Das Haus in den Wolken
Schwung zu ihm umgedreht hatte wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut zieht.
Richard verabschiedete sich von seiner Sekretärin und ging. Auf der Fahrt von Hounslow nach Hause begann er zu planen, wie er Provost, wenn die Ãbernahme erst beschlossene Sache war, ankurbeln und wieder auf Trab bringen würde. Die Unternehmen Provost und Finborough würden einander bereichern und zusammenwachsen. Finboroughs gut ausgebautes Verteilernetz würde einen Teil der Probleme lösen, die Provost schon lange plagten, und Provosts langjährige Erfahrung im Bau von Maschinenteilen würde Finborough neue Märkte öffnen.
In London nahm Richard die Holland Park Avenue, anstatt in nördlicher Richtung nach Hampstead zu fahren. Er lieà den Wagen in einer SeitenstraÃe der Park Lane stehen und sah auf seine Uhr: sechs. An den Bushaltestellen warteten Schlangen von Büroangestellten und Sekretärinnen, die nach Hause wollten; an einer StraÃenecke rief ein Zeitungsverkäufer die Schlagzeilen aus. Ein Gefühl prickelnder Erwartung begleitete Richard auf dem Weg zum Piccadilly. Er wusste, dass er mit diesem Besuch bei Elaine Davenport eine Grenze überschritt. Er dachte an Isabel, hatte plötzlich ihr Bild vor sich, wie sie im Garten von Porthglas stand, und blieb mitten auf dem Trottoir stehen, sodass sich der Strom der Passanten vor dem Hindernis teilen musste.
Er liebte Isabel, mit der er seit mehr als fünfundzwanzig Jahren verheiratet war. Er liebte sie seit dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und hatte keinen Tag aufgehört, sie zu lieben. Was also sollte dieser Besuch bei einer anderen Frau? Warum seine Ehe aufs Spiel setzen, warum gefährden, was ihm am teuersten war?
Als er den Kopf hob, bemerkte er hinter dem Schaufenster Bewegung und den Schimmer heller Haare. Seine Ehe auf Spiel setzen?, dachte er. Was für ein Quatsch. Lächerlich, so zu übertreiben. Ein Lächeln, ein Gespräch mit einer attraktiven Frau â was war schon dabei?
An der Glastür hing das Schild mit der Aufschrift »Geschlossen«. Drinnen konnte er Elaine Davenports Verkäuferin erkennen, ein dickliches Mädchen mit mausbraunem Haar, das gerade die Kasse schloss. Richard klopfte. Das Mädchen öffnete, und er fragte nach Mrs. Davenport.
Der Vorhang zum Hinterzimmer bewegte sich, und Elaine erschien. »Ich bediene den Herrn, Muriel«, sagte sie. »Du kannst jetzt nach Hause gehen. Guten Abend, Mr. Finborough.«
Muriel nahm Hut und Mantel und ging.
Elaine Davenport lächelte. »Möchten Sie noch einen Hut kaufen, Mr. Finborough?« Ihr Lächeln war ein klein wenig spöttisch.
»Nein, diesmal nicht«, antwortete Richard. »Ich kam gerade vorbei und wollte fragen, ob ich Sie zu einem Drink einladen darf?«
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, mittwochs mache ich immer die Bücher. Früher habe ich sie mit nach Hause genommen, aber ich habe festgestellt, dass ich mich hier besser konzentrieren kann. Da kann mich nichts verleiten, die Hausarbeit zu erledigen oder Radio zu hören.«
Ihre Ablehnung stachelte ihn an. »Kann Ihnen da nicht Ihr Buchhalter helfen?«, fragte er. »Das ist doch ein langweiliges Geschäft für Frauen.«
»Ich habe keinen Buchhalter. Schon seit einiger Zeit nicht mehr. Rechnen macht mir SpaÃ, Mr. Finborough. Immer schon.«
»Tatsächlich? Ich kenne viele Frauen, die es mühselig ï¬nden.«
»Zu viele Geschäftsunternehmen scheitern, weil die Bücher nicht ordentlich geführt werden. Ich werde nicht scheitern.«
»Ich kann Sie also nicht locken?«
»Nein, tut mir leid.«
»Und wie wärâs mit morgen?« Er konnte plötzlich nicht nachgeben. Sie musste die Einladung annehmen.
Sie runzelte die Stirn. »Ich bin nicht sicher â«
»Bitte. Ich würde mich sehr freuen. Nur auf einen Drink.«
»Mr. Finborough â«
»Betrachten Sie es als Lohn für Ihren Fleià heute Abend. Bitte geben Sie mir keinen Korb.«
»Also gut«, sagte sie. »Wenn ich den Laden aufgeräumt habe.«
Sie sah ihm nach, als er die StraÃe hinunterging, und ihr ï¬el auf, dass sein Schritt beschwingt war. Seine Einladung hatte sie nicht überrascht, aber sie wusste, dass sie sie nicht hätte annehmen sollen. Warum hatte sie nicht einfach abgelehnt? Zumal seine Bemerkung über das
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