Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
es war kein hiesiges. Zwei Buchstaben. Ein M oder ein W war mit dabei. Mehr kann ich beim besten Willen nicht sagen.«
    »Hast du gesehen, ob eine oder zwei Personen im Wagen saßen?«, fragte Dietmar.
    »Nein, wir waren ja ein paar Wagen dahinter«, erklärte Huneke eindringlich. »Aber ich weiß, dass der Unfall nie passiert wäre, wenn der Golf Klein nicht zum Bremsen und Ausweichen genötigt hätte.«
    Trevisan nickte dem Fahndungsleiter unauffällig zu und sagte: »Kollege Huneke, ich danke dir. Das sollte erst einmal genügen. Vielleicht findest du ein klein wenig Ruhe.«
    Der Fahndungsleiter legte seinem Kollegen die Hand auf die Schulter. Gemeinsam verließen sie den Konferenzraum.
    »Dietmar, gib eine Fahndung nach einem blauen Golf vier mit auswärtigem Kennzeichen heraus. Und du, Alex, setz dich bitte mit der Pressestelle in Verbindung. Ich will nicht, dass ein Zusammenhang zwischen dem Unfall und dem Mord hergestellt werden kann.«
    Stille kehrte ein, nachdem die Kollegen das Zimmer verlassen hatten. Trevisan schlug die Hände vor das Gesicht und lehnte sich im Stuhl zurück.
    »Welche Schweinerei läuft hier?«, murmelte er, doch der leere Raum blieb ihm die Antwort schuldig.
    *
    Sie war immer noch vollkommen außer Atem. Woher war bloß dieser grüne Audi gekommen? War das ein Zivilwagen der Polizei gewesen? Waren sie ihr längst auf den Fersen?
    Aber woher sollten sie von ihr wissen? Sie hatte peinlich darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Jedes Mal, bevor sie zuschlug, hatte sie sich versichert, dass niemand in der Nähe war, dass niemand etwas beobachten konnte und selbst wenn, dass niemand eine geeignete Beschreibung von ihr abgeben konnte.
    Sie parkte auf einem kleinen Waldparkplatz unweit von Osnabrück. Nach dem nächtlichen Vorfall war ihr wichtig gewesen, eine große Distanz zwischen sich und ihr Opfer zu bringen. Vielleicht waren das Missachten der Ampel und ihr Überholmanöver ein großer Fehler gewesen. Eine Überwachungsanlage hatte sie an der Kreuzung nicht gesehen, trotzdem könnte es Zeugen geben, schließlich hatten sicher noch andere Wagen vor der Kreuzung gewartet.
    Abbrechen, sagte sie sich, abbrechen; wenn etwas nicht planmäßig verläuft, dann musst du die Aktion abbrechen. Geduld ist der Schlüssel. Geduld und Vorsicht. Aber nun war es passiert, daran ließ sich nichts mehr ändern.
    Sie griff in das Handschuhfach und holte ihr Notizbuch heraus. Dabei fiel ein Plastiktütchen herunter und landete im Fußraum der Beifahrerseite. Sie hob es wieder auf und betrachtete nachdenklich den kleinen Knopf.
    Jetzt würde sie erst einmal den Wagen in einer Tiefgarage abstellen und ein Hotelzimmer in der Stadt mieten. Sie brauchte Ruhe. Vielleicht würde sie am Mittag einen Wagen leihen und den Golf einfach zurücklassen, bis alles erledigt war. Das Kennzeichen hatten die Zeugen bestimmt nicht erkannt – und wenn, dann war daran nichts zu ändern. Sie war sich im Klaren darüber, dass – egal wie die Sache auch ausging – jemand ihr irgendwann die Rechnung präsentieren würde. Doch zuvor hatte sie noch etwas zu tun. Ein Knopf war noch übrig. Sie durfte sich nicht allzu viel Zeit lassen.

 
     
37
    Trevisan stand vor der Haustür und schaute sich nachdenklich um. Zwei Polizeibusse und mehrere Zivilfahrzeuge säumten den Hof des Anwesens nahe des Accumer Sees. Nachdem Schneider von der Soko Feuerteufel vom Tod des Gesuchten informiert worden war, hatte er keine Sekunde gezögert, einen Durchsuchungsbeschluss für das Gehöft an der Straße nach Schortens zu erwirken. Gegen acht Uhr war er mit zahlreichen Beamten angerückt und hatte die Mutter von Bernd Grevesand aus dem Tiefschlaf gerissen.
    Als die alte Frau ihnen nach längerem und vergeblichem Klingeln und Klopfen endlich öffnete, hatte er ihr ganz beiläufig vom Tod ihres Sohnes erzählt und sein Durchsuchungskommando ausschwärmen lassen.
    Trevisan hatte sich erst einmal vom Tatort des Mordes direkt nach Hause fahren lassen und war gegen zehn Uhr – nach wieder einmal viel zu kurzem Schlaf – auf der Dienststelle eingetroffen. Als er von Schneiders Durchsuchungsaktion erfahren hatte, war er direkt zu Beck gegangen und hatte sich beschwert. Beck hatte in seiner altbewährten Art, es jedem recht machen zu wollen und Konflikte zu zerreden, an Trevisans Verständnis appelliert, dass auch Schneider endlich seinen Fall abschließen wolle. Die Durchsuchung sei notwendig, um weiteres belastendes Material zu finden und

Weitere Kostenlose Bücher