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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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oder?“
    „Wenn wir uns beeilen, kriegen wir den Sonnenuntergang noch mit.“
    „Das wäre schön. Und auf dem Rückweg würde ich gerne ein paar Sterne sehen.“
    „Vielleicht lässt sich das einrichten. Du wirst deinen Mantel brauchen.“
    Sie ergriff seine Hand und ließ sich hochziehen. Als sie schließlich stand, schwankte sie ein wenig. Er legte den Arm um sie. „Hoppla.“
    „Keine Sorge, das liegt nicht am Wein. Mein eines Bein ist eingeschlafen.“ Sie schaute ihn an. Helle Wimpern umrahmten ihre himmelblauen Augen. „Das Essen war großartig, Pavel. Danke.“
    Er überlegte, ob es sich bei dem Spaziergang tatsächlich um eine gute Idee handelte. Faith war jahrelang verheiratet gewesen. Er vermutete, dass sie sich die Abwehrstrategien allein stehender Frauen erst wieder aneignen musste. Wahrscheinlich hatte sie keine Ahnung, was ihr offener Blick und das Gewicht ihres Körpers in seinen Armen bei ihm auslösten.
    Andererseits konnte es sein, dass sie sich dessen sehr wohl bewusst war.
    „Wie schön, dass es dir gefallen hat.“ Er ließ sie los und guckte sie prüfend an, weil er sichergehen wollte, dass ihre Füße sie wieder trugen. „Und auch die frische Luft wird dir gut tun.“
    „Dann los.“
    Sein Blick fiel wieder auf die großen, weichen Kissen, mit denensie es sich auf dem Perserteppich vor dem Kamin gemütlich gemacht hatten, in dem immer noch Flammen loderten. Die Stereoanlage hauchte eine sinfonische Dichtung von Liszt, die den Raum mit Sinnlichkeit erfüllte.
    Er riss sich zusammen und ging zum Garderobenschrank im Flur. „Ich hole meinen Mantel.“
    „Meiner hängt in der Nähe der Haustür. Ich treffe dich draußen.“
    Er wühlte eine volle Minute im Schrank herum und hoffte inständig, dass diese Frau – wie alle anderen – in seinem Leben keine zu wichtige Rolle spielen würde.
    Faith war bester Laune und versuchte zu ergründen, ob sie dieses Hochgefühl dem Wein, dem Essen, der klaren Bergluft oder einfach Pavels Gegenwart zu verdanken hatte. Das herauszufinden erschien ihr wichtig – dass sie es nicht auf Anhieb sagen konnte, ebenfalls. Irgendwo am Rande ihres Bewusstseins keimte die Gewissheit auf, dass die Antwort – wie auch immer sie lautete – der Schlüssel zu einem Teil ihrer Zukunft war.
    „Es ist so schön, wie ich es mir vorgestellt habe“, meinte sie nach langem Schweigen.
    Sie waren am Ufer des Teiches entlangspaziert, zu einem schlichten Pavillon, von dem aus man das ganze Tal überblicken konnte. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon Seite an Seite auf dieser alten hölzernen Hollywoodschaukel saßen, die Füße auf einem Teppich aus Koniferennadeln. Lange genug, um das Purpurrot des Sonnenuntergangs verblassen zu sehen. Lange genug, um zu erleben, wie der Herbstmond am Horizont aufstieg und die ersten Sterne am Himmel schimmerten.
    Pavel hatte einen dicken Wollpullover angezogen, und jetztschlug er den Kragen hoch. „Wenn die Blätter sich verfärben und die Luft so frisch wird, versuche ich, möglichst jedes Wochenende herzukommen.“
    „Ich hätte dich nie für einen solchen Naturburschen gehalten. Allein dieses Anwesen wäre schon Grund genug, ,Scavenger‘ nicht aufzugeben.“
    „Wenn ich die Firma verlasse, kann ich das Ganze hier einfach kaufen. Steht in meinem Vertrag.“
    Sie konnte sich vorstellen, dass er – wenn er aus der Firma wirklich ausscheiden würde – genügend Geld hätte, um ganz West-Virginia zu kaufen. „Du benimmst dich nicht wie ein reicher Mann, Pavel. Ich hätte nie vermutet, dass du so viel Geld besitzt.“
    „Du bist ja auch wirklich nicht von selbst darauf gekommen.“
    „Die Rolex mit den Mörtelspritzern hätte mich eigentlich stutzig machen müssen. Nicht, dass es eine große Rolle spielen würde. Nur ziehen sich reiche Leute manchmal in ihre eigenen, abgehobenen Welten zurück, und du wirkst so ganz und gar nicht abgehoben.“
    „Weil ich einen zerbeulten Subaru fahre und mein Haus selbst renoviere?“
    „Weil du mit Hühnchen-Curry und thailändischem Essen in braunen Papiertüten vorbeikommst und unter meine Spüle kriechst, um undichte Stellen zu finden.“
    „Hast du eine Ahnung, wie viele Internetfirmen jedes Jahr Pleite gehen? ,Scavenger‘ war eine gute Idee, aber davon gibt es Tausende. Ich hatte Glück. Ich wüsste nicht, warum mich das in einen anderen Menschen verwandeln sollte.“
    Sie piekste ihn in den Arm. „Ein Ausbund an Bescheidenheit.“
    „Hey, ich bin schon ziemlich bescheiden zur

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