch gesagt, dass …«
    »Tja, ich habe es aber satt, mir etwas sagen zu lassen! Wie wollen Sie mich denn daran hindern? Wollen Sie mich verfolgen? Mein George kann jeden Mann im Umkreis von fünfzig Meilen niederschlagen. Und wenn Sie es versuchen, werde ich über Ihre Fotografien reden. Mit jedem, der mir zuhören will – und ich bin sicher, dass ich Leute finden könnte, die sich sehr dafür interessieren würden.« Sie beugt sich vor, zieht langsam an ihrer Zigarette und fixiert ihn mit einem hasserfüllten Blick. »Ich werde mir nichts mehr sagen lassen. Weder von Ihnen noch von irgendjemand sonst. Dafür sage ich Ihnen jetzt etwas: Für die vereinbarte Summe lasse ich mich morgen oder übermorgen von Ihnen fotografieren und halte für immer den Mund. Das ist mein letztes Angebot. Ich habe genug, von allem .« Während Cat spricht, spürt sie, wie die Entschlossenheit eine feste, solide Form in ihrem Inneren annimmt. Sie wird sich von nichts aufhalten lassen.
    Robin erwidert ihren bösen Blick eine ganze Minute lang, dann grinst er breit. Er lacht leise und dreht sich mit zurückgeneigtem Kopf auf dem Absatz einmal im Kreis, als wollte er den Himmel um Beistand bitten.
    »Herrgott, ich werde dich vermissen, Cat!«, erklärt er. Cat blinzelt verwundert. »Du bist wahrhaft erfrischend. Ein Jammer, dass wir uns unter so seltsamen Umständen begegnet sind und dass du nur ein Dienstmädchen bist. Wir hätten gute Freunde werden können«, sagt er und lächelt sie immer noch an.
    Cat denkt kurz darüber nach. »Das bezweifle ich stark«, sagt sie schließlich. »Sie sind ein Lügner und ein Heuchler.«
    »Also schön, Black Cat. Du bist tatsächlich so stur wie eine Katze und ebenso schwer zu beherrschen. Übermorgen. Bei Sonnenaufgang, am selben Ort. Wir werden den Elementargeist noch einmal auf Film bannen, und dann werde ich eben ein bisschen zaubern müssen, wenn die Gesellschaft ihren Beobachter herschickt – falls sie darauf bestehen, dass ich ihren eigenen Film benutze. Ein paar Negative in der Dunkelkammer vertauscht, und – voilà!« , ruft er unvermittelt laut und breitet die Arme aus wie ein Zauberer. »Ich überzeuge sie schon noch, wart’s nur ab.« Cat schlüpft wieder in ihre Schuhe und tritt ihren Zigarettenstummel aus.
    »Werde ich nicht. Aber machen Sie nur.« Sie zögert. »Was ist mit Mrs. Canning los? Was ist geschehen?«, fragt sie wider besseres Wissen. Robins Lächeln erlischt, und ein Ausdruck huscht über sein Gesicht, den Cat nicht entschlüsseln kann. Ärger? Oder gar Schuldbewusstsein?
    »Ach, mach dir mal keine Sorgen um Hetty. Ihr fehlt nichts. Ein kleiner Ehestreit, glaube ich«, sagt er in geküns telt klingendem, herablassendem Tonfall. Cat überlegt, ob sie energischer nachhaken soll, lässt es aber bleiben.
    »Vergessen Sie nicht, das Geld mitzubringen«, sagt sie stattdessen und lässt ihn stehen.
    Später, sobald Sophie Bell außer Hörweite ist, schließt Cat ihre Zimmertür auf. Sie öffnet sie einen Spaltbreit und wartet, bis ihr Herz wieder normal schlägt, ihre Atmung tiefer und gleichmäßiger wird. Ihr ist immer noch übel, und ihr Kopf tut weh. Sie setzt sich auf die Bettkante, benutzt den Nachttisch als Unterlage und schreibt zwei Briefe.
    Liebe Tessy – also, ich habe mir einen Plan ausgedacht, wie ich es Dir versprochen habe. Bald gehe ich von hier fort, mit meinem Liebsten, der George Hobson heißt. Wenn Du ein bisschen herumfragst, wird schon irgendjemand wissen, wo wir zu finden sind. Das sage ich Dir, weil ich der Herrin hier einen Brief hinterlassen und sie bitten werde, nach Dir zu schicken, als Ersatz für mich. Ich glaube, das wird sie auch tun. Ich habe ihr ein wenig von Deiner Lage berichtet und wie es kam, dass wir verhaftet wurden, und ich weiß, dass sie das Richtige tun wird. Du wirst also hoffentlich bald von ihr

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