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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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gemäßigteres Klima zurückzukehren. Er ist wahrhaftig ein großartiger Mann. Keiner seiner Söhne durfte an Versagen jemals nur denken«, sagt Robin Durrant, und seine Miene verfinstert sich ein wenig.
    »Es ist vielleicht nicht ganz einfach … den Erwartungen eines solchen Mannes gerecht zu werden?«, wagt Hester eine Vermutung.
    Robin holt tief Luft und scheint darüber nachzudenken. Dann schüttelt er den Kopf. »O nein! Der alte Knabe hat einen sehr weichen Kern. Damit wollte ich nur sagen, dass er uns stets gelehrt hat, an uns zu glauben und von uns selbst das Beste zu erwarten. Eine solche Erziehung macht es einem Kind leicht, Großes zu leisten«, erklärt er.
    Hester errötet leicht, denn es ist ihr peinlich, dass sie seine Worte falsch interpretiert hat.
    »Nun, offensichtlich leisten Sie selbst Großes in der Theosophie.« Sie lächelt. »Albert war sehr beeindruckt von Ihrem Vortrag.«
    »Damit habe ich mir leider ein Gebiet ausgesucht, von dem mein Vater nicht allzu viel versteht. Und ich glaube nicht, dass ein einzelner Mensch überhaupt in diesem Sinne Großes darin leisten kann – es geht immerhin darum, Menschen zu einer Bruderschaft zu einen, in der Gleichgestellte zusammenkommen. Sie fordert von uns, Stolz und persönlichen Gewinn zu opfern«, entgegnet Mr. Durrant ernst.
    »Aber ja, natürlich.« Hester nickt. In der kurzen Pause quietscht und klappert die Heckenschere. »Oh! Ich glaube, ich höre Berties Fahrrad!«, ruft sie erleichtert aus.
    Albert lächelt breit, als er Robin Durrant die Hand schüttelt, und sein Gesicht strahlt vor Aufregung, wie Hester sie bei ihm noch nie gesehen hat. Ganz gewiss nicht an ihrem Hoch zeitstag, an dem seine Miene ängstliche Konzentration ausdrückte, so als graute ihm entsetzlich davor, etwas Falsches zu tun oder zu sagen. Sie drückt zärtlich seine Hand, als er neben ihr stehen bleibt, und freut sich, ihn so lebhaft und angeregt zu sehen.
    »Sie wollen die Stelle gewiss besichtigen. Die Senke in der Feuchtwiese. Natürlich bezweifle ich, dass wir die Ele mentarwesen selbst sehen werden, so spät am Tag in der prallen Sonne. Ich habe sie in der frühen Morgendämmerung entdeckt, die Sie in Ihrem Vortrag ja auch als den günstigsten Zeitpunkt bezeichnet haben«, sagt Albert.
    »Ich würde die Stelle in der Tat gern sehen.« Robin Durrant nickt. »Aber das müsste wohl ein wenig warten, wenn Sie pünktlich zu Mittag essen möchten, Mrs. Canning?«
    »Nicht doch, wir werden rechtzeitig zurück sein. Es macht dir doch nichts aus, Hetty? Wir brauchen ja nicht lange zu bleiben«, sagt Albert, ehe Hester antworten kann. Während er spricht, bleibt sein Blick auf Robin Durrant geheftet, obwohl er den Kopf leicht in Richtung seiner Frau neigt, als wüsste er, dass er eigentlich sie ansehen sollte.
    »Nein, natürlich nicht. Tun Sie, was Ihnen beliebt, meine Herren«, sagt Hester. »Ich werde Mrs. Bell Bescheid geben, dass wir uns um zwei Uhr zu Tisch setzen statt um eins. Sie hat eine wunderbare Lammkeule im Ofen, glaube ich.«
    »Vielleicht … Ich weiß, dass ich Ihnen damit Umstände bereite, aber vielleicht würden Sie Ihrer Köchin auch mitteilen, dass ich keinerlei Fleisch esse.« Mr. Durrant lächelt ein wenig schüchtern.
    »Kein Fleisch?«, platzt Hester heraus, ehe sie sich besinnen kann.
    »Jawohl, kein Fleisch. Die Theosophie lehrt uns, dass etwas von der animalischen Natur des Tieres physiologisch in den Körper des Menschen eindringt und aufgenommen wird, wenn dieser Fleisch verzehrt. Das macht ihn grober, beschwert Geist und Körper und behindert die Entwicklung der Intuition und der spirituellen Kräfte«, erklärt der Theosoph mit unablässigem, entwaffnendem Lächeln.
    Hester ist einen Moment lang wie vor den Kopf geschlagen. Sie wirft Albert einen Blick zu, doch der zieht gerade einen leichten Mantel über und tastet die Taschen ab, um sich zu vergewissern, dass er ein Taschentuch bei sich hat.
    »Nun. Also schön. Selbstverständlich gebe ich der Köchin Bescheid«, murmelt Hester, die Sophie Bells Reaktion auf diese Neuigkeit fürchtet. Die Männer eilen aus dem Haus, und in der plötzlichen Stille schließt Hester hinter ihnen die Tür. Sie bleibt am Fenster im Flur stehen und beobachtet, wie die beiden erst durch den Vorgarten und dann die Landstraße entlanggehen. Albert spricht die ganze Zeit über sehr angeregt und gestikuliert dabei lebhaft. Robin Durrant geht festen Schrittes und mit erhobenem Kopf. Hester stößt ein kleines Seufzen

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