Das Haus in den Wolken
du mich verlieren?«
»Du könntest einer Schöneren begegnen, einer Klügeren.« Ihre Stimme klang gequält. »Einer Frau deines Standes.«
»Es gibt keine Schönere, keine Klügere. Daher frage ich dich noch einmal: Warum quälst du dich so wegen etwas, das niemals geschehen wird?«
Sie sah weg. »Weil ich dich liebe«, murmelte sie.
»So wie du es sagst, klingt es wie eine Katastrophe.«
»Vielleicht ist es das auch.«
Mit den Fingerspitzen strich er ihr über die Wange. »Mein Liebstes, wie könnte es etwas anderes sein als ein Wunder, dass wir einander gefunden haben und einander lieben?«
»Ich glaubte, wir seien zu verschieden.«
»Verschieden?« Richard lachte. »Vermutlich sind wir das. Aber da ich nun einmal dein Ehemann bin, ist es da nicht ebenso gut, dass wir einander lieben?«
Dann ging er an den Kleiderschrank. Isabel sah, wie er die Roben darin zur Seite schob: blaue, grüne, mokkabraune. All die Farben machten sie ganz benommen.
»Welches willst du tragen?«
» Richard. Ich habe es dir doch gesagt. Ich kann nicht .«
Er zog ein schwarzes Samtkleid hervor. »Das hier solltest du anziehen.«
Er nahm sie bei der Hand und zog sie vom Bett. Steif wie eine Schaufensterpuppe stand sie da, während er ihr das Kleid über den Kopf streifte, die Haken und Ãsen schloss und die üppigen Stoffbahnen so drapierte, wie es sich gehörte.
Richard drehte sie herum, damit sie sich im Spiegel sah. »Du bist meine Ehefrau«, sagte er. » Das bist du. Das ist alles, worauf es ankommt. Du bist meine Ehefrau. «
Isabel starrte ihr Spiegelbild an. Schwarzes Kleid, schwarzes Haar, weiÃe Haut, ihre roten Lippen als einzige Farbe und ihre hellen grünblauen Augen, die sie schloss, als er ihren Hals mit zärtlichen Küssen zu bedecken begann. Er umschlang ihre Taille und legte seine Hände ï¬ach auf ihren Bauch, ehe er sie hinabgleiten lieà in die Mulde ihres SchoÃes und auf ihre Schenkel.
»Mein Liebstes, wunderschöne Isabel«, ï¬Ã¼sterte er â und dann machte er sich erneut an den Haken und Ãsen zu schaffen, das Kleid ï¬el in schwarzen Kaskaden zu Boden, und er nahm sie auf die Arme und trug sie zum Bett. Seide und Spitzen raschelten, als er ihre Unterröcke wegschob und sie nahm.
Nach einem hochï¬iegenden, berauschenden Augenblick war alles vorüber, und sie lagen eng umschlungen und atemlos auf dem Bett. Wenn das die Liebe war, schoss es ihr durch den Kopf, dann war die Liebe etwas sehr Seltsames, eine heftige Erregung, die ihr manchmal beinahe aggressiv erschien.
Danach kleidete er sie noch einmal an, rollte zärtlich die Seidenstrümpfe ihre Beine hinauf und fuhr mit seinen Lippen über ihre Schultern, während er ihr das Korsett schnürte.
Als er die Haken und Ãsen des schwarzen Samtkleides schloss, fasste sie Mut und sagte: »Richard, ich glaube, ich erwarte ein Kind.«
Seine Hände hielten inne. »Wann?«
»Im Dezember, wahrscheinlich. Ein paar Wochen vor Weihnachten.«
»Ein Sohn, der das Geschäft weiterführen wird.« Seine Stimme war voller Verwunderung.
»Oder eine Tochter«, murmelte sie.
»Zuerst einen Sohn«, sagte er entschlossen und gab ihr einen Kuss.
Als er ihr eine Perlenkette umlegte, erzählte er: »Ich war einmal bei einem Dinner, bei dem einer sehr vornehmen alten Dame ihr falsches Haarteil in die Suppe ï¬el. Sie ï¬schte es heraus und trocknete es mit ihrer Serviette ab, ohne auch nur ein einziges Mal ihre Jagdgeschichte zu unterbrechen. Du musst nur Nerven haben. Du kommst mit allem durch, wenn du Nerven hast.«
Philip wurde Anfang Dezember geboren, ein gesunder Junge von acht Pfund, mit glänzenden roten Haaren und kräftiger Stimme. Seit der Geburt ihres Sohnes schien es Isabel, als läge die Vergangenheit nun für immer hinter ihr. Sie stellte ein Kindermädchen für Philip ein, das ihr helfen sollte, ein liebenswürdiges Mädchen aus Cornwall namens Millie.
Zwei Monate nach der Geburt zogen sie in ein Haus in Hampstead, nicht weit entfernt vom Park, das groà und geräumig war und einen ummauerten Garten hatte. Am Ende des Gartens standen einige Obstbäume, wo der Verkehrslärm von der StraÃe her fast gar nicht zu hören war. Isabel freute sich schon darauf, dort im Sommer zu sitzen und mit Philip zu spielen.
Sie stellte fünf Dienstboten
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