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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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hinwegzusteigen, wenn man tief gefallen ist.“
    „Sie müssen sich schon intensiv mit allem auseinander gesetzt haben, wenn Sie sich Sorgen um ihn machen können.“
    „Und zu allem Überfluss vertraue ich mich auch noch einem Mann an, den ich kaum kenne. Ich schätze, ich bin nicht mehr die Tochter meines Vaters.“
    Pavel goss Champagner in zwei Kristallglas-Flöten. „Erzählen Sie mir ein bisschen mehr, wenn Sie möchten.“
    „Worüber?“
    „Über Ihren Vater. Irgendwas sagt mir, dass Sie sich gerade erst warm reden.“
    Sie nahm ihr Glas zwischen die Handflächen. „Wissen Sie, warum er mich Faith genannt hat?“
    „Nein, aber wahrscheinlich hat alle Welt damit gerechnet, dass nach Ihnen eine kleine Charity die Reihe fortsetzt.“
    „Heute war ich in der Georgetown-Bibliothek und habe die Bibliothekarin gebeten, mir einige Artikel über Hopes Entführung zu kopieren. Und wissen Sie, wie die erste Überschrift lautete?“ Sie prostete ihm zu. „Hope is lost.“
    „Aua.“
    „Dass mein Vater mich Faith genannt hat, war so etwas wie eine Verlautbarung: Selbst wenn man die Hoffnung verloren hat, kann man sich immer noch auf den Glauben stützen.“
    „Das darf doch nicht wahr sein.“
    „Er hat es natürlich nie zugegeben, aber ich trage diesen Namen natürlich nicht zufällig. Er war ein Mann, auf den sich die Wähler verlassen konnten. Nichts konnte Joe Huston umwerfen. Einen Mann, der an seinem Glauben festhielt. Ein rechtschaffener Mann.“
    „Der es einem aber schwer macht, ihn zu lieben.“
    Dem konnte sie nicht widersprechen. „Die Chancen, dass als Nächstes Charity an der Reihe gewesen wäre, standen schlecht. Barmherzigkeit jeglicher Art lag meinem Vater fern.“ Sie nahm einen Schluck Champagner und fügte hinzu: „Genau wie der Gedanke an ein drittes Kind, um ehrlich zu sein. Er hat sich zweimal als Vater versucht, ist beim ersten Mal grandios gescheitert, fand den zweiten Anlauf unerquicklich und lästig und hat keinen dritten Versuch unternommen.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie je unerquicklich und lästig waren.“
    „Stellen Sie sich vor, wie sich der Senator erst gefühlt hätte,wenn seine Tochter ein normaler Mensch geworden wäre: jemand mit einem eigenen Willen.“
    „Sie haben einen eigenen Willen, Faith.“
    „Noch nicht sehr lange.“ Sie lächelte, um ihm zu signalisieren, dass man sie deswegen nicht zu bedauern brauchte.
    „Und wohin hat Ihr eigener Wille Sie geführt?“
    „In die Küche eines Fremden, vor dem ich mein Leben ausbreite.“
    Er stützte dicht vor ihr seine Ellbogen auf. „Glauben Sie, dass Sie eines Tages wieder glücklich sein werden?“
    Sie wollte erneut lächeln, etwas Pfiffiges oder Kluges sagen, aber es ging nicht. Er musterte sie mit einem besorgten Blick, und obwohl sie ihn nicht sehr gut kannte, ahnte sie, dass das für ihn ungewöhnlich war.
    Offenbar interessierte er sich ernsthaft für sie. Sie spürte, wie er ihr näher kam, obwohl er sich überhaupt nicht bewegte. Er schien ihrer Antwort große Bedeutung zuzumessen – genauso wie sie.
    Sie beugte sich über den Tisch und neigte den Kopf. Sanft küsste sie seine Lippen, und der Kuss dauerte länger, als sie erwartet hatte, ein Kuss, der als Bestätigung gedacht war, sich aber zu einer Frage auswuchs.
    Seine Lippen waren warm und schmeckten nach Champagner, und das Einzige, was sie an diesem Kuss störte, war die Granitplatte, die sie daran hinderte, mehr von Pavel zu spüren.
    Sie ließ sich wieder auf ihren Hocker sinken und lächelte. „Ich glaube, dass ich im Moment ziemlich glücklich bin.“

18. KAPITEL
    Kurz vor der vereinbarten Rückkehr von Remy und Alex kam Faith nach Hause. Pavel und sie hatten sich bei „Sea Catch“ am C & O Canal mit seinen Freunden getroffen und auf einem schmalen, von Bäumen beschatteten Balkon die besten Meeresfrüchte gegessen, die Virginia zu bieten hatte. Joan und Carter Melvin waren fast ebenso ungezwungen und warmherzig wie Pavel und gaben ihr von Anfang an das Gefühl, in ihrem Kreis willkommen zu sein.
    Sie hätte nicht vermutet, dass ihr eine nette Unterhaltung und Krabbenküchlein so gut tun würden. Joan und Carter hatten vor kurzem ein Haus in Glover Park, das an der Grenze zu Georgetown lag, gekauft. Auch sie steckten mitten in der Renovierung, wie offenbar die halbe Stadt. Und sie interessierten sich für historische Themen.
    „Sie bringen also wirklich die Geschichte Ihres Hauses zu Papier?“ Joan, eine attraktive

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