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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Wut ihres sanftmütigen
Priesters schreckte sie mehr als die grausige Nachricht, die sie
ihm gebracht hatten. Athelstan stürmte in sein Haus und leerte
einen Becher Wein mit einer Geschwindigkeit, die Cranston bewundert
hätte.
    Er schlief unruhig in
dieser Nacht, denn er kochte noch immer vor Wut über die
Entweihung seines Friedhofes. Am nächsten Morgen stand er
früh auf, öffnete die Kirche, fütterte Bonaventura
flüchtig, leierte hastig die Morgengebete herunter und
konzentrierte sich mit Mühe auf die heilige Messe. Der Kater
Bonaventura, schlau, wie er war, schien die Wut seines Herrn zu
spüren und schlich sich leise davon. Am Ende des
Gottesdienstes, vor dem Schlußsegen, sagte Athelstan in
scharfem, knappem Ton:
    »Unser Friedhof
ist wieder einmal geschändet worden. Ich, Athelstan, Pfarrer
dieser Gemeinde, sage, und Gott sei mein Zeuge: Hier wird niemand
mehr beerdigt werden, ehe die Erde neuerlich geweiht und dieses
Problem aus der Welt geschafft ist!« Mit funkelnden Augen sah
er seine kleine Gemeinde an. »Ich werde zu den Höchsten
des Landes gehen, und wenn es der junge König selbst ist oder
der Erzbischof von
Canterbury.        
    Man wird Wachen
aufstellen und - Gott verzeihe mir! - ich werde diese Schurken
hängen sehen!«
    Seine Gemeinde ging
still hinaus, und Athelstan bekam, als er sich allmählich
beruhigte, leise Gewissensbisse, als er auf Tosspots
verwüstetes Grab schaute.
    »Dein
Temperament, Priester«, brummte er bei sich, »ist so
wenig gezähmt wie vor zwanzig Jahren, und deine Zunge ist so
scharf wie eh und je.«
    Er atmete tief. Ja, er
war zu hart gewesen, dachte er, war viel zu schroff mit Benedicta
und den anderen umgegangen, aber vor allem mit der Witwe. Sie war
nach der Messe noch einen Augenblick geblieben - nicht, um zu
plaudern, sondern nur, um ihm zu sagen, daß der
Oberbüttel des Bezirks, Master Bladdersniff, sie auf dem Weg
zur Kirche angesprochen habe. Er wünsche Athelstan in einer
dringenden Angelegenheit zu sehen.
    »Ah ja«,
knurrte Athelstan, »Master Bladdersniff will, wie
gewöhnlich, die Stalltür verriegeln, wenn das Pferd
fortgelaufen ist!« Er fühlte, wie die Wut von neuem in
ihm aufwallte. Wäre St. Erconwald eine der reichen
Stadtkirchen gewesen, dann hätte man sofort Wachen
aufgestellt, und nichts dergleichen wäre geschehen. Nicht
einmal Cranston, dieser Fettarsch von Coroner, hatte ihm geholfen,
weil er wie eine jammernde Magd in seine eigenen Sorgen vertieft
war.
    Athelstan schaute sich
auf dem Friedhof um; es war so kalt, so trostlos. Pater Peter fiel
ihm ein, und er beneidete den Pfarrer von Woodforde um seine stille
Häuslichkeit. »Verdammter Cranston!« murrte
Athelstan. »Diese verfluchten Morde! Der verflixte Tower! Die
verfluchten Herzen der Menschen und ihr böses Treiben! Ich bin
ein Priester!« zischte er bei sich. »Nicht irgendein
Gehilfe des Sheriffs!«
    »Pfarrer
Athelstan?«
    Der Ordensbruder
drehte sich um und funkelte den jungen Boten an, der in Mantel und
Kapuze hinter ihm stand.
    »Ja, Mann, was
gibt’s?«
    »Ich komme aus
dem Tower. Sir John Cranston schickt mich. Er erwartet Euch in der
Taverne Zum Heiligen Lamm an der Cheapside.«
    »Sag dem
Coroner«, versetzte Athelstan, »daß ich komme,
wenn ich komme, und ich rate ihm, nüchtern zu
sein!«
    Der junge Mann sah ihn
überrascht und gekränkt an. Athelstan zog eine Grimasse
und spreizte die Hände.
    »Mein Gott,
Mann, es tut mir leid. Paß auf, du sagst Sir John, ich komme,
sobald ich kann.«
    Er trat einen Schritt
näher und sah das bleiche, verkniffene Gesicht und die
tropfende Nase. »Du frierst ja. Geh hinüber in mein
Haus; da steht ein Krug Wein auf dem Tisch. Nimm dir einen Becher
voll - du findest einen auf dem Bord über dem Kamin. Trink
etwas von dem gewürzten Wein, damit du was Warmes in den Bauch
kriegst, bevor du zurückläufst.«
    Der Bote lief davon
wie ein Windhund.
    »Ach,
übrigens«, rief Athelstan ihm nach, »ich habe
gemeint, was ich gesagt habe: Sir John soll nicht so viel
trinken.« Langsam ging Athelstan zurück zu seiner
Kirche, stieg die Treppe hinauf und betrat den Vorraum.
    »Pater?«
    Athelstan schrak
zusammen, als Master Luke Bladdersniff, der Oberbüttel des
Bezirks, aus dem Schatten hervortrat; sein hageres, gelbliches
Gesicht und das dünne Blondhaar verschwanden fast unter einer
zerdrückten Bibermütze.
    »Guten Morgen,
Büttel.«
    Athelstan betrachtete
den Bezirksdiener; seine eng zusammenstehenden Augen waren dunkel
umrändert und

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