Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
Wartesaal am Bahnhof übernachten können. Ja, jetzt bist du überrascht, liebe Mama. Wenn man schwanger ist, hat man nicht viele Möglichkeiten, einen Job zu finden. Oh, ich weiß, ich hätte in die Herberge für gottlose, unverheiratete Mütter gehen können, aber weißt du was? Irgendwie hat mir das nicht gefallen. Jedenfalls war’s Onkel Jim, der mich, als er aus dem Nachtzug stieg, verschlafen aus dem Wartesaal kommen sah, und er hat mich hierher gebracht. Der böse, böse Mann hatte Mitleid mit mir und gab mir Unterkunft und Nahrung.«
    »Wahrscheinlich ist er dafür ja auch entschädigt worden.«
    »Das würdest du gern glauben, nicht wahr, Mam?« sagte Ada leise. »Du würdest dich besser fühlen. Aber er wollte nichts dafür. Er hat doch Phil, und die gibt ihm alles, was er braucht. Aber selbst wenn er es gewollt hätte, wäre es für mich auch kein Problem gewesen. Ich kann’s ja immer noch tun.« Sie wandte sich an Constance: »Hast du gehört, Tante Connie? Ich kann’s immer noch tun, dich und deine Polizei soll der Teufel holen.«
    Constance fühlte sich, als hätte das Blut aufgehört, durch ihren Körper zu fließen, seit sie dieses Haus betreten hatte.
    Millies Stimme drang von weit entfernt zu ihr. »Was hast du mit dem Kind vor, wenn es auf der Welt ist?«
    »Was ich mit ihm vorhabe? Ich werd mir den Bastard noch nicht einmal ansehen. Es wird denselben Weg wie alle anderen Kinder der Sünde nehmen, so nennt ihr sie doch, nicht wahr? Es wird adoptiert. Und dann viel Glück.«
    »Wo wirst du es bekommen?«
    »Was geht dich das an?«
    »Wo wirst du bekommen?« Millies Stimme dröhnte. »Sag es mir, oder ich schick dir das Jugendamt auf den Hals, bevor du überhaupt bis drei zählen kannst. Minderjährige Mädchen, die in einem Bordell leben … Du hast die Wahl.«
    Ada biß sich auf die Lippen, aber sie antwortete: »Im Royal. Aber komm mich bloß nicht besuchen, oder ich spuck dir ins Gesicht.«
    Das war zuviel. Millie wandte sich rasch ab, weil ihr die Tränen über das Gesicht liefen, tastete nach der Klinke, und Constance öffnete ihr schließlich die Tür. Kurz darauf saßen sie wieder im Auto.
    Constance umklammerte das Lenkrad mit zitternden Händen. Sie wußte, daß sie in diesem Zustand eigentlich nicht fahren sollte, aber sie setzte vorsichtig zurück und fuhr langsam auf die Hauptstraße bis zum Park. Dort hielt sie an, umarmte Millie und sagte: »Ich wußte es nicht, Millie, ich hatte keine Ahnung. Um nichts auf der Welt hätte ich dich gebeten, mitzukommen, wenn …«
    »Oh … oh, das weiß ich doch, Connie«, antwortete Millie mit erstickter Stimme. Dann schneuzte sie sich kräftig und fügte hinzu: »Ich werd’s nehmen, das Kind. Das würde er auch wollen. Und was sie betrifft: Sie wird auf der Straße enden. Aber woher hat sie das? Von mir nicht, das weiß ich. Und auch nicht von Harry.« Sie lehnte sich zurück und sah Constance voller Mitleid an. »Und du? Es tut mir so Leid für dich, Mädchen. Was wirst du tun?«
    »Mich scheiden lassen, Millie.«
    »Ja, das hättest du schon vor Jahren tun sollen. Harry sagt, das hättest du schon vor vielen Jahren tun sollen.«
    »Harry? Aber Harry weiß doch gar nichts davon … ich meine von Jim und …«
    »O doch, er weiß es. Er wußte schon lange vor dir davon, Connie. Jetzt kann ich’s dir ja sagen. Harry sagt, daß Jim, als er gerade zwanzig war, von einem Mann beschuldigt wurde, weil er dessen Tochter nicht in Ruhe ließ. Sie ging noch zur Schule. Beinahe wäre er angezeigt worden. Harry hatte geglaubt, daß sich das legen würde, wenn Jim erst verheiratet wäre. Aber das war offensichtlich falsch, nicht wahr? Und er hat Ada mit hineingezogen und nie etwas verraten, noch nicht einmal dir.«
    »Das konnte er ja auch nicht, Millie.«
    »Nein, natürlich nicht … Da ist noch etwas. Du hast gesagt, daß Ada Peter lächerlich macht?«
    »Ja, sie hat ihm in einem Café eine Szene gemacht. Er war mit einem Mädchen dort. Sie … sie hat dem Mädchen gesagt, daß er der Vater ihres Kindes ist.«
    »O mein Gott! Oh, ich wünschte sie wäre tot.«
    Eine Weile lang saßen sie schweigend nebeneinander, dann fragte Millie: »Möchtest du mitkommen? Ich könnte uns etwas zu essen machen.«
    »Nein, danke, Millie, ich habe noch so viel zu erledigen. Ich kann sowieso nichts essen.« Sie nahm Millies Hand. »Trotzdem vielen Dank.«
    »Wohin fährst du jetzt?«
    »Zu meinem Anwalt.«
    Constance brachte Millie nach Hause. Millie sagte zum Abschied:

Weitere Kostenlose Bücher