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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Energie an ihre Schützlinge zu verteilen. Sie erfüllen abstrakte Befehle ihrer Vorgesetzten, der Deva – die man mit Engeln niederer Ordnung vergleichen kann.«
    »Engel niederer Ordnung? Tatsächlich?«, wiederholt Amelia, ohne den Zweifel in ihrer Stimme verbergen zu wollen. »Und wie sehen die aus?«
    »Ich habe noch nie selbst einen gesehen. Dazu bedarf es eines höheren Initiationsgrades, als ich ihn derzeit besitze. Allerdings hoffe ich, eines Tages so weit fortzuschreiten. Diejenigen, die sie gesehen haben, beschreiben ihre gewaltige Größe und ungeheure Kraft. Sie werden oft mit Ley-Linien assoziiert und mit den mächtigen Energieströmen der Erde selbst. Ich glaube, dass die Deva unseren folkloristischen Überlieferungen von Drachen und Riesen zugrunde liegen.«
    »Drachen? Wirklich?« Amelia wirft ihrer Schwester einen belustigten Blick zu.
    »Ich kann Ihnen versichern, dass niemand mehr über solche Geschöpfe weiß als Mr. Durrant, Mrs. Entwhistle«, wirft Albert in verteidigendem Tonfall ein. Man sieht die Gedanken, die über sein Gesicht jagen und bedrückte Schatten auf seine Augen werfen. Am liebsten hätte Hester nach seiner Hand gegriffen, doch das gehörte sich nicht bei Tisch.
    »Oh, gewiss«, sagt Amelia mit ironisch hochgezogenen Augenbrauen. Robin lächelt nachdenklich, wie über einen Witz, den er mit niemandem teilt. Hester sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, doch Robin redet weiter, ehe ihr etwas Passendes einfällt.
    »Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass diese Geschöp fe trotz ihrer grundlegend einfachen Natur ein Leben in grö ßerer Freiheit und Freude genießen als die gesamte Menschheit. Das Ziel der Theosophie ist es, dieses Ungleichgewicht aufzuheben und dem Menschen zu erlauben, in vollem Wissen um seine Lage und Beschaffenheit freier zu leben, weniger im Alltäglichen und Materiellen gefangen«, erklärt er, legt den Löffel beiseite und faltet die Hände vor sich auf dem Tisch. »Geoffrey Hodson, ein berühmter Hellseher, hat in Lancashire Undinen – Wassergeister – beobachtet, die im Wasserfall eines Flusses mit starker Strömung umhertollten. Die Geschöpfe, etwa dreißig Zentimeter groß, schwebten in den Regenbogen, die durch den Sprühnebel entstanden, und absorbierten die Lebensenergie der Sonne und des Wassers, bis diese zu stark für sie wurde. Er sah, mit welcher Anstrengung und Konzentration sie diese Energie aufnahmen und hielten, bis sie beinahe platzten. Dann versprühten sie sie in einem machtvollen Augenblick schier grenzenloser Euphorie. Ihre Farben flammten strahlend auf, ihre Augen leuchteten vor unfassbarer Freude und Verzückung, und danach sanken sie in einen verträumten Zustand entspannter Seligkeit.« Hester starrt auf ihren Löffel, der über ihrem Suppenteller in der Luft erstarrt ist. Sie wagt es nicht, zu irgendjemandem am Tisch aufzublicken. Sengende Hitze steigt ihr in die Wangen.
    »Und was soll dieses Ereignis uns wohl sagen?«, fragt Amelia eisig.
    »Vielleicht, dass wir uns durch die zwanghafte Begrenzung unserer natürlichen Rhythmen, durch gesellschaftliche Regeln und Konventionen immer weiter von der Elementarebene entfernen, von den göttlichen Prozessen der Natur«, antwortet Robin mit unschuldiger Stimme, in der kein Hauch von Unschicklichkeit mitschwingt. »Die Ekstase der Undinen nährte erkennbar das Wasser und die Pflanzen am Ufer. Diese nahmen die gesammelte Lebenskraft in sich auf, als sie freigesetzt wurde.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Menschen etwas Ähnliches erreichen könnten?«, fragt Amelia, obwohl Hester sie im Stillen anfleht, endlich damit aufzuhören. Robin schaut von Amelia zu Albert und dann zu Hester hinüber, die seinen Blick spürt und nicht anders kann, als aufzublicken.
    »Ich will damit andeuten, dass ein Versuch nicht schaden könnte«, sagt er. In der Stille summen die Motten und Fliegen um den gläsernen Kronleuchter und stoßen gegen die kleinen Glastropfen, sodass sie sich drehen und zarte Funken an den Wänden aufleuchten lassen. Albert räuspert sich.
    »Noch ein Stück Brot, Mrs. Entwhistle?«, fragt er leise.
    In der Samstagnacht tut Cat kein Auge zu. Sie denkt an die Motten im Speisezimmer, die bis zum Morgen erschöpft und benommen oder tot in den Falten der Vorhänge und in den Ecken unter den Fensterflügeln hängen werden. Aus irgendeinem Grund macht es ihr zu schaffen, dass sie aus einer Laune des Pfarrers heraus in das Zimmer

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