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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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antworten. Aber Vincent streckte einfach die Hand aus, und sie legte ihre hinein. Er schlang den Arm um ihre Taille, und sie paßte sich seinen Schritten an. Bald hatte sie das Gefühl, über den unebenen Boden zu schweben. Sie fragte sich erstaunt, wo er wohl das Tanzen gelernt hatte.
    Sie sprachen, nicht, während sie sich bewegten, und sie lachten auch nicht. Als die Musik verklang, lächelte Constance verlegen, blickte zu Florence und Hannah hinüber und rief ihnen zu: »Ich hatte gedacht, ich hätte es ganz vergessen. Seit Jahren habe ich keinen Walzer mehr getanzt.« Sie verlor beinahe das Gleichgewicht, aber Vincent hielt sie fest. Er brachte sie zu dem Stuhl neben dem Herd, und sie sagte, immer noch an Florence gewandt: »Da haben wir’s! Ich bin aus der Übung.«
    »Nein, nein«, erwiderte Florence freundlich. »Ein guter Tänzer ist niemals aus der Übung. Sobald die Musik spielt, erinnert er sich an alles. Sie haben die Grippe noch nicht richtig auskuriert.«
    Alle schwiegen für einen kurzen Moment, bis Kathy rief: »Komm, Hannah! Es ist Zeit für ein Lied.«
    »O nein! Nicht jetzt, Kind. Ich bin gar nicht in Form. Meine Stimme quietscht wie eine verrostete Türangel.«
    »Gab es schon jemals einen Neujahrsmorgen, an dem du nicht gesungen hast?« mischte sich Sean ein. »Komm schon, leg los!«
    Also stand Hannah auf, gab einige »Sch« s von sich, und mit tiefer, herzergreifender Stimme begann sie zu singen:
     
    »Lieb mich ein bißchen, das Ende ist weit,
    Lieb mich ein bißchen, ich versüß dir die Zeit, Geh nicht weg, laß mich nicht im Stich
    Das Leben ist wie der Tod ohne dich.
     
    Einst saßen wir schweigend, war’n wortlos uns hold,
    Gingen durch die Straßen, sah’n überall Gold. Jetzt aber ist die Stille ein Schwert,
    Und das Gold ist die Sorge und Arbeit, nichts wert.
     
    Einst waren wir jung, und das Leben war gut, Aber die Jahre kamen, erstarrte die Glut.
    Deine Liebe verflog in der lang langen Nacht Und ich umarme mich selbst, weil ich wacht’.
     
    Lieb mich ein bißchen, das Ende ist weit,
    Lieb mich ein bißchen, ich versüß dir die Zeit. Geh nicht weg, laß mich nicht im Stich,
    Das Leben ist wie der Tod ohne dich.«
     
    Das Lied kam aus Hannahs Herzen, es beschrieb ihr Leben. Es war schön und bewegend und auch so wahr. Aber es war für diese Gelegenheit nicht unbedingt passend gewesen. Es hatte in jedem der fünf Erwachsenen eine Saite angeschlagen, die sie schweigen machte, und als sich Hannah unter Applaus wieder setzte und sagte: »Warum mußte ich nur ein so trauriges Lied singen?«, tauschten Vincent und Kathy einen Blick, der Kathy aufspringen und bitten ließ: »Kannst du einen Samba spielen, Vin?«
    »Wie geht denn das?«
    Kathy sang eine Melodie und machte dazu einige Schritte. »Das macht großen Spaß. Hab ich neulich erst gelernt.« Sie wandte sich an Peter: »Komm! Das kann jeder.«
    Peter legte die Hände auf Kathys Hüften und machte ihre Schritte nach. Die Kinder lachten, und Biddy forderte ihre Schwester auf: »Zeig’s mir auch!« Und sie legte ihre Hände auf Peters Hüften, wandte den Kopf und rief Kathy zu: »Nächste Woche ist bei Blacks Scheunentanz!«
    »Wann?« Kathy sang unverdrossen weiter, um Vincent zu unterstützen.
    »Donnerstag.«
    »Oh, prima! Ich glaube, das ist mein freier Abend.«
    Dann wandte sich Kathy an Peter und lachte ihn an. »Wenn das stimmt, werde ich dich mitnehmen. Ich wette, daß du noch nie bei einem Scheunentanz gewesen bist.«
    »Nein, noch nie.« Er lachte ebenfalls, sah ihr tief in die Augen und war für alles andere verloren.
    »Das ist großartig: ein Scheunentanz!« Dann rief Kathy Vincent zu: »Das ist es! Du hast es geschafft! Kommt alle! Stellt euch hinter mich. Seht her, mehr ist es nicht.« Sie machte zwei Schritte zur Seite, bewegte die Hüften und dasselbe noch einmal zur anderen Seite hin. »Das ist alles. Kommt jetzt! Los, Hannah. Du auch, Mutter. Und Sie, Mrs. Stapleton. Dad, du gehst ans Ende der Schlange. Mrs. Stapleton, machen Sie nicht mit?«
    Constance schüttelte lachend den Kopf und antwortete: »Mehr schaffe ich heute Abend einfach nicht, Kathy. Machen Sie weiter, ich klatsche dazu.«
    Also klatschte Constance in die Hände, und Vincent spielte Mundorgel. Als Kathy die Schlange aus der Küche führen wollte, sprang Vincent auf, lief nach vorn und führte sie durch den Salon, den Flur in das angrenzende Cottage, die Kinderzimmer, in das Cottage, das dahinter lag – ›Florences Zimmer‹, das Hannahs

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