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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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war, aber er warf einen kurzen, mißtrauischen Blick auf seinen Sohn. Dann bezog er bei den Mädchen Stellung und schleuderte Schneebälle in Richtung der Jungen. So ging es weiter, bis Biddy ihm abermals Schnee ins Gesicht warf. Diesmal versuchte er nicht, sie zu packen, sondern warf einen weichen Ball nach ihr. Der nächste traf Kathy ins Gesicht, und sie lachte und spuckte. Dann bewarf auch sie Jim mit Schnee. Der packte sie und schlang seine Arme fest um ihre Taille. Er drückte sie an sich, und Kathys Lachen erstarb. Sie versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien, aber Jim hörte nicht auf, ihr mit weit geöffnetem Mund und dunklen Augen Schnee ins Gesicht zu reiben.
    Die Faust traf ihn am Wangenknochen, und Tränen schossen ihm in die Augen. Sein Sohn schrie ihn völlig außer sich an: »Laß sie in Ruhe! Laß sie bloß in Ruhe! Wage es nicht, sie anzurühren! Nimm deine dreckigen Hände von ihr! Hörst du? Laß sie ihn Ruhe!«
    Jim ließ die Arme hängen und starrte in Peters wutverzerrtes Gesicht. Die Schreie waren noch nicht verstummt. »Du! Wag es ja nicht, sie anzurühren!«
    Jim nahm aus den Augenwinkeln die Gesichter der Kinder wahr. Sie hatten einen Halbkreis gebildet und stierten ihn an. Nur die Tatsache, daß sie wie auf ein geheimes Kommando hin alle den Hügel hinunterrannten, als ob sie jemandem von dem Vorfall berichten wollten, hielt ihn davon ab, die Hände auszustrecken und Peters dünnen Hals zu packen. Er warf stattdessen seinen Mantel über die Schultern, bleckte die Zähne und stürzte auf das Haus zu. Die Tür öffnete sich, sobald er sich mit seinem ganzen Körper dagegen warf.
    Constance wartete schon auf ihn. Sie hatte die Hände in die Taille gestemmt, und als er vor ihr stehenblieb, stieß er wutschnaubend hervor: »Jetzt ist es aus! Dieses … dieses kleine Schwein …« Er wurde von Peter unterbrochen, der nun ebenfalls in den Raum stürzte. Sein Gesicht war so weiß wie der Schnee, mit dem er gespielt hatte, er schien viel größer geworden zu sein. Er zögerte eine Sekunde und bewegte sich dann langsam auf seinen Vater zu. Als er auf Armeslänge herangekommen war, blieb er stehen und sagte: »Wenn ich sehe, daß du sie noch einmal anfaßt, werd ich … werd ich …«
    »Du!« Jims Adamsapfel bewegte sich heftig, und in seinen Mundwinkeln stand Schaum. »Du … du verdammter kleiner Grünschnabel, du! Was, zur Hölle, glaubst du eigentlich, wer du bist? Was glaubst du, dir hier herausnehmen zu können?«
    »Ich sage dir« – Peters Stimme zitterte genauso wie seine Hände – »Ich schwöre dir vor Gott, wenn du sie noch einmal anrührst, und sei es nur mit dem kleinen Finger, werde ich dich umbringen. Glaub mir!«
    »Ich wette, wenn ich da raus gehe und sie flach lege, hat sie ihre Unterhose in weniger als …«
    Noch während Peter mit der Faust ausholte, gab sein Vater ihm eine Ohrfeige, die ihn gegen den Tisch schleuderte. Er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, und seine Hand berührte dabei ein Obstmesser, das neben einigen Äpfeln lag. Er verbarg es in seiner Hand und zischte: »Du bist verkommen, ekelhaft, widerwärtig! So warst du schon immer. Warum sie all die Jahre bei dir geblieben ist, habe ich nie verstanden. Aber damit ist es jetzt vorbei. Ich werde ihr nämlich von dem Haus in der Quilter Street erzählen … von Nummer achtzehn. Und von den Spaziergängen, die du jeden Nachmittag um deiner Gesundheit willen unternimmst … um deiner Gesundheit willen« – er richtete sich jetzt auf – »mit einem Mädchen, das deine Enkelin sein könnte, du dreckiger …«
    Als sein Vater sich auf ihn stürzte, hob Peter die Hand, und die Spitze des Messers verfehlte nur knapp seinen Hals. Er traf aber die Schulter, und der Mantel bekam einen Riß.
    Constance schrie auf und versuchte, Peter am Arm festzuhalten, der erneut zustechen wollte. Dann erstarb ihre Stimme, und sie sah, wie Jim zurückstolperte und sich mit leichenblassem Gesicht an die Schulter griff. Er zog den Mantel aus, dann die Strickjacke, und enthüllte einen Blutfleck, der sich auf seinem Hemd ausbreitete. Er starrte darauf und zog langsam das Hemd aus.
    Die Spitze des Messers hatte die Haut des fleischigen Oberarms kaum verletzt. Doch selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte Constance sich außerstande gesehen, ihm zu Hilfe zu eilen. Sie stand da und hielt immer noch Peter fest, dessen ganzer Körper vor Wut erzitterte.
    Jim ließ sich auf einen Stuhl fallen, sah Constance an und brüllte: »Komm und tu

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