Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
kommen in ein paar Minuten nach. Jemand muss ihm erklären, warum du so wütend bist.“
    Einen Augenblick lang erstarrte Lydia, dann eilte sie ohne ein Wort oder einen Blick die Stufen hinauf.
    „Ach Mensch, kann ich nicht hier draußen auf euch warten?“ fragte Remy.
    „Auf keinen Fall. Na los.“ Faith zeigte mit dem Kopf zur Tür. „Und geh deiner Großmutter aus dem Weg, bis ich bei euch bin.“
    „Ich will gar nicht wissen, warum sie so bekloppt ist“, sagte Alex, sobald die beiden anderen verschwunden waren. „Sie ist immer bekloppt. Sie hasst mich.“
    „Sie hat heute sehr wenig Geduld.“ Faith setzte sich auf die dritte Stufe und klopfte auf den Platz neben ihr. Sie war sich unsicher, wie viel sie ihm anvertrauen sollte.
    Er setzte sich neben sie und schmiegte sich an; sein rotes Haar kitzelte auf ihrer Schulter. Sie legte einen Arm um ihn. „Es tut mir Leid, mein Schatz. Deine Großmutter hat nicht viel Erfahrung mit Kindern, mit Jungs schon gar nicht.“
    „Warum hat mein Gespenstergeheul sie so aufgeregt?“
    „Du erinnerst dich bestimmt, was mit meiner Schwester passiert ist. Du musst die Geschichte tausendmal gehört haben.“
    „Sie ist entführt worden.“ Er zuckte mit den Achseln, wobei er seine Schulter freundschaftlich an ihrer rieb. „Mehr weiß ich nicht.“
    „Vor langer Zeit haben deine Großmutter und dein Großvater in diesem Haus gewohnt.“
    „Tja, sieht so aus, als hätte seitdem keiner mehr hier gelebt. Außer Geistern vielleicht. Das war alles, was ich sagen wollte.“
    Faith tätschelte sein Knie. „Keiner, der sich um das Gebäude gekümmert hätte. Aber das Haus hat schon immer der Familie meiner Mutter gehört, und nachdem sie geheiratet hatte, ist sie hier eingezogen. Einige Zeit später brachte sie ihre erste Tochter vom Krankenhaus hierher.“
    „Hope.“ Alex scharrte mit dem Fuß über die unterste Stufe. „Den Teil kenne ich.“
    „Stimmt. Meine Mutter hat die kleine Hope zum Schlafen in ihr Bettchen im Kinderzimmer gelegt. Als sie später nach ihr sehen wollte, war das Baby verschwunden.“
    „Und wurde nie wiedergefunden.“ Alex scharrte energischer.
    „Niemals. Obwohl die Geschichte monatelang durch die Nachrichten ging und Hunderte von Polizisten an dem Fall arbeiteten. Niemand hat je herausgefunden, was mit Hope passiert ist.“
    Alex versuchte sich einen Reim darauf zu machen. „Das ist so lange her. Und ich habe keinen entführt. Warum ist sie wütend auf mich?“
    „Ist sie ja gar nicht. Sie ist nur ... Sie wird immer traurig, wenn sie herkommt, weil das Haus sie an Hope erinnert. Vielleicht wäre es nicht so schlimm, wenn wir wüssten, was mit dem Kind geschehen ist, aber wir haben keine Ahnung. Niemand weiß es. Deshalb kann deine Großmutter keinen Schlussstrich unter die Sache ziehen. Verstehst du?“
    „Ich verstehe viel mehr, als du glaubst.“
    Faith glaubte, die Stimme des Mannes zu hören, der Alex einmal werden würde. Solche Vorboten vernahm sie neuerdings häufiger. „Das freut mich.“
    „Als ich gesagt habe, hier spukt’s, hat sie also gedacht, ich rede von Hope?“
    „Genau.“ Nach einer Weile fuhr Faith fort: „Jahrelang hieltsich das Gerücht, dass man oben im zweiten Stock manchmal tief in der Nacht ein Baby weinen hören kann.“
    „Un-heim-lich!“
    „Ja. Nun ja. Das ist nur eine von diesen Schauergeschichten, die die Leute so gerne erzählen. Die Stadtteilführungen haben dafür gesorgt, dass sie nicht in Vergessenheit geraten ist.“
    Alex sprang auf und wollte weiter. „Ich würde gern hier leben. Es wäre cool herauszufinden, ob an der Geschichte was dran ist.“
    „Erwähne das bloß nicht gegenüber deiner Großmutter, okay? Sie würde das bestimmt nicht cool finden.“
    „Ich wollte sie nicht traurig machen.“
    „Vielleicht solltest du ihr das mitteilen, sobald sie sich wieder beruhigt hat.“
    „Sie hört eh nicht zu, wenn ich etwas sage.“
    Faith fürchtete, dass er Recht hatte. „Vielleicht hört sie zu, aber begreift manchmal nicht, was du ihr mitteilen willst.“
    „Du bist auch traurig. Jetzt immer.“
    Faith hielt es für falsch, Kinder zu belügen. Deshalb antwortete sie: „Tut mir Leid. Ich bin traurig.“
    „Ich auch.“
    Sie griff nach seiner Hand. „Ich weiß. Du hättest es gern, wenn alles wie früher wäre.“
    „Wie konnte Dad uns das antun? Remy verkraftet das nicht. Ich halte es aus. Ich bin ein Junge. Aber sie hasst ihn, und vielleicht tue ich das auch.“
    Sie konnte ihm nicht

Weitere Kostenlose Bücher