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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Gast so zu behandeln?“
    „Gast? Er hat dich geküsst! Das ist ja wohl kein normaler Gast!“
    „Remy, hier geht es nicht um mich. Jetzt reden wir mal über dich. Darüber, dass du in der Schule versagst, dass du den Lehrern frech kommst. Du scheinst zu glauben, weil sich dein Leben geändert hat, hätte alles, was man dir beigebracht hat, keine Bedeutung mehr. Aber es gibt keine Entschuldigung für Faulheit, Gemeinheiten und Lügen.“
    „Welche Lügen?“
    „Ich habe dich jeden Abend gefragt, ob du deine Hausaufgaben gemacht hast, und jeden Abend hast du mit einem Ja geantwortet. Heute hat mich eure Vertrauenslehrerin angerufen. Ihr zufolge war das gelogen.“
    Erleichterung huschte über Remys Gesicht, so rasch, dass Faith sich nicht ganz sicher war, ob sie sich verguckt hatte. „Die Aufgaben sind doof und viel zu einfach. Ich kann das alles vorwärts und rückwärts runterbeten. Auf Fleißarbeit habe ich keine Lust.“
    „Wenn du das alles so prima kannst, wieso verhaust du dann die Klausuren? Glaubst du, du bist zu fein für diese Schule? Ist es das? Oder versuchst du zu beweisen, wie schrecklich dein Leben ist? Tust du das alles, damit dein Daddy und ich uns noch miserabler fühlen als ohnehin schon?“
    „Mir doch egal, wie ihr euch fühlt! Ich hasse die Schule. Ich hasse die Kids, und ich hasse die Lehrer. Nichts ist so wie früher. Niemand kann mich leiden.“
    „Weil du dich nicht bemühst.“
    „Warum sollte ich? Die Freundinnen, die ich früher hatte, haben sich alle verkrümelt.“
    „Du hast keinerlei Versuche unternommen, mit ihnen in Kontaktzu bleiben. Wenn sie dich eingeladen haben, bist du nicht hingegangen. Und zu dir hast du sie auch nicht eingeladen.“
    „Sie wissen es! Sie wissen alles!“
    „Wenn sie deine Freunde sind, macht ihnen das nichts aus.“ „Ich brauche keine Freunde. Ich hatte welche, und was hat es mir gebracht? Sie können an dem ganzen Mist doch nichts ändern. Daddy war dein Freund, und was hat er getan?!“
    „Er hat mir wehgetan. Da hast du Recht. Aber Freunde verzeihen einander. Wenn wir irgendwann aus dem Schlimmsten heraus sind, kann ich ihm vielleicht vergeben.“
    „Schwachsinn! Ich glaube das nicht. Das sagst du nur so. Das ist gelogen. Ihr seid alle solche Heuchler.“
    Faith hatte keine Ahnung, was sie erwidern sollte. David und sie hatten die Kinder in einer schwarz-weißen Welt aufgezogen und keinen Gedanken daran verschwendet, dass ihre Tochter mit all den Grautönen des Lebens nicht zurechtkommen könnte.
    „Du hast bis auf weiteres Hausarrest“, verkündete Faith. „Ich werde dich so lange unter ständiger Beobachtung halten, bis ich mir sicher sein kann, dass du wieder fleißig lernst und deine Hausaufgaben erledigst. Bis dahin hole ich dich jeden Nachmittag von der Schule ab.“
    „Du kannst mich nicht einsperren.“
    „Das werden wir ja sehen.“
    „Und was erzähle ich ... Billie? Du willst, dass ich Freundschaften schließe, aber die einzige Freundin, die ich habe, hältst du von mir fern.“
    „Ich habe Bedenken, was Billie angeht. Vorerst kannst du sie hierher einladen, wenn du sie treffen willst.“
    „Sie wird nicht kommen. Sie findet dich seltsam. Sie meint, du würdest uns dauernd auf der Pelle hocken.“
    „Tja, wenn sie mich letztes Mal schon zu neugierig fand, wird sie beim nächsten Mal Augen machen.“
    „Ich hasse dich! Und ich hasse diesen Mann! Ich will nicht, dass er herkommt. Rumknutschen könnt ihr woanders!“ Remy machte kehrt und stürmte die Treppe hinauf.
    Als Faith sich so weit gefangen hatte, dass sie zu den anderen in den Garten gehen konnte, rief Alex triumphierend: „Ich hab’s gefunden!“
    Es gab nur eins, wonach Alex gesucht hatte: „Violets Name?“
    Dottie Lee war noch da. „Er wird es Ihnen zeigen.“
    Pavel lächelte Faith mitfühlend zu. „Ist es gut gelaufen, als ich weg war?“ erkundigte er sich.
    „Gut wird es wohl erst wieder laufen, wenn sie einundzwanzig ist.“ Sie schlenderte zum Ende des Grundstücks, wo Alex neben einer Art Mulde in die Knie gegangen war.
    „Schau mal hier, Mom!“
    Pavel begleitete Faith, und beide hockten sich neben den Jungen. „Wo?“ fragte Faith.
    Der Tonnenmann riss noch immer Efeu aus dem Boden. Alex streckte den Finger aus. „Genau hier.“
    Auf der untersten Gartenebene war eine Art Natursteinterrasse von etwa drei Metern Kantenlänge angelegt worden. Die rechteckigen, moosbedeckten Steine waren sorgfältig aneinander gefügt worden und bildeten eine

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