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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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Geiz Sie am Ende noch vertreibt. Er kann ja zumindest Mark Carlyon kommen lassen, damit er es sich anschaut und das Nötigste repariert.«
    »Mark ist derjenige, an den man sich wenden muss?«
    »Selbstverständlich. Er ist sehr gut. War früher auch so ein vorlauter Bengel. Nicht so schlimm wie Tina, aber ich war ernsthaft versucht, ihm damals, als das noch nicht untersagt war, eine hinter die Ohren zu geben. Hat sich aber gemacht. Er ist ehrlich – na ja, soweit man heutzutage ehrlich ist. Ich glaube nicht, dass er eine Brieftasche, die er auf der Straße findet, eher abgeben würde als der nächste Passant. Aber er zockt Sie nicht ab und macht selbst sauber. Sie sollten ihn kommen lassen.«
    »Okay«, antwortet Bridget. »Ich werde Tina fragen, sobald ich mit dem großen Boss gesprochen habe.«
    »Machen Sie das. Sagen Sie ihm, dass ich es Ihnen geraten habe.«
    »Tja«, sagt Bridget. »Ich vergeude Ihre Zeit. Eigentlich sollten wir uns doch über Yasmin unterhalten, nicht wahr? Und Sie sollten mich wegen irgendetwas ausschimpfen und mich auf die Wichtigkeit der Hausaufgaben hinweisen?«
    »Genau. Und wie viel Zeit braucht Yasmin nun tatsächlich für ihre Hausaufgaben?«
    Bridget wird rot. »Ach, mein Gott. Ich habe gar nicht gewusst, dass sie … das kleine Biest. In den Londoner Schulen gibt es keine, wissen Sie, deshalb ist es mir gar nicht in den Sinn gekommen …«
    »Ein Spaß, Bridget. Sie ist erst sechs.«
    Sie spürt, dass sie wieder errötet. Ich muss lernen, herauszufinden, wenn jemand mich auf den Arm nimmt. Ich scheine im Laufe der Jahre meinen Humor verloren zu haben. »Ach, tut mir leid.«
    »Wie hat sie sich zu Hause eingewöhnt?«
    »Gut, denke ich. Sie macht einen glücklichen Eindruck.«
    »Jedenfalls ist es eine Freude, sie in der Schule zu haben. Wir alle hatten mit einem bewaffneten, Kaugummi kauenden Großstadtkind gerechnet, aber sie hat sich gut eingefügt, Freunde gefunden und arbeitet mit. Erzählt sie zu Hause viel davon?«
    »Ach, es gefällt ihr sehr. Sie redet unentwegt davon.«
    »Prima. Prima. Und mit wem hat sie sich angefreundet? Ich kann das auf dem Pausenhof nie so richtig ausmachen. Meistens denkt man, die streiten sich, dabei üben sie in Wahrheit irgendeinen Tanz ein.«
    »Mit einigen.« Sie zermartert sich das Gehirn, um sich an die Namen zu erinnern. »Chloe Teagle natürlich und Jago Carlyon.«
    »Nette Kinder.«
    »Und da sind noch ein paar, die ich noch nicht kennengelernt habe. Carla Tremayne?«
    »O ja. Blonde Löckchen und stolz darauf. Die Eltern führen in Helstone einen Töpferladen.«
    »Okay. Ich glaube, ich habe sie schon mal gesehen. »Honor Jefferson?«
    Sie nickt. »Völlig durchgeknallt. Gibt während des Unterrichts sehr seltsame Geräusche von sich. Hat einen Hund namens Charlie, der furzt und Steine frisst, und sie kennt sich mit dem Peloponnesischen Krieg besser aus als Achilles selbst. Verkleidet sich gern als Prinzessin und trägt als Accessoire dazu Waffen.«
    »Klingt ja ganz nach Mädchen. Und da ist noch eines namens Lily. Yasmin erzählt viel von ihr.«
    »Lily?«
    »Hmmm.«
    »Nein. Dazu fällt mir nichts ein. Sind Sie sicher, dass sie nicht Lulu meint? Louise Strang?«
    »Nein. Ja. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher. Sie gehört nicht zu den Kindern, die Namen durcheinanderbringen.«
    »Wie seltsam. Da fällt mir wirklich niemand ein. Das muss ein Kind sein, das nicht auf unsere Schule geht. Aber mir fällt hier in der Gegend überhaupt keines ein, das so heißt.«
    »Komisch. Sie hat gesagt, dass sie hier wohnt!«
    »Mein Gedächtnis lässt mich wohl im Stich«, sagt Mrs Parsons. »Ich dachte, ich würde jeden in Ostcornwall kennen. Na ja, so ist es eben. Es sieht so aus, als sei Mrs Varco jetzt frei. Soll ich Sie hinüberbringen?«

36
    Das Tal ist pechschwarz. Sie kann das Haus nur dank der Scheinwerfer ausmachen.
    Langsam fährt sie hinunter, parkt, holt die Taschenlampe aus dem Kofferraum und leuchtet sich damit den Weg zur Eingangstür, froh, dass sie daran gedacht hat, Ausrüstung für den Notfall ins Auto zu tun.
    Menschenskind, was ist es hier unten dunkel. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel Fantasie. Ich wünschte, ich würde mir nicht einbilden, dass hinter den Büschen in der Dunkelheit irgendjemand auf der Lauer liegt.
    Sie hastet den Weg entlang, schließt die Tür auf, so schnell sie kann – Carol wollte, dass sie abschließt, wenn sie allein im Haus ist –, und tastet nach dem Lichtschalter neben der Tür. Nichts

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