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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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belegten Broten hin.
    Â»Oh, irgendwohin, danke.«
    Ruby legte den Mantel aufs Bett. Ein Messingknopf fehlte, und auf der Brust hatte der Soldatenmantel einen Riss – nein, ein ausgefranstes Loch. Und rund um das Loch war der Stoff dunkel befleckt.
    Erst dann las Ruby den im Innenkragen eingenähten Namen.
    Â»N. J. Chance«.

    Nach anderthalb Jahren Dienst auf einer Korvette kannte Theo Finborough den Alltag auf dem Atlantik so gut wie die Regeln des Kricket- oder Schachspiels. Die sieben Tage andauernden Einsätze, bei denen sie gemeinsam mit anderen Korvetten Konvois von sechzig oder mehr Handelsschiffen vor deutschen U -Booten und Flugzeugen sicherten; und dann – ein Triumph der Navigation auf dem endlos weiten, leeren Ozean – mitten im Atlantik das Zusammentreffen mit Schiffen der kanadischen oder der amerikanischen Marine, die den Konvoi übernahmen und ihn in die Neue Welt geleiteten, wo die Handelsschiffe mit Öl, Kohle, Ausrüstung und Nahrung beladen wurden. Darauf folgten weitere sieben Tage, in denen sie einen schwer beladenen Konvoi – die Geschwindigkeit stets bestimmt vom langsamsten Schiff – durch die gefährlichen westlichen Gewässer zurück nach England begleiteten. Und danach gab es, abhängig vom Zeitplan, eine Nacht oder auch nur einige Stunden Urlaub in einem Hafen, wo die Korvetten betankt wurden, ehe sie erneut ausliefen, um den nächsten Handelskonvoi zu begleiten oder abzuholen.
    Zur Routine wurde es nie. Immer wieder wurden Korvetten beschädigt oder erlitten einen Maschinenschaden und mussten abgeschleppt werden. Oder eines der kleineren Handelsschiffe zuckelte hinterher und verlor den Anschluss an den Konvoi, sodass sie es wie ein verirrtes Schaf einkreisen und zur Herde zurücktreiben mussten. Das Wetter war immer anders. Sie hatten schon alles erlebt auf dem Atlantik: Nebel, Hagelschauer, Schneestürme und tosenden Wellengang, bei dem die Korvetten wie Korken auf Badewasser tanzten. Schlechtes Wetter, das hieß Nächte ohne Schlaf, weil jedes Schlingern und Rollen des Schiffes einen aus der Koje warf. Das Essen sprang einem vom Teller und das Getränk aus dem Becher, sodass alles auf dem Boden landete – wo immer der Boden gerade sein mochte. Und in den Kajüten rutschte alles herum, Möbel und Kleider, ja sogar die Funkgeräte fielen aus ihren Halterungen. Man selbst war durchnässt von den hohen Wellen, die bis auf die Brücke schlugen – Hose, Hemd, Pullover, Stiefel, Handschuhe, Mantel, Socken, alles patschnass und keine Aussicht darauf, wieder zu trocknen, ehe man einige Tage später in einen Hafen einlief. Das Brausen der Atlantikstürme war ohrenbetäubend – selbst im Schlaf dröhnte es Theo noch im Kopf.
    Und dann die U -Boote. Die ersten Anzeichen waren oft die darüber kreisenden Aufklärungsflugzeuge. Tags darauf erschienen Bomber, die auf einen Glückstreffer auf einen der Nachzügler des Konvois hofften. Dann der Angriff. Schiffe sanken, die Korvette blieb die ganze Nacht gefechtsklar, feuerte Wasserbomben auf U -Boote und sammelte Überlebende ein. Wurde ein Öltanker getroffen, brannte er wie ein Signalfeuer, und sie suchten den hell erleuchteten Atlantik ab, wohlwissend, dass sie im Schein der Flammen ein noch leichteres Ziel für die U -Boote abgaben. Sie holten Überlebende von Rettungsinseln und Ruderbooten oder zogen sie direkt aus dem Wasser, halb erfroren, mit Brandwunden, ölverschmiert, und hievten sie so vorsichtig wie möglich an Bord der Korvette. Doch wenn die Männer Öl geschluckt oder zu starke Verbrennungen erlitten hatten, starben sie, noch ehe die Schiffe den Hafen erreichten.
    Einen Vorteil hatte das schlechte Wetter: Es bescherte ihnen häufig ein, zwei Tage Aufschub vor dem nächsten Angriff. Aber schließlich riss die Bewölkung doch auf, und die schwarzen Nasen der Aufklärungsflugzeuge tauchten hinter ihnen auf, und es begann alles wieder von Neuem: nächtliche Explosionen, brennende Schiffe, auf dem Wasser schwimmende Trümmer, das lange Kreuzen auf See, damit sie keinen einzigen Überlebenden übersahen. Denn alle fürchteten sie, dass ihnen eine Rettungsinsel oder ein Ruderboot entging. Sie alle hatten bereits erlebt, wie beklemmend es war, auf ein Rettungsboot voll Toter zu treffen, die noch ihre Rettungswesten trugen. Man brauchte nicht viel Phantasie, um sich das Grauen auszumalen,

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