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Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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– oder vielleicht sogar verdreifachten?»
    «Wie gesagt, ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen», versprach Julius.
    Schnitzler warf einen Blick auf seine Taschenuhr und erhob sich. «Entschuldigen Sie, meine Herren, aber für mich wird es allmählich Zeit. Meine Gattin wird sich bereits wundern, wo ich bleibe. Herr Reuther, ich danke Ihnen für den angenehmen Abend und die vorzügliche Bewirtung. Wir werden Ihre Einladung nach Weihnachten ganz sicher sehr bald erwidern. Was unsere Geschäfte betrifft, so werden wir vor dem Jahreswechsel wahrscheinlich nicht mehr zu einer Einigung gelangen. Ich hoffe, diese wird uns dann gleich im Januar gelingen.»
    Oppenheim lachte dröhnend. «Dann bleibt uns ja noch ein bisschen Zeit, um Reuther zu überzeugen.» Er hatte sich ebenfalls erhoben und streckte Julius seine Hand hin, die dieser ergriff. «Auch ich danke für die freundliche Einladung und den gelungenen Abend.» Er senkte die Stimme ein wenig. «Unter uns – mit dieser Gouvernante haben Sie einen rechten Glücksgriff getan. Sie scheint ja auch in hausfraulichen Angelegenheiten sehr geschickt zu sein. Man merkt sofort, wenn die Hand einer Frau ein Haus in Schuss hält, nicht wahr?» Er hielt inne, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. «Gewiss ist es nicht dasselbe, als würde eine liebende Ehefrau sich um derlei Angelegenheiten kümmern. Ich weiß wirklich nicht, warum Sie nicht längst wieder geheiratet haben, Reuther. Sie sind noch jung. Wollen Sie sich nicht allmählich wieder entschließen, dem Junggesellenleben Lebewohl zu sagen?»
    Julius hob nur die Schultern. «Dazu muss mir erst die rechte Frau begegnen. Und dann hängt es nicht nur von mir ab, sondern auch von ihr.»
    Oppenheim lachte auf. «Kommen Sie, Reuther, welche Tochter aus gutem Hause, die noch alle Sinne beieinander hat, würde einen Antrag von Ihnen ablehnen? Sie haben sich zu einer der besten Partien Kölns gemausert, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Machen Sie etwas daraus.» Er zwinkerte vielsagend und wandte sich dann zum Gehen.
    Julius begleitete die Herren noch hinaus in die Diele, wo die Damen sich inzwischen ebenfalls eingefunden hatten. Entweder hatten sie nur auf die Männer gewartet, oder sie besaßen ein feines Gespür dafür, wann diese sich entschlossen, den Abend zu beenden. Julius wusste es nicht, wunderte sich jedoch immer wieder über dieses Phänomen. Als er sich nach Pauline umsah, stellte er fest, dass sie ein wenig blass wirkte, und fragte sich, womit die feinen Damen der Gesellschaft sie wohl gequält haben mochten.
    Sie sah in dem Kleid, das er ihr geschenkt hatte, entzückend aus. Sein dunkler Braunton passte auf eigenartige Weise zu ihren Augen, die manchmal mehr grau, ein andermal mehr blau wirkten. Paulines honigblondes Haar war zu dem modischen Knoten hochgesteckt, den derzeit beinahe alle jungen Damen trugen. An ihren Schläfen ringelten sich ein paar Löckchen, jedoch nicht so akkurat und übertrieben üppig wie etwa bei Frieda Oppenheim, deren rotes Haar ganz eindeutig mit einem Brenneisen behandelt worden war. Zwar hatte er auch bei Pauline ein solches Gerät bereits gesehen, doch schienen sich ihre weichen Haare gegen allzu hartnäckige Bemühungen zu wehren, sie in die gewünschte Form zu bringen, was ihm ausgesprochen gut gefiel.
    Diese Überlegung schob er schnell beiseite. Pauline war die Gouvernante seiner Kinder; an mehr war nicht zu denken. Nicht ohne Grund hatte er ihr das Versprechen gegeben, sie in Ruhe zu lassen.
    Ungebeten schob sich das Bild einer am Boden knienden Pauline vor sein inneres Auge, die die Holzdielen mit einer Bürste und einem Wischlappen bearbeitete. Die ihm hatte ausweichen wollen und dabei gegen ihn geprallt war. Die einen entzückenden schwarzen Fleck auf der Wange gehabt hatte. Entschlossen richtete Julius seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Gäste, die es zu verabschieden galt.
    ***
    «Nein! Hören Sie auf! Ich will das nicht.» Pauline wich vor Friedhelm Buschner zurück, der sich in die Bibliothek geschlichen hatte, als sie dabei war, einige Bücher zurück in die Regale zu stellen. Er hatte sie von hinten gepackt und zu dem breiten Diwan gedrängt. Pauline hatte nicht gewusst, dass Buschner im Hause war. Seine Frau war mit den Mädchen ausgegangen, und er hätte eigentlich bei irgendeiner Nachmittagsveranstaltung sein sollen. Doch seinen Zeitvertreib schien er sich heute anders vorzustellen. Ehe sie sich versah, lag sie rücklings auf dem Diwan und spürte, wie

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