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Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hätte eine Verbindung mit einer fast mittellosen jungen Frau nicht gutgeheißen.»
    Kurz hielt er inne. «Verstehen Sie mich nicht falsch. Mit meiner Hedwig habe ich keine schlechte Wahl getroffen. Sie ist eine warmherzige, liebenswerte Frau, und ich habe sie sehr gern.» Er warf Frieda ein kurzes Lächeln zu, das diese jedoch nicht erwiderte.
    «Dennoch habe ich es lange bereut, dass ich nicht einmal den Versuch gewagt habe, meinem Herzen zu folgen. Wenn ich heute darauf zurückblicke, weiß ich natürlich, welches Glück mir dennoch beschieden war und ist. Ich habe eine wunderbare Frau, fünf wohlgeratene Kinder – was kann man sich mehr wünschen? Gleichwohl fühle ich mich Ihrer Frau Mutter nach wie vor sehr verbunden. Ihr Schicksal liegt mir am Herzen, ebenso wie das ihrer Familie und damit auch Ihres, Julius. Ich habe Ihren Vater stets für seine Zielstrebigkeit und Charakterstärke bewundert. Sie wissen es vielleicht nicht, er hätte eine wesentlich bessere Partie machen können, wenn er gewollt hätte. Die Mitgift jener Dame hätte es ihm sehr leicht gemacht, seinen Traum von einer eigenen Fabrik zu verwirklichen. Aber er hat sich für die Frau seines Herzens entschieden und dafür in Kauf genommen, dass sein Weg wesentlich steiniger wurde, als er es hätte sein müssen. Sie, Julius, sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Sie haben meine Hochachtung für Ihre Diskretion während des Skandals um Ihre verstorbene Gattin. Ich hoffte daher, Sie in meiner Familie willkommen heißen zu können. Da Sie sich aber so beharrlich gesträubt haben, erneut zu heiraten, kam mir der Gedanke, dem Glück ein wenig nachzuhelfen, indem ich Ihren Plänen ein paar Steine in den Weg legte und das eine oder andere Gerücht streute, Sie seien in Schwierigkeiten. Ich weiß, dass es absurd war, überhaupt an so etwas zu denken. Natürlich hatte ich vor, Ihnen die Wahrheit zu sagen, sobald …»
    «Sobald ich mit Frieda verheiratet gewesen wäre», ergänzte Julius bitter.
    Oppenheim nickte. «Ja. Wissen Sie, ich hatte schon lange vor, Lungenbergs Grund zu kaufen, denn ich wusste, dass er die Ziegelei abstoßen wollte. Sie und ich könnten zusammen einen großen, modernen Fabrikkomplex bauen. Aber Sie waren, genau wie Ihr Vater, so verflucht entschlossen, Ihren Weg allein zu gehen.» Er seufzte und ließ die Schultern hängen. «Ich hoffe, Sie können mir meine Dummheit eines Tages verzeihen.»
    Ehe Julius etwas darauf antworten konnte, mischte sich Frieda erneut ein. «Das ist ja alles schön und gut, Papa. Aber weshalb in aller Welt hast du dann Julius’ Geschäft noch mehr geschadet? Er ist fast ruiniert! Hast du wirklich geglaubt, er würde …»
    «Einen Moment!» Oppenheim hob beide Hände. «Damit wir uns recht verstehen: Mit dem finanziellen Desaster, das darauf folgte, habe ich nichts zu tun. Im Gegenteil, als ich merkte, dass jemand offensichtlich versucht, Julius in den Ruin zu treiben, habe ich alles getan, um ihm zu helfen.» Er wandte sich erneut Julius zu. «Sie müssen mir glauben, dass ich an den geplatzten Spekulationen nicht im Geringsten beteiligt war oder bin. Da war ein anderer am Werk, und ich stehe Ihnen nach wie vor in jedweder Hinsicht zur Seite.»
    Julius ging nachdenklich im Zimmer auf und ab. Es fiel ihm nicht leicht, die Neuigkeiten zu verdauen. Er fragte sich, ob Oppenheim die Wahrheit sagte. Allein, es war sehr unwahrscheinlich, dass sich ein nüchterner Geschäftsmann eine derartige Geschichte ausgedacht hatte.
    Nach einigen Augenblicken blieb Julius stehen und fixierte Oppenheim. «Wenn nicht Sie es sind – wer dann? Schnitzler behauptet, die Aktienverkäufe seien über Mittelsmänner gelaufen, und der wahre Besitzer sei anonym. Sämtliche Spuren, die mein Detektiv verfolgt hat, enden im Nichts oder wurden sorgfältig verwischt. Es kann sich aber nur um jemanden handeln, der mich und meine geschäftlichen Transaktionen gut genug kennt, um sie so gezielt zu sabotieren.»
    «Glauben Sie, Schnitzler selbst hat seine Hand im Spiel?» Besorgt rieb sich Oppenheim übers Kinn.
    «Nein.» Julius schüttelte den Kopf. «Auf so dünnes Eis würde er sich nicht begeben. Abgesehen davon ist ihm ebenfalls daran gelegen, die Sache aufzuklären, denn wenn meine Fabrik bankrottgeht, würde er einen guten Kunden verlieren – und eine Menge Geld.»
    Ein wenig schwerfällig erhob sich Oppenheim. «Sie wissen, dass Sie nach wie vor auf mich zählen können, Julius. Wenn Sie und Frieda erst

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